Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
hocherfreut. Aber als die Tür aufgeweht wurde und die Vögel erneut zu zwitschern begannen, verzog er das Gesicht und bedeutete Josette, den Ton zu ändern.
»Das kann ich nicht«, erklärte sie und schritt auf das Gerät an der Wand zu. »Ich weiß nicht, wie. Du wirst erst mal damit leben müssen.«
»Womit leben?«
Josette wirbelte herum. »Annie! Ich habe dich gar nicht hereinkommen hören!«
Annie zeigte auf die geöffnete Tür.
»Du weißt schon, dass Selbstgespräche führen eines der ersten Anzeichen ist für …« Ihre Stimme wurde schwächer, und sie vollführte eine Kreisbewegung mit dem Finger an ihrer Schläfe.
Josette warf Jacques, der seine helle Freude an ihrem Unbehagen hatte, einen vernichtenden Blick zu.
»Du klingst so … so anders«, bemerkte Josette, bestrebt, das Thema zu wechseln.
Annie bleckte die Zähne – und was für Zähne das waren! Ein schimmerndes, neues Gebiss.
»Ich fand, dass es an der Zeit ist, mein Image aufzupolieren«,sagte sie in klarer, deutlicher Aussprache, auch wenn ihr hiesiger Akzent davon unberührt blieb. Sie zeigte auf die Auberge . »Wie ich sehe, warst du erfolgreich! Hab gerade Christian und Monsieur Webster getroffen, die quatschend die Straße herunterkamen.«
»Drücken wir die Daumen«, erwiderte Josette.
»Na, das wäre ja dann wohl ein Grund zum Feiern. Ich mache Kaffee und rufe Véronique runter, und du öffnest die Pralinenschachtel.«
Als sie die Pralinen und den Wein sah, die sich immer noch auf der Theke befanden, begriff Josette erst, dass sie Paul ohne ein Dankeschön hatte gehen lassen.
Kapitel 16
»Wie war sein Name noch mal?«, zischte Lorna Paul zu, während Christian so zu tun versuchte, als wäre er gar nicht da, und sich alle Mühe gab, mit der Holzverkleidung des Speiseraums zu verschmelzen. Auch wenn er die Worte nicht verstand, so kannte er sich doch gut genug mit Frauen aus, um zu wissen, wann eine stinksauer war.
»Ist doch egal, wer er ist. Er braucht unsere Hilfe.«
»ER braucht UNSERE Hilfe? Und was ist mit der Hilfe, die wir brauchen, und alles nur wegen ihm! Fährt vorbei und hupt uns freundlich zu, während er uns in Wahrheit in den Rücken fällt!«
»Hör zu, du musst ja nicht mitkommen. Es wird auch nicht lange dauern.«
Lorna schnappte sich ihre Jacke und den Schlüssel für die Hintertür.
»Und ob ich mitkomme. Sonst schenkst du ihm die Auberge am Ende noch!«
Paul zauste ihr liebevoll das Haar. Er wusste aus Erfahrung, dass Hunde, die bellen, nicht beißen. Trotzdem bedeutete er Christian, als Erster zur Tür hinauszugehen, um ihm dann vor Lorna hinauszufolgen.
Die Fahrt hinauf zu dem hinter Picarets gelegenen Hof verlief schweigend. Lorna war auf dem Rücksitz zu sehr damitbeschäftigt, gegen ihre Übelkeit anzukämpfen, um ihre Schimpftirade fortzusetzen, und Christian und Paul waren beide zu verlegen für Geplauder. Endlich bedeutete der Landwirt Paul, rechts ranzufahren, und sie stiegen alle aus.
»Oh, ich weiß, wo wir sind!«, rief Lorna, deren Erleichterung, aus dem Wagen heraus zu sein, größer war als ihr Verdruss. Sie zeigte auf den Pfad an dem nahegelegenen Hang. »Von dort haben wir doch gesehen, wie der Mann von dem Stier gejagt wurde.«
Paul blickte zu der leeren Weide hinüber. Ein Drahtgewirr ließ die Stelle erkennen, wo das Tier durch den elektrischen Zaun entkommen war. »Das muss derselbe Stier sein.«
Christian ging auf der Straße, einem älteren Mann entgegen, der auf sie zukam. Er war dünner als Christian, vom Alter ein wenig gebeugt und hatte lockiges Haar, das mehr grau als blond war. Dennoch war die Familienähnlichkeit nicht zu übersehen. Während sie sich leise berieten, deutete der ältere Mann in die Wälder hinein, als weise er auf einen möglichen Aufenthaltsort des Ausreißers hin.
Als Christian seinen Vater, André, vorstellte, nahm der Lornas ausgestreckte Hand und küsste diese überschwänglich.
»Ich bin entzückt, Sie kennenzulernen«, sagte er, und seine Augen funkelten vor Übermut.
»Hör auf zu flirten, Papa, wir müssen einen Stier fangen«, witzelte Christian, der sich mühte, einen leichten Plauderton anzuschlagen. Er schüttelte Pauls Hand, um sich von ihm zu verabschieden. »Vielen Dank für die Mitfahrgelegenheit. Ich weiß das zu schätzen.«
»Aber können wir Sie nicht helfen den Stier suchen?«, bot Paul an, und zu seinem Erstaunen schloss sich Lorna an.
»Ja, ja. Wir suchen auch.«
Christian kratzte sich am Kopf. Er zögerte, die dringend
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