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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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freimütigen Blick zu. »Nun, streng genommen schon, aber man hat mich benutzt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das habe ich bis heute auch nicht verstanden!« Christian holte tief Luft und erzählte ihnen die ganze Geschichte um die Auberge, von der Art und Weise, wie der Bürgermeister sie alle manipuliert hatte, damit die Immobilie wiederauf den Markt kam. Als er fertig war, hatten sogar André und Josephine Schwierigkeiten, es zu begreifen.
    »Also war es eigentlich nie seine Absicht, dass die Gemeinde die Auberge kauft?«, fragte André.
    »Nein. Ich glaube, er wusste, dass es schwierig gewesen wäre, sich herauszureden, wenn am Ende doch sein Schwager sie bekommen hätte.«
    »Also warum …?« Pauls Sprachkenntnisse ließen ihn im Stich, als er sich bemühte, sich einen Reim auf diese Enthüllungen zu machen.
    Christian setzte ein selbstironisches Lächeln auf. »Er kennt mich zu gut. Er hat darauf spekuliert, dass ich Einwände gegen eine solche Enteignung erheben und eine Alternative vorschlagen würde … was ich ja auch getan habe.«
    »Die Prüfung!«, rief Lorna.
    Christian nickte. »Das war meine Idee. Um Sie davor zu bewahren, von der Gemeinde aufgekauft zu werden. Aber ich hatte keine Ahnung, dass ich Serge Papon damit geradewegs in seine dreckigen Hände spielen würde. Es tut mir ja so leid. Ich dachte, ich würde das Richtige tun. Aber als Josette und ich versucht haben, ihn nach der Prüfung davon abzuhalten, die Auberge zu schließen, hat er sichergestellt, dass ich nicht in der Lage sein würde, dem Rat meine Argumente vorzutragen.«
    »Willst du etwa damit sagen, dass dieser Schurke Papon Bernard dazu gebracht hat, Sarko absichtlich von der Weide zu lassen, damit du der Versammlung fernbleibst?«, fragte Josephine mit einer gefährlichen Schärfe in der Stimme.
    »Das kann ich natürlich nicht beweisen. Aber, ja, ich kann mir vorstellen, dass es sich genau so abgespielt hat. Er war offenbar besorgt, dass es mir gelingen würde, die anderen zu überreden, gegen die Schließung zu stimmen.«
    »Wir hatten keine Chance!«, erklärte Lorna. »Vom Anfang an keine Chance!«
    »Stimmt. Die hatte keiner von uns.«
    »Also, was werden Sie jetzt unternehmen?«, erkundigte sich André und blickte Paul mitleidig an.
    »Sie sollten kämpfen!« Josephine fuchtelte mit ihrer Faust. Paul schüttelte den Kopf.
    »Wir sind mit Kampf am Ende. Wir haben kein Geld für Reparatur. Wir bekommen keinen Zuschuss. Morgen bieten wir Auberge zum Verkauf. Der Bürgermeister hat gewonnen.«
    Christian entdeckte einen gewissen Vorwurf im Blick seiner Mutter, als die ihn ansah.
    »Es muss doch irgendetwas geben, was wir tun können«, beharrte sie. »Es muss doch irgendeinen Ausweg geben.«
    »Es tut mir leid, aber ich kann die Schließung nicht aufheben, und ich habe ganz bestimmt nicht genug Geld, um es für die Reparaturkosten vorstrecken zu können.« Christian hielt inne, als er die Worte in seinem Kopf widerhallen hörte. Er mochte nicht das nötige Geld haben, aber was die Reparaturen anging … Mit einem Mal überschlugen sich seine Gedanken.
    »Möglicherweise gibt es doch noch etwas, was man versuchen könnte. Geben Sie mir vierundzwanzig Stunden Zeit, ja?«, bat er Paul, ohne näher auf Einzelheiten einzugehen.
    Paul nickte. Ein weiterer Tag würde schwerlich einen Unterschied machen.
    »Ich werde mich morgen bei Ihnen melden. Trinken wir auf einen glücklichen Ausgang!«
    Sie hoben alle ihre Gläser, und als sie dies taten, begann André in der Luft zu schnuppern. »Brennt da was?«
    »Mist!« Josephine sprang auf und hastete zum Ofen hinüber. Als sie die Tür öffnete, quoll dichter schwarzer Rauch daraus hervor. »Oh nein! Ich glaube, ich habe es anbrennen lassen!«
    »Wie kann man Bœuf Bourguignon anbrennen lassen, Maman?«, fragte Christian ungläubig.
    Sie zuckte mit den Schultern und wedelte den schlimmsten Qualm mit dem Geschirrtuch fort.
    »Ist mir auch schleierhaft. Das muss wohl an diesem Ofen liegen.« Sie blickte auf und lächelte keck. »Aber wenigstens ist der Nachtisch nicht selbst gemacht.«
    Christian verdrehte betrübt die Augen, während André bloß nach der Whiskyflasche griff und Pauls Glas auffüllte.
    »Wie ich schon sagte«, murmelte er. »Eine kleine Stärkung kann nie schaden.«
    Das Essen war in vielerlei Hinsicht denkwürdig. Das Bœuf Bourguignon hatte einen bitteren Geschmack, der auch das Gemüse und die Soße durchdrungen hatte, und die Kartoffeln, die Josephine dazu servierte,

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