Monster

mit Dollard zusammenzuarbeiten, um den Nachschub an Drogen nicht abreißen zu lassen, aufpassen, dass Dollard sie nicht übers Ohr haute, und sich an Ciaire ranmachen, um so Informationen darüber zu bekommen, w~‘ Ciaire über Peake erzählte. Denn er hatte garantiert mit Cla: über Peake gesprochen. Das war die Basis der Beziehung zwischen ihr und ihm.«
    »»Cherchez la femme<«, sagte Milo. »Der Kerl sucht sie nicht nur, er sammelt die femmes regelrecht.« Er ließ seinen Blick über das zusammengeklaute Warenlager schweifen. »Dass Heidi heute Nacht mit ihm und Peake zusammen unterwegs war, bedeutet vermutlich, dass sie bei der Flucht geholfen hat. Sie als seine Komplizin in Starkweather konnte die Flucht natürlich um einiges erleichtern. Gestern, als wir ihr das letzte Mal über den Weg gelaufen sind, war sie doch mit Peake in der Nähe vom Personalaufzug unterwegs. Vermutlich ein Probelauf für heute Nacht.«
    »Unter Garantie. Sie und Crimmins mussten einen Probedurchgang machen, denn egal in welcher psychischen Verfassung Peake auch sein mochte, er war sechzehn Jahre eingesperrt und von daher in seinem Verhalten schwer vorhersehbar. Es ist außerdem möglich, dass das Ganze erst für später geplant war, der ursprüngliche Zeitplan für Peakes Flucht aber über den Haufen geworfen werden musste, weil du schon zu nah dran warst. An dem Tag hast du Heidi gefragt, ob Peake den Namen Wark erwähnt hatte. Und sie hat einen Augenblick gezögert. Vermutlich erschrocken darüber, dass du den Decknamen schon rausbekommen hattest. Aber sie ist trotzdem cool geblieben. Meinte nur, das wäre ein seltsamer Name, hätte sie noch nie gehört. Und dann hat sie von Wark abgelenkt, indem sie auf Dollard zu sprechen kam und erzählte, dass er wegen Vernachlässigung der Dienstpflichten bei der Polizei rausgeflogen ist. Weil Dollard eigentlich nur noch ein Klotz am Bein war. Was die Drogenschiebereien anging, konnten sie eigentlich ohnehin auf ihn verzichten. Also haben Crimmins und Heidi einen Plan ausgetüftelt, bei dem sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnten: erstens Dollard loswerden und zweitens Peake aus Starkweather rausholen. Und noch etwas: Sofort nachdem Heidi uns von Dollard erzählt hatte, brachte sie das Gespräch doch wieder auf Wark. Wer er denn wäre. Ob er wirklich Peakes Freund gewesen ist. Warum interessierte sie das?
    Weil sie genau herausfinden wollte, was wir wussten. Und uns ist nicht aufgefallen, dass sie uns aushorchen wollte, weil wir sie als Verbündete betrachtet haben.«
    »Eine Schauspielerin«, sagte Milo.
    »Die unter Stress die Ruhe bewahrt. Eine ziemlich abgebrühte junge Dame. Vermutlich hing sie schon in dem Moment, als wir zur Tür raus waren, am Telefon und hat Crimmins davon erzählt, dass du hinter sein Alter Ego gekommen bist. Und er hat beschlossen, dass es an der Zeit war, aktiv zu werden.«
    »Tja, ganz schön abgebrüht«, sagte Milo. »Und was hat es ihr genutzt?«
    »Sie war nicht nur abgebrüht, sondern auch dreist«, sagte ich. »Immerhin ist sie schon einmal mit Drogen erwischt worden, aber das hat sie nicht davon abgehalten, den Giftschrank in Starkweather auszuräumen. Die hat ganz gerne mit dem Feuer gespielt, das war garantiert auch eine der Triebfedern für ihre Beziehung mit Crimmins - der Reiz der Gefahr. Und dass sie scharf auf Nervenkitzel war, beweist ja ihre Liebe zum Freeclimbing. Durch ihre Vorliebe für brenzlige Situationen hat sie möglicherweise Crimmins erst kennen gelernt. Castro hat uns doch erzählt, dass es Derrick und seinem Bruder Cliff auch vor allem um Nervenkitzel ging. Schnelle Autos, schnelle Motorräder. Der Rausch der Geschwindigkeit. Gut möglich, dass Derrick und Heidi sich bei irgendeinem Treffen von Extremsportlern begegnet sind.«
    »Scharf auf den Adrenalinrausch«, sagte Milo. »Irgendw nutzt sich das eine ab, und es muss etwas Neues her.«
    »Die Verbrechen von Crimmins haben durchaus ein finanzielles Motiv, aber ich habe schon die ganze Zeit über gesagt, dass der Nervenkitzel für ihn eine entscheidende Rolle spielt. Crimmins ist darauf versessen, sich eine eigene völlig verquere Welt zu schaffen und darüber die totale Kontrolle auszuüben. Er schreibt das Drehbuch, engagiert die Mitspieler und schie’ sie herum wie Schachfiguren. Und wenn sie ihre Szene geha haben, wirft er sie weg. Für Heidi war es ein aufregender Zeitvertreib, aber sie machte den Fehler zu denken, sie wäre ein gleichberechtigter Partner für