Monster Kontrolle
Blatt Papier, mit Runen bedeckt. Es hatte Monster eine volle Woche gekostet, sie alle richtig niederzuschreiben. Danach war er einfach in eine öffentliche Bibliothek gegangen und hatte ein paar Dutzend Kopien durchlaufen lassen.
Monster versuchte, den neuen Körper zu aktivieren. Das Papier faltete sich zu einem Gesicht.
»Die gewünschte Wesenheit ist momentan nicht verfügbar. Bitte versuchen Sie es später noch einmal. Wenn Sie eine Nachricht hinterlassen wollen, sprechen Sie bitte nachdem...«
Monster strich das Papier glatt. Er konnte Chester keinen Vorwurf machen, dass er ihm absagte. Der Gnom hatte auf seiner eigenen Ebene auch Verpflichtungen. Monster steckte das Papier in seine Tasche. Er würde es später noch einmal versuchen.
Dann ging er zurück in die Küche und nahm sich ein Bier. Er setzte sich und starrte den Greif-Stein an, während er die Flasche austrank.
Er konnte sich nicht vorstellen, warum Judy ihm ständig Kryptos schickte. Er war sich sicher, ihre Abneigung musste gegenseitig sein. In ihrem Unterbewusstsein hatte sie sogar versucht, ihn umzubringen. Sicher, sie hatte es nicht besonders ernsthaft versucht, aber das bedeutete nicht, dass er schon darüber hinweg war. Alles, was sie seit ihrer ersten Begegnung getan hatten, war zu streiten und sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Na gut, noch schwerer. Sie hatte es sogar selbst gesagt.
Warum also er?
Er beschloss - Schuldgefühle hin oder her -, dass er mehr als alles andere ein bisschen Schlaf brauchte. Selbst in bester Form war er nicht allzu gut ohne Chester. Vielleicht würde er die Lage am Morgen besser im Griff haben. Vielleicht würde er aufwachen und hätte alles verstanden und wüsste genau, was er tun musste, um alles in Ordnung zu bringen. Wahrscheinlich nicht, aber jetzt war er fertig. Ein bisschen Schlaf konnte nicht schaden.
Das Haus bebte. Monster griff nach einem Stuhl, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Vielleicht war das nur ein Erdbeben, hoffte er wider besseres Wissen. Er hätte es kommen sehen müssen. Zuerst der geflügelte Hengst. Dann der Greif. Jetzt das. Ein Nein ließ sie nicht gelten.
Das Rumpeln wurde heftiger. Töpfe und Pfannen ergossen sich scheppernd auf den Boden. Das ganze Haus zitterte so stark, dass die Möbel verrutschten und hüpften. Monster hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
»Verschon mich!«, schrie er den transformierten Greif an. »Kannst du dir nicht einfach jemand anderen suchen?«
Das Wohnzimmer explodierte, als ein riesiger, violetter Wurm durch den Boden brach. Die Bestie stieß ein ersticktes, fauchendes Kreischen aus und bedeckte Monster mit einem Spuckeregen. Eine lange Zunge schoss aus seinem gekräuselten, gerundeten Maul und verhakte sich um Monsters Knöchel. Er griff nach etwas, einfach nach irgendetwas. Doch alles, was er fand, war ein Küchenstuhl, den er schließlich mitschleppte, als ihn der Wurm hinunterschluckte.
Die Kreatur gurgelte. Sie rülpste und spuckte den Stuhl wieder aus, bevor sie in der Erde verschwand.
SIEBZEHN
Judy saß in Mrs. Lotus' Garten. Ed war so freundlich gewesen, ein paar Bier und Salzbrezeln kaufen zu gehen, und jetzt saßen sie gemeinsam in der frühen Abendluft. Sie sprachen nicht. Judy hatte zu viel auf dem Herzen, obwohl sie eigentlich gar nicht an etwas davon dachte. Sie knabberte Salzbrezeln und studierte Ed. »Und was bist du?«, fragte Judy. »Ich meine, was warst du vorher?« »Vorher?«, fragte Ed.
Judy zögerte und fragte sich, ob es sich gehörte, diese Frage zu stellen. »Du weißt schon ...« Sie ließ die Frage in der Luft hängen, doch Ed schien es nicht zu kapieren. »Bevor Lotus das Ding mit dir gemacht hat.«
»Du meinst die Transformation?«
»Ja, das.«
»Pferd.« Ed lächelte und nippte an ihrem Bier. »Das ist lecker, was?«
Judy musterte Ed. Es leuchtete irgendwie ein, wenn man wusste, wonach man suchen musste. Stabile Beine, schmales Gesicht mit großen Zähnen, große, braune Augen.
»Ich hab's«, erkannte Judy laut.
Eds leerer Gesichtsausdruck machte offensichtlich, dass es Ed anders ging.
»Mr. Ed war ein sprechendes Pferd«, sagte Judy. »In einer alten Fernsehserie.«
»Mrs. Lotus lässt uns nicht fernsehen.«
Judy hatte sich das schon gedacht, da Lotus keinen Fernseher besaß. Das war der einzige Grund, warum Judy hier im Garten saß und in den Nachthimmel sah. Aber es war unterhaltsamer, als sie zuerst angenommen harte. Der Tee wirkte immer noch, und sie bemerkte Dinge. Wie einen
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