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Monster Kontrolle

Monster Kontrolle

Titel: Monster Kontrolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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herum. Der Enthüllungs-Runen-zauber darunter hob sich von dem Papier und umkreiste sie. Dies war Runenmagie, die weit über seine Ausbildung am städtischen College hinausging.
    Die goldenen Runen verbanden sich mit dem Enthüllungszauber. Der Stein bebte heftig in Monsters Griff. Seine Hände zischten. Es schmerzte zwar nicht, aber er versuchte trotzdem, ihn fallen zu lassen. Der Stein klebte an seiner Hand. Seltsame Buchstaben ritzten sich selbst in die Platte. Sie hielten seinen Blick gefangen, füllten seinen Geist mit Informationen.
    Monster wusste.
    Er wusste ... alles. Und das war eine ganze Menge. Viel zu viel. Er verlor nicht etwa den Verstand, vielmehr resignierte er einfach und rannte schreiend in die dunklen und einladenden Gassen seines Unterbewusstseins.

    EINUNDZWANZIG

    Der Sturm braute sich über seinem Kopf zusammen. Ein Mahlstrom aus Farben und Formen, uralten Geheimnissen, in die dunklen Wolken geschrieben.
    Monster stand auf einer weiten Fläche aus staubiger, rissiger Erde. Um ihn herum gab es nichts. Keinen Baum, Busch oder Fels. Nur den grollenden Sturm über und den Boden unter ihm.
    Ein Regentropfen traf Monster im Auge, und er wusste, dass das Universum an einem Dienstag begann. Ein weiterer Tropfen fiel auf seine Schulter, und ihm wurde bewusst, dass das letzte Bier, das er getrunken hatte, drei Atome enthielt, die durch die Blase von Konfuzius gegangen waren. Ein größerer Tropfen spritzte auf seinen Nacken. Er kannte die Namen sämtlicher Pharaonen im alten Ägypten.
    Die leichte Informationsberieselung setzte sich weiter fort. Der größte Teil des Regens fiel direkt durch ihn hin durch und verbrutzelte auf der trockenen Erde. Doch ein paar Tropfen hier und da fielen in Monster hinein und füllten seinen Kopf mit Trivialitäten ohne Hand und Fuß. Die Geschichte eines einzelnen Wasserstoffmoleküls, das Flugmuster der Zuggänse, Neros exakte Größe und Gewicht, Bashos sechs unbekannteste Haiku-Gedichte, die aktuelle Rekordzahl von Engeln, die auf einem Stecknadelkopf tanzen konnten und der wahre Erfinder der Baum-wollentkörnungsmaschine.
    Es war überwältigend. Und der Sturm begann erst. Blitze zuckten in seinem dunklen Inneren. Donner grollte, und jeder Donner in der Ferne trug Andeutungen von Wissen mit sich, das Monster noch in den Wahnsinn treiben würde. Er suchte die Landschaft nach einer Zuflucht ab.
    Eine gähnend schwarze Höhle erschien hinter ihm. Es überraschte ihn nicht - er war zu erpicht darauf, aus dem Regen zu kommen. Er trat an ihren Rand. Ein felsiger Überhang schützte ihn vor dem zunehmenden Niederschlag.
    »Ich würde nicht da reingehen, wenn ich du wäre«, sagte Lotus, als sie in sein Sichtfeld trat. Sie stand mitten im Regen, blieb aber trocken.
    »Wie sind Sie denn hierhergekommen?«
    »Ich bin schon seit dem Beginn hier.«
    Er wich vor ihr zurück.
    »Nicht ich bin hier dein Feind, Monster. Das Einzige, was du zu fürchten hast, ist... die Furcht selbst. Klingt ein bisschen abgedroschen, ich weiß, ist aber sehr wahr. Und das ist alles, was du da drin finden wirst.«
    Er blickte in die tintenschwarze Dunkelheit der Höhle, eine undurchdringliche Leere. Ein kalter Wind blies heraus, doch statt ihn wegzuschieben, riss er ihn hinein. Kreischend fiel er in den Abgrund.
    Lotus ergriff ihn und zog ihn von der Kante weg. Sie stellte ihn auf festen Boden und bot ihm einen Regenschirm an.
    »Benutz den. Die Symbolik ist eher platt, aber das wird vermutlich zu deinen Gunsten wirken, angesichts deiner doch eher eingeschränkten Fantasie.«
    Er öffnete den Schirm. Er warf einen Blick über seine Schulter und zurück zu der Höhle. Etwas atmete da drin.
    »Achte nicht darauf«, sagte sie. »Das sind nur die gesammelten Ängste des kollektiven Unterbewusstseins. Niemand hat die Macht, sie zu besiegen; wenn du also nicht von ihnen aufgefressen werden willst, tust du besser so, als seien sie nicht da. Natürlich nährt sie das auch, aber es geht nicht anders.«
    »Wo sind wir?«, fragte Monster.
    »Das ist schwer zu erklären. Du bist nicht direkt in dem Stein, nicht direkt in deinem eigenen Kopf und auch nicht direkt im kollektiven Unterbewusstsein. Du bist in einer temporären Astrallandschaft, die aus Teilen von allen dreien zusammengeflickt ist.«
    Der Wind wurde stärker. Der Regen nahm zu.
    »Ich denke, wir werden uns einen Unterstand suchen müssen, wenn wir nicht wollen, dass du verrückt wirst, bis der Sturm vorbei ist.«
    Die Wolken formten Gebilde, die

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