Monster Kontrolle
und er besaß keinen Flaschenöffner. Er versuchte, sich einen zu wünschen, doch nichts geschah. Er wählte den männlichen Weg und wollte den Kronkorken herunterdrehen. Dabei schnitt er sich die Finger blutig. Was aber noch ärgerlicher war: die Kapsel ging nicht ab.
»Wenn du nicht erwartest, dass es aufgeht, wird es nie gehen«, sagte Lotus.
Monster knallte die Flasche gegen das Beistelltischchen. Der Tisch zerbrach, die Flasche nicht.
»Ich hab's kapiert«, sagte er. »Dieses Bier, kalt und erfrischend, ist ein Symbol meines privaten Glücks. Und ich kann es nicht öffnen, weil ich nie erwarte, glücklich zu sein, ist es nicht so? Ich erwarte immer, dass ich es ganz knapp nicht erreiche.«
»So ähnlich. Du bist schlauer, als ich dachte. Dass du dem Sturm ausgesetzt warst, muss dich klüger gemacht haben.«
Er warf das Bier über seine Schulter. Die Flasche zersprang und ergoss ihr metaphorisches Glück als Pfütze auf den Holzboden. »Lady, ich bin dümmer als je zuvor.«
»Sehr gut«, sagte sie. »Der weise Mann weiß, dass er nichts weiß.«
»Ja, ja, schon klar. Ich fall um vor Begeisterung.« Ein weiteres Bier erschien auf dem Tisch neben ihm, doch er ließ sich nicht ködern. »Warum helfen Sie mir?«
»Ich habe meine Gründe.«
»Oooh, mysteriös!«, sagte Monster mit allem Sarkasmus, den er aufbringen konnte. »Und was jetzt?« »Jetzt wartest du, bis der Sturm weiterzieht.« »Und dann?«
»Und dann vereinigt sich dein Geist wieder mit deinem Körper und du bleibst so unwissend wie eh und je.« »Wie lange wird das dauern?«
»In der Welt von Fleisch und Blut ein paar Stunden. Hier, auf diesem willkürlichen astralen Schrottplatz - wer weiß?«
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und machte es sich gemütlich. Nach ein paar Minuten Stille wünschte er sich etwas zum Zeitvertreib. Ein Fernseher erschien, aber es liefen nur Dokumentarfilme über die Geschichte des Strickens. Ein Kartenspiel präsentierte sich, doch alle Karten waren die Pik sieben. Ein Monopoly materialisierte sich, doch der Würfel und das Rennauto fehlten. Er nahm sich eine von den alten Zeitschriften, entdeckte jedoch, dass die Schrift Japanisch war.
Er wusste nicht, was frustrierender war: sich zu langweilen oder zu wissen, dass er sich seiner eigenen unterbewussten Erwartungen wegen selbst langweilte.
Auf der Standuhr neben der Tür vergingen tickend die Momente. Ihr Pendel schwang, aber ihre Zeiger bewegten sich nicht. Die Zeit verging nicht. Monster öffnete die Haustür: der Sturm rüttelte an den Balken des Hauses. Er setzte sich zehn Minuten in den Sessel, zählte jede Sekunde, nur um sicherzugehen. Dann öffnete er die Tür und sah wieder nach dem Sturm.
Immer noch da, immer noch drohend, das Haus in seinem unbarmherzigen Strom mitzureißen.
Monster entschied, dass er Astralebenen nicht mochte und dass das kollektive Unterbewusstsein ihn auch mal kreuzweise konnte.
Zum ersten Mal bemerkte er, dass der Raum noch weitere Türen hatte. Oder vielleicht hatten sich die Türen auch selbst materialisiert. Eine Treppe erschien ebenfalls.
»Was liegt hinter diesen Türen?«, fragte er. »Was ist da oben?«
Lotus sagte: »Ich weiß nicht. Geheimnisse, nehme ich an.«
»Wessen Geheimnisse?«
»Wenn ich das wüsste, wüsste ich vermutlich auch, was sich hinter der Tür befindet.«
Monster starrte aus dem Fenster in den wunderschönen Frühlingstag hinaus, den er sehen, aber nicht spüren konnte.
»Warum wollten Sie Judy?«, fragte er.
»Ohne Grund«, antwortete sie ruhig.
»Na, kommen Sie schon. Sie können mich hier nicht anlügen. An diesem Ort geht es nur um Informationen, oder?«
»Ich bin nicht hier, um dir meine Geheimnisse zu verraten. Ich sorge lediglich dafür, dass du bei Verstand und mit dem Stein verbunden bleibst, damit ich dich in der wirklichen Welt besser ausfindig machen kann. Ich habe eine Verbindung zu dem Stein, also könnte ich ihn mit der Zeit auch aufspüren. Aber während du mit ihm kommunizierst, ist die Resonanz stärker, was das Ganze deutlich beschleunigt.«
»Aha! Sie helfen mir gar nicht! Sie benutzen mich nur! Ich wusste ja, Sie würden sich verraten.«
»Ich habe mich nicht verraten. Mir war nur egal, dass du es weißt. Dieses Wissen wird dir kein Stück weiterhelfen. Sieh dich doch an, Monster. Du sitzt hier und besitzt alles Wissen, das es im Kosmos zu sammeln gibt, aber du ver-steckst dich in der glücklichen Erinnerung eines anderen. Wenn ich dich nicht gerettet hätte,
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