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Monster Kontrolle

Monster Kontrolle

Titel: Monster Kontrolle
Autoren: A. Lee Martinez
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wärst du entweder von den Ängsten der Menschheit verschlungen worden oder durch Wissen in den Wahnsinn getrieben.« Sie legte ihre Zeitschrift weg und nahm eine andere auf. »Tu dir selbst einen Gefallen und warte es ab. Das alles wird früh genug vorbei sein.«
    Er dachte daran, mit ihr zu streiten, doch sie hatte gar nicht unrecht.
    »Wie lange wird es dauern, bis Sie mich finden?«, fragte er. »In der wirklichen Welt?«
    »Eine komplizierte Frage. Was ist die wirkliche Welt überhaupt?«
    Monster wurde bewusst, dass er für diesen metaphysischen Mist nicht geschaffen war.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Sagen Sie mir die Wahrheit. Was ist dran an Judy? Wie kann sie Kryptos heraufbeschwören? Was macht es schon, wenn ich es weiß? Ich bin doch nutzlos, oder nicht?«
    »Vielleicht«, stimmte sie zu. »Aber selbst Dummköpfe können gefährlich sein. Du hast meine Pläne ohnehin schon verkompliziert. Ich weiß nicht genau, wie, aber ...«
    »Sie wissen es nicht?«
    »Nein, ich weiß es nicht.« Sie knurrte. Es war ein sehr leises Knurren, aber es war da.
    Monster lachte. »Ha! Und ich dachte, Sie seien so verflucht schlau! Hier sitzen wir nun im Endlager allen Wissens des Universums. Warum fragen Sie nicht? Weil Sie nicht können! Weil Ihre Verbindung zu dem Stein schwächer wird, während meine wächst. Weil ich den Stein in der wirklichen Welt habe und Sie nicht. Und solange ich ihn habe, wird das auch weiter so sein.«
    »Du wirst ihn nicht lange haben«, sagte Lotus sanft.
    »Aber niemand hatte je eine solche Verbindung zu dem Stein wie ich«, gab er zurück. »Und das macht Ihnen Angst, nicht wahr?«
    Sie kicherte, aber es klang etwas gekünstelt. »Sei nicht albern!«
    »Nach Hunderten Millionen von Jahren haben Sie am Ende Angst, dass jemand Ihren ...« Monster hielt inne. »Hey, woher weiß ich das eigentlich alles?«
    Er war jetzt trocken. All die Informationen, dieser metaphorische Regen, waren in seine Haut eingesogen. Und anders als der Regen hatten sie sich bis in seinen Kopf vorgearbeitet, ohne ihn zu erdrücken, ohne dass er es über-haupt bemerkte. Und die Summe des gewonnenen Wissens überstieg die verlorene Menge. Er erinnerte sich nicht an seine Telefonnummer, doch er wusste, dass das Omniversum eine Reihe von fünfzig dimensionalen Sphären war und dass sie wie ein Haufen Gummibälle in einer unendlich großen Kiste übereinanderlagen.
    Fast alles davon waren nutzlose Informationen. Wie die exakte Temperatur auf dem Mars. Jemand mochte einen Nutzen daraus ziehen, aber nicht er. Seine Probleme waren unmittelbarer als das Wesen der Realität selbst.
    Er saß und grübelte. Was musste er wissen? Der Stein konnte ihm alles sagen, doch wenn er sich nicht bewusst bemühte auszuwählen, was er erfuhr, würde er zu viel erfahren und gleichzeitig zu wenig. Er war nur sterblich. Sein Gehirn hatte seine Grenzen, brauchte Zeit, um aufzunehmen, was hineinfiel. Das Universum war voller Geheimnisse, und er verstand jetzt: Eines der größten davon war, dass keiner sie alle kennen musste.
    Dies war ein Reich der Fantasie und Symbolik. In diesen Bahnen musste er denken.
    Er nahm das Bier in die Hand und starrte es an. Er konzentrierte sich auf das Positive. Seine Dämonenfreundin hatte versucht, ihn zu töten, es aber nicht geschafft. Jetzt war er ein freier Mann. Sein Haus war zwar zerstört, aber eigentlich war es gar nicht sein Haus gewesen. Der Mietvertrag war auf Liz' Namen gelaufen. Er war pleite, na und? Er war noch nicht tot. Er war eins mit dem Universum, und er hatte es geschafft, dabei nicht den Verstand zu verlieren. Alles in allem ging es eigentlich aufwärts.
    Der Kronkorken fiel von der Flasche.
    »Nimm das, kollektives Unterbewusstsein!«
    Monster nahm versuchsweise einen Schluck von dem Getränk. Es war nicht so kalt, wie er es mochte, und es war auch ein bisschen abgestanden. Aber er erwartete keine Wunder. Er trank das Bier aus und näherte sich wahllos einer der Türen. Sie war nicht beschriftet, also hatte er keine Ahnung, was dahinter lauerte. Geheimnisse. Seine Geheimnisse.
    Er berührte die Klinke. Ein Donnerknall ließ das Haus erbeben. Es war seine Furcht. Das verstand er jetzt. Angst vor dem Wissen - und die Angst, nicht zu wissen.
    »Ich glaube nicht, dass du da reinwillst«, sagte Lotus. »Du könntest nicht damit umgehen.«
    Er warf einen Blick zu ihr zurück und erkannte die Angst in ihren Augen. Sie fürchtete sich auch. Fürchtete das, was sich hinter der Tür befand. Fürchtete,
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