Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monster Kontrolle

Monster Kontrolle

Titel: Monster Kontrolle
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
was er erfahren würde.
    Sie stand auf. »Du wirst nicht damit umgehen können!«
    »Vielleicht haben Sie recht.« Monster leerte den Rest seiner Bierflasche mit einem Zug und warf die Flasche zur Seite. »Aber vielleicht auch nicht.«
    Ein elektrisches Knistern durchfloss ihn, als er die Tür öffnete, die zu seinen innersten Geheimnissen führte, und die Dunkelheit darin betrat.
    Monster mangelte es an Fantasie. Deshalb erschien die anthropomorphe Verkörperung des Universums als Miniatursonne, umkreist von einer winzigen Erde. Die Sonne trug eine Sonnenbrille, wenngleich das für Monster absolut keinen Sinn ergab.
    Er schirmte seine Augen ab. »Hallo?«
    Die Sonne sah auf ihn herab. Ein riesiges Lächeln breitete sich über ihr hellgelbes Gesicht aus. Monster machte sich auf die göttliche Weisheit gefasst.
    »Judy.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Judy«, wiederholte die Sonne in ihrem lang gezogenen, neutralen Tonfall. »Ja?«
    Die Sonne runzelte die Stirn. »Judy.«
    »Ich hab's verstanden, aber was ...?«
    Frustriert verdunkelte sich die Sonne.
    »Ich weiß, dass du mir etwas sagen willst«, sagte Monster geduldig, »aber ich kapier's nicht. Ich versteh dich einfach nicht.«
    Die Sonne knurrte wütend, während sie sich abmühte, sich zu äußern. Monster entschied, das Universum musste ein Idiot sein. Das hätte auf jeden Fall einiges erklärt.
    »Hilf. Judy.«
    »Okay.«
    Das Universum schnaubte.
    »Was denn? Du willst, dass ich Judy helfe; das habe ich kapiert. Darf ich fragen, warum?«
    Die Sonne schien hell auf Monster herab, eine Reihe von Bildern flutete in ihn hinein, als das Universum versuchte, seine Frage in zuordenbaren Begriffen zu beantworten. Er verstand den Großteil davon zwar nicht, aber er bekam genug heraus: gefiltert durch sein Unterbewusstsein und in Form von spontanem Wissen angeboten.
    Es gab einen Plan, also schön. Ein kosmischer Kampf, der seine Endphase erreichte. Judy war ein zentraler Teil davon, die wichtigste Figur im Spiel.
    »Ehrlich?«, fragte er ungläubig, nicht sicher, ob ihm das Universum nicht einen Streich spielte.
    Die Sonne nickte.
    Monster wäre das recht gewesen, bis auf seine eigene Rolle darin. Er war selbst auch Teil des kosmischen Plans. Eine zufälllige Schachfigur, eine unbekannte Variable, die in der allerletzten Minute hineingeworfen wurde. Eine zufällige Begegnung in einem Supermarkt mit ein paar Yetis und noch eine mit ein paar Trollen in einem Apartment hatten ihn auf diese Bahn geschickt. Ein willkürlicher Zufall hatte ihn zu Judys Beschützer werden lassen. Vorher hatte sich das Universum keinen feuchten Kehricht um ihn geschert, und es machte sich nicht einmal die Mühe, ihn diesbezüglich anzulügen. Genauso wenig wie es sich die Mühe machte, ihn über seine Überlebenschancen zu belügen.
    »Ehrlich?«, fragte er erneut. »Das ist alles? Das steckt hinter dem Ganzen?«
    Das Universum lachte auf eine fröhliche, kindliche Art. Es streckte eine kosmische Flammenhand aus und tätschelte Monster den Kopf.
    Das veränderte ihn.
    »Hilf. Judy.«
    Dann brach die Welt unter ihm weg.

    ZWEIUNDZWANZIG

    Chester versuchte, Monster zu wecken. Zuerst, indem er ihn anschrie. Dann durch Schütteln. Doch der physische Kontakt trennte Chesters Verbindung zu seinem Papierkörper. Der Abflusseffekt war Teil von Monster selbst geworden, und das konnte alles Mögliche bedeuten, das meiste davon nichts Gutes. Ein menschlicher Körper war zu zerbrechlich, um auf diese Art länger als ein paar Sekunden zu existieren, doch die einzige Auswirkung schien die zu sein, dass Monster alle paar Sekunden die Farbe wechselte.
    Chester warf ein Kissen nach Monster. Dann eine Zeitschrift. Dann das fünfundzwanzig Pfund schwere Runenwörterbuch. Es prallte ohne jede Wirkung von Monster ab; es brachte ihn nicht einmal zum Schwanken.
    Nachdem ihm die Ideen ausgegangen waren, setzte sich Chester und wartete. Fünf Stunden später blieb Monster immer noch in seiner Trance eingeschlossen. Die einzige Bewegung, die festzustellen war, war ein fast unmerkliches Zucken seiner Augen.
    Judy regte sich und setzte sich auf. »Du lieber Himmel, was zum Teufel habe ich letzte Nacht bloß angestellt?«
    »Judy, Sie sind wach! Was für eine Erleichterung.«
    Sie legte die Hände an den Kopf und würgte. Ihr schmerzhaft trockenes Erbrechen erinnerte Chester wieder einmal daran, wie dankbar er war, keine biologische Wesenheit zu sein.
    Sie versuchte aufzustehen, scheiterte aber, Chester half ihr beim zweiten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher