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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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erreicht. Martin stockte. Hier ging es nicht mehr weiter nach oben.
    »Du sagtest doch Zurbriggen und Frau Seewald wohnen über der zweiten Etage.«
    »Die Treppe führt innerhalb der zweiten Etage nach oben. Wir müssen zuerst in den Flur«, gab Selma bedrückt zurück.
    Meier fing an, zu wimmern. Seine Nerven spielten nicht mehr mit. Schließlich konnte der Mörder Kaltenbach überall sein, auch hinter der Tür zur zweiten Etage.
    Martin atmete tief durch und reflektierte noch einmal seine Situation. Es war absurd. Er war hier heraufgekommen, um zu arbeiten und, um sich seiner Schneephobie zu stellen. Stattdessen musste er nun mit den Angestellten des Hotels um sein Leben fürchten. Zudem quälten ihn diese entsetzlichen Kopfschmerzen und seine Frau, die er vor drei Jahren beerdigt hatte, schrieb ihm kryptische Nachrichten. Aber die Lage, in der sie sich befanden, wurde vom Nachdenken nicht besser. Sie mussten etwas unternehmen. Dabei konnten Walter Zurbriggen, Marianne Seewald und Ernst Söder, die vermutlich nichtsahnend in der oberen Etage schliefen, ihnen vielleicht helfen.
     

17
     
    Langsam zog er am Türgriff zum Flur der zweiten Etage. Wenn Kaltenbach dahinter auf sie wartete, dann sähe es nicht gut für sie aus. Andererseits waren sie zu dritt, und als sie den Wahnsinnigen entkleidet hatten, um seine nassen Kleider zu trocknen, hatte er keine Waffe bei sich gehabt. Die Tür gab ein krächzendes Geräusch von sich. Nicht laut, aber intensiv und eindringlich genug, um die Aufmerksamkeit auf diesen Punkt zu lenken. Martin lugte vorsichtig durch das halb geöffnete Türblatt. Er blickte in einen leeren Flur, der die typische nächtliche Minimumbeleuchtung von Hotelfluren aufwies. Der Fußbodenbelag war ein kurzfloriger Teppichboden mit unruhigem grauen Muster auf blauem Hintergrund. Er würde ihre Schritte lautlos machen. Der Flur gabelte sich nach links und rechts und machte zu beiden Seiten nach jeweils etwa zwanzig Metern wieder eine Biegung. Martin sah Selma an. In dem Bereich, den er überblicken konnte, hielt sich niemand auf, was nicht hieß, dass Kaltenbach nicht hinter einer der Flurabzweigungen auf sie wartete. Plötzlich hörten sie ein Geräusch, das sie zusammenfahren ließ. Es kam von unten.
    »Was war das?«, fragte Meier mit zitternder Stimme.
    »Klang wie das Zerbrechen einer Fensterscheibe«, flüsterte Martin.
    »Kaltenbach«, sagte Selma.
    Martin sah die Panik in ihrem Blick. Er dachte an die Fußspuren, die er im Schnee vor dem Hoteleingang gesehen hatte.
    »Möglich«, gab Martin zurück.
    Er wunderte sich, wie nüchtern er damit umging. Es schockierte ihn sichtlich weniger, als die anderen, dass der Mörder jetzt wahrscheinlich nur eine Etage unter ihnen war. Er führte es darauf zurück, dass seine Angst vor dem eigenen Tod sich in Grenzen hielt. Nachdem Anna gestorben war, hatte er sich damit lange auseinandergesetzt und war zu der Überzeugung gelangt, dass es so schlimm nicht sein konnte. Der Tod kam schnell, wenn man es geschickt anstellte. Das Leben hingegen konnte eine grausame Ewigkeit sein. Er hatte nach Annas Tod gelitten wie ein Hund, war hin und her gerissen gewesen, zwischen dem Schmerz und der Einsamkeit, den ihr Wegsein verursachte und der Wut auf sie, dass sie sich davon gestohlen hatte und ihn allein gelassen hatte. Danach waren die Selbstvorwürfe gekommen. Er gab sich die Schuld daran, dass Anna sich das Leben genommen hatte. Und jetzt bekam er E-Mails von ihr. Er wusste nicht, ob er ihr verzeihen konnte, wenn sich herausstellte, dass sie noch am Leben war. Zu sehr hatte er die letzten drei Jahre gelitten. Sein eigener Tod erschien ihm in dieser Zeit des Öfteren verlockender, als zu leben. Der einzige Grund, warum er Anna nicht gefolgt war, war Paul. Seine Liebe zu ihm erlaubte es ihm nicht, ihn im Stich zu lassen. Wer sollte sich sonst um den Jungen kümmern, der nie im Stande sein würde, für sich selbst zu sorgen. Und wenn er es sich jetzt eingestand, so war es auch jetzt die Liebe zu seinem Sohn, die ihn in diesem Moment dazu brachte, sich zusammenzureißen und zu kämpfen.
    Vorsichtig betraten sie den Gang. In diesem Moment hoffte er sogar inständig, dass es tatsächlich Kaltenbach gewesen war, der im Stockwerk unter ihnen das Fenster zerstört hatte. Das würde zumindest bedeuten, dass sie ihm auf dem Weg nach oben nicht begegnen würden. Sie bogen nach links ab, vorbei am Aufzug, der sich genau in diesem Moment in Bewegung setzte.
    Dong, Dong, Dong, das

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