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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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Blut hatte das Wasser so undurchsichtig gemacht, dass Marianne Seewalds nackter Körper nur noch wie durch einen Schleier, schemenhaft zu erkennen war. Auf dem Boden der Wanne reflektierte etwas im Schein der in der Decke versunkenen Halogenstrahler. Es war die Klinge eines Messers. Ihr Kopf ragte bleich aus dem rot verfärbten Wasser. Ihr Gesicht war bleich, blutleer, aber ansonsten wirkte es, als ob sie friedlich schliefe. Er berührte ihre Stirn. Sie war noch ein wenig warm. Aber das konnte auch an dem Badewasser liegen, dass sie vermutlich heiß eingelassen hatte und das noch immer warm genug war, ihren Körper auf Temperatur zu halten. Er legte den Finger auf ihren Hals und suchte nach einem Puls. Nichts. Sie konnten nichts mehr für die Frau tun, die nach oberflächlicher Betrachtung Selbstmord begangen hatte. Dennoch warfen die Umstände unweigerlich Fragen auf. Wer hatte Söders Namen an die Wand geschrieben und warum? Wenn es die Tote selbst war, konnte das bedeuten, dass sie sich wegen Söder das Leben genommen hatte oder auch, dass es Söder gewesen war, der sie aus dem Leben befördert hatte. Andererseits deutete die identische Handschrift wie bei dem Selbstmord seiner Frau vor genau drei Jahren und die Tatsache, dass Martins Name auf dem Spiegel in Kaltenbachs Zimmer gestanden hatte, darauf hin, dass es Kaltenbach war, der etwas mit ihrem Dahinscheiden zu tun hatte. Aber vielleicht war Kaltenbach auch hier gewesen, nachdem sich die Frau das Leben genommen hatte. Die offen stehende Wohnungstür ließ weitere Varianten des Geschehens zu. Martin war nicht mehr in der Lage, sich den Fragen hinzugeben und verdrängte den aufkeimenden Gedankenwirrwarr.
    Er drehte sich um. Meier und Selma hatten das Bad bereits verlassen. Er wollte ihnen folgen, doch etwas hielt ihn zurück. Er wusste nicht genau was. Er hatte unbewusst etwas wahrgenommen, dass ihn mit weiterer Unruhe erfüllte. Er drehte sich noch einmal zur Wanne und dann wusste er, was es gewesen war.
     

19
     
    Die Packung mit den Schlaftabletten. Es war die gleiche Marke wie die, die er sich von zu Hause mitgebrachte hatte, und von denen er eine vor dem Schlafen genommen hatte. Die Tabletten waren verschreibungspflichtig und in der Schweiz gab es diese Marke nicht. Am liebsten wäre er losgestürmt, um zu schauen, ob seine Packung noch in seinem Zimmer lag.
    In diesem Moment klopfte es an die Wohnungstür. Martin rannte aus dem Bad, durch das Schlafzimmer in den Wohnbereich. Hier sah er Selma und Meier, die an dem großen Esszimmertisch Platz genommen hatten und jetzt entsetzt in die Richtung schauten, aus der das trommelnde Klopfen an der Tür nun von neuem einsetzte. Nun konnte Martin auch hören, dass jemand Marianne Seewalds Namen rief und sie bat, die Tür zu öffnen.
    »Das ist Söder«, sagte Selma und schaute Martin mit einem Hilfe suchenden Blick an.
    Die Entscheidung, ob sie die Tür öffnen sollten oder nicht, nahm Ernst Söder ihnen aber ab. Das Klicken der ausrasteten Sicherheitsbolzen machte klar, dass er einen Schlüssel hatte. Die Frage war nur, ob Söder allein war oder unter Zwang handelte. Sie hörten, wie die Wohnungstür sich öffnete und dann schob sich auch die Tür in den Wohnbereich auf. Die Drei starrten Söder an, als ob er ein Geist wäre. Und hinter ihm war noch jemand in die Wohnung gekommen. Es war Eugen Bumann. Martin stieß erleichtert den Schwall Luft aus, den er vor Anspannung angehalten hatte. Doch dann registrierte er etwas, dass ihm einen erneuten Stich in den Magen versetzte. Söder hatte einen Revolver in der Hand und er legte ihn nicht weg, als er in das Zimmer trat. Er richtete das riesige Ding auf Martin.
    »Wo ist Marianne?«, fragte er.
    Selma und Meier warfen sich einen ungläubigen Blick zu. Söder hatte die Hotelchefin noch nie mit dem Vornamen angesprochen. Er schien vertrauter mit ihr zu sein, als sie es in der Öffentlichkeit gezeigt hatten.
    »Sie ist tot«, sagte Selma.
    »Tot?«, wiederholte Söder ungläubig und ließ für einen kurzen Moment resigniert die Pistole sinken. Dann funkelte er Martin mit wilden Augen an.
    »Er ist an allem Schuld«, sagte er und zielte auf Martins Brust.
    Martin war völlig überrumpelt und sprachlos. Söder musste übergeschnappt sein. Dafür ergriff Selma das Wort für ihn.
    »Was redest du da für einen Unsinn. Martin war die ganze Zeit bei uns. Außerdem hat er keinen Grund Frau Seewald zu töten. Entweder es war dieser Kaltenbach oder sie hat sich selbst das Leben

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