Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Menschen, die uns vielleicht hätten weiterhelfen können, sind vermutlich tot.‹ Über dieser höchst unerfreulichen Überlegung vergaß Jhamless, den Brief des Hierarchen zu verbrennen.
     
    Als Rigo wieder zu sich kam, war er von wispernden Maschinen umgeben. Er versuchte, sich zu bewegen, was ihm jedoch nicht gelang. Die Arme waren in klobigen Mechanismen arretiert, die zu beiden Seiten des schmalen, harten Betts standen, in dem er lag. Medo-Robots, sagte er sich und kämpfte die Panik nieder. Die Beine steckten ebenfalls in einem Medo-Robot. Er wollte sprechen, was ihm auch nicht gelang. Eine Maske war auf dem Gesicht befestigt.
    Dann betrat jemand den Raum und schaute ihm mit zufriedenem Gesichtsausdruck in die Augen. Nach einer Weile nahm derselbe Jemand ihm die Maske ab und fragte: »Wissen Sie, wo Sie sind?«
    »Nicht genau«, erwiderte Rigo mit undeutlicher, gurgelnder Stimme. »Im Krankenhaus, glaube ich. Im Hafen. Ich glaube, ich wurde niedergetrampelt.«
    »Sehr gut.« Die Gestalt wandte sich ab und überflog die Meßgeräte und Bildschirme an den Maschinen. Eine Frau. Keine Augenweide, aber definitiv eine Frau. »Gut«, sagte die Frau.
    »Wer?« fragte Rigo. »Wer hat mich hergebracht?«
    »Ihr Diener«, antwortete die Frau. »Kann aber auch sein, daß es mehrere waren.«
    »Ist er hier?«
    »Nein. Gütiger Himmel, nein. Er mußte zurück und Ihr Haus evakuieren. Die Leute in Sicherheit bringen. Er hatte gesagt, die Hippae würden Rache nehmen.«
    »Marjorie!« Rigo versuchte sich aufzusetzen.
    »Nur mit der Ruhe.« Sie drückte Rigo in die Kissen. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Sie haben alle rausgeholt.«
    Sie hatten Marjorie überhaupt nicht evakuiert. Sie war nämlich gar nicht da gewesen. Sowohl Marjorie als auch Tony und Vater Sandoval. Aus Tonys Nachricht ging hervor, daß die beiden Brüder aus der Arbai-Stadt auch verschwunden waren. Sie waren zusammen fortgegangen. Einschließlich Sylvan. Nachdem bon Haunser die Hippae herausgefordert hatte, waren sie mit Sylvan fortgegangen.
    Rigo stöhnte auf und kramte in der Erinnerung. Das letzte, woran er sich erinnerte, war, daß dieser verdammte bon Haunser Marjorie und Sylvan erwähnt hatte. Sie war mit Sylvan durchgebrannt.
    Und mit Tony, sagte er sich, und mit einem Priester und zwei Brüdern. Kaum ein tête-à-tête. Nein, Marjorie hatte noch nie ein tête-à-tête gehabt. Marjorie war ihm nie untreu gewesen. Die Anschuldigungen, die er gegen Marjorie erhoben hatte, waren völlig aus der Luft gegriffen. Sie hatte ihn nie zurückgewiesen. Er hatte immer zu ihr kommen dürfen, wenn er wollte. Und nun war Marjorie – ja, wo war sie?
    »Gibt es etwas Neues von meiner Frau?« fragte er, nachdem der lichte Moment einem bedrohlichen Schmerz gewichen war, der nur von einem fragilen Damm zurückgehalten wurde, in dem sich bereits ein Bruch abzeichnete.
    »Psst«, machte die Frau. »Sie dürfen jetzt nicht sprechen.« Sie hantierte mit einem Instrument und beugte sich über sein Gesicht. Erneut schlief Rigo ein, und in seinen Träumen war Marjorie mit Sylvan allein.
     
    Marjorie war wirklich mit Sylvan allein.
    Bruder Mainoa und Rillibee Chime schliefen. Rillibee war auf einen Baum geklettert und hatte ihnen dann mitgeteilt, daß es keinen Weg durch den Sumpfwald nach Commons gäbe. Jedenfalls nicht auf dem Boden. Wenn er sich von Ast zu Ast schwang, würde es zwar ziemlich lange dauern, aber er würde es schaffen, falls es überhaupt einen Grund für diese Aktion gäbe. Dann hatte er sich neben Bruder Mainoa hingelegt und war in einen tiefen Schlaf gefallen. Hin und wieder hörte Marjorie, daß er unartikulierte Laute ausstieß, als ob er sich über irgend etwas wunderte oder beschwerte. Wahrscheinlich beides.
    Es waren keine Füchse in der Nähe. Früher hatten die Menschen sich ängstlich in den Häusern verkrochen, während die Füchse interne Angelegenheiten erörterten. Diese Diskussionen schlugen wie eine Feuerwand über ihnen zusammen, bis sie irgendwann spürten, daß die Füchse auf sie aufmerksam wurden. Dann hatten sie das Gefühl, daß sie sich entfernten. Als ob einer von ihnen gesagt hätte: ›Oh, wir bringen die Menschlein ja um. Wir sollten uns besser zurückziehen.‹ Bruder Mainoa wirkte erschöpft, als ob eine schwere Bürde auf ihm lasten würde.
    »Sie sagen es mir nicht«, rief er. »Sie wissen es, aber sie sagen es mir nicht.«
    Marjorie konnte sich denken, was sie ihm verschwiegen. Die Füchse wußten über die Pest

Weitere Kostenlose Bücher