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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Fünf-Katze. Deswegen verbesserte sich das Verhältnis zu ihnen trotzdem nicht. Seine Mentoren waren die alte Frau Balman und der alte Herr Snithers. Balman unterrichtete Informatik und Kommunikationswissenschaft. Bei Snithers erwarb er eine INST-Ausbildung. Die älteren Kinder in der Fünften bezeichneten Balman als Ballsy, weil sie angeblich mehr hatte als Sniffy. Rillibee hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, bis er schließlich Joshua fragte, der ihm daraufhin einen einstündigen Vortrag über Sexualität als Metapher der Dominanz hielt. In Wirklichkeit führte Snithers sich wie ein altes Weib auf, zerstreut und launisch, während Balman die richtige LMAA-Einstellung vertrat, die bei den Kids so gut ankam. Joshua sagte mehr oder weniger das gleiche, nur in anderen Worten.
    An einem gleichermaßen besonderen wie normalen Tag, an dem in der Schule sonst nichts los war, hatte Wurn March sich von ihnen verabschiedet, weil er für fünf Jahre als verpflichteter Ministrant nach Heiligkeit ging. Wurn schien das selbst gar nicht zu fassen. Auf die Frage, ob er überhaupt gehen wolle, hätte er fast geweint.
    Draußen auf dem Korridor hatte Ballsy zu Sniffy gesagt, daß man in Heiligkeit gerade noch auf ihn gewartet hätte, und dann lachten und erröteten sie, als sie merkten, daß Rillibee die Unterhaltung mitbekommen hatte. Er war auf der Toilette gewesen, und sie hatten ihn gleich wieder ins Klassenzimmer geschickt. Rillibee pflichtete Ballsy bei, daß Wurn March von niemandem vermißt werden würde. Wurn war schon länger in der Fünften, als es üblich war. Er war größer als die meisten Jungen, ein Großmaul und schlug mit Vorliebe kleinere Kinder. Außerdem lieh er sich immer Sachen und gab sie dann nicht zurück.
    Von dieser Episode abgesehen, war es ein ganz normaler Tag. Damals hatte Rillibee zum erstenmal von zwangsverpflichteten Ministranten gehört, aber ansonsten war es ein Tag wie jeder andere.
    Als er nach Hause kam, stand Miriam in der Küche, was sie um diese Zeit eigentlich immer tat. Es duftete lecker, und Rillibee schlang die Arme um sie, wobei er ausnahmsweise mal nichts auf die Meinung der anderen gab. Sie war seine Mom, und wenn er sie drücken wollte, dann tat er das auch.
    Sie schnappte jedoch nur nach Luft und entzog sich seiner Umarmung. »Autsch«, rief sie und lächelte, um ihm zu signalisieren, daß es nicht seine Schuld war. »Ich habe eine Wunde am Arm, Rilli. Du bist irgendwie drangekommen.«
    Er hatte sich entschuldigt und darauf bestanden, sich die Verletzung anzusehen. Sie sah schlimm aus, verfärbt und angeschwollen. Joshua betrat die Küche und schaute sie sich ebenfalls an.
    »Miriam, du solltest zum Arzt gehen. Es scheint eine Infektion zu sein.«
    »Ich dachte, es wäre schon wieder besser geworden.«
    »Höchstens schlechter. Wahrscheinlich ein Splitter oder so etwas. Der Arzt soll sich das mal ansehen.« Dann küßte Joshua sie, und der Papagei sagte ›Teufel‹, woraufhin alle die Küche verließen.
    Als Rillibee am nächsten Tag nach Hause kam, war zwar Songbird da, aber nicht Miriam. Song suchte den Kuchen, den Miriam am Vorabend gebacken und vor ihnen versteckt hatte.
    »Wo ist Mom?« wollte er wissen.
    »Sie ist zum Arzt gegangen«, erinnerte seine Schwester ihn und durchsuchte die kalten Schränke.
    Er nickte. »Wann kommt sie zurück?« Er wollte ihr von Wurn March und den Äußerungen des Lehrers erzählen und sie fragen, was sie von zwangsverpflichteten Ministranten wußte.
    »Wenn sie fertig ist, du Eumel«, erwiderte Song. »Du stellst vielleicht blöde Fragen.« Sie öffnete die Seitentür und ging nach draußen, um die Straße zu beobachten.
    Rillibee folgte ihr. »Will’ste noch eine blöde Frage hören? Wann wirst du endlich mal erwachsen? Das ist eine blöde Frage, weil die Antwort nämlich ›nie‹ lautet.«
    »Rotznase«, sagte sie. »Dumme kleine Rotznase. Lutschst doch immer noch am Daumen.«
    »Aufhören«, sagte Joshua, der gerade die Werkstatt verlassen hatte und den Hof überquerte. »Ihr beiden! Song, für solche Reden gibt es keine Entschuldigung. Ich will kein Wort mehr von euch hören. Song, geh rein und deck den Tisch. Rillibee, du räumst den Kram auf, den du gestern abend im ganzen Wohnzimmer verstreut hast. Leg auch den Teppich wieder richtig hin. Ich werde mich um das Abendessen kümmern, damit eure Mutter es nicht tun muß, wenn sie wiederkommt.«
    Dann herrschte für einige Stunden Ruhe. Rillibee erinnerte sich, daß diese Ruhe der

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