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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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und zwar ziemlich schlimm, wenn wir nicht tun, was sie wollen.« Obwohl sie versucht hatte, eine unverfängliche Formulierung für die Vorkommnisse zu finden, während die Zwillinge schliefen, tat sie sich schwer, sie auch zu artikulieren.
    »Und das wäre?«
    »Wir sollen ihnen eine Frage beantworten.«
    »Gern«, sagte Nela. »Unser Leben ist ein offenes Buch. Alles, was sie wissen wollen.«
    »Ich befürchte, es handelt sich um eine andere Art von Frage.«
    »Und die lautet?« fragte Bertran erwartungsvoll.
    »Sie wollen wissen, was das Schicksal der Menschheit ist.«
    Die beiden starrten sie ungläubig an. Nela rieb sich die Schulter und Brust, wo der Schmerz am stärksten war.
    »Du machst wohl Witze!« rief sie.
    »Nein«, sagte Fringe, wobei sie sich wünschte, es wäre einer gewesen. »Leider kein Witz. Sie wollen es wirklich wissen.«
    »Ist das denn nicht die Große Frage? Von der du und Danivon gesprochen habt? Die Frage, welche die Bewohner von Woanders früher oder später beantworten sollten?«
    Sie nickte. Genauso war es.
    »Aber wie…?« Nela war sprachlos. Sie versuchte es erneut. »Selbst wenn wir ihnen irgend etwas erzählen, woher wollen wir wissen, ob es die richtige Antwort ist?«
    »Wir werden es wissen«, sagte eine Stimme.
    Hinten, an der goldenen Wand, schaute ein Gesicht sie an, und ein Mund bewegte sich. »Wir werden es wissen. Die Leute werden die Antwort durch ihre Reaktion bestätigen. Die Wahrheit wird offenkundig sein.«
    Die drei schwiegen.
    »Kommt«, sagte die Stimme, eine der weiblichen Stimmen. Fringe vermochte sie nicht zu identifizieren. »Kommt her. Ihr seid der Blasphemie schuldig, müßt ihr wissen. Wenn ihr uns mehr Liebe und Verehrung entgegenbringen würdet, hättet ihr uns nicht als verrückt bezeichnet. Aber dafür werden wir euch nicht bestrafen. Nicht jetzt. Nicht, wenn ihr uns die Antwort gebt.«
    »Wenn ganz Woanders die Frage in tausend Jahren nicht beantworten konnte, wieso, zum Teufel, erwartet ihr die Antwort dann von uns?« rief Nela, deren Geduld nun am Ende war.
    Die Luft flimmerte um sie herum. An der rückwärtigen Wand erwachten die Gesichter zum Leben und richteten die Augen auf sie, während Schmerz durch die Nerven flutete, während ihre Muskeln zuckten und sich verkrampften, während das Fleisch erst brannte, dann gefror und dann wieder brannte.
    Als es vorbei war, waren die Zwillinge blau angelaufen und schnappten nach Luft. Fringe befand sich selbst kaum in einer besseren Verfassung, war aber immer noch imstande, die Kreaturen an der Wand stumm zu verfluchen, die sie begierig betrachteten und nur darauf warteten, daß einer von ihnen noch etwas tat oder sagte.
    Bertrans Hand lag auf der ihren. Er drückte sie sanft. Sag nichts, sagte er. Sag nichts. Gib ihnen keinen Grund, uns wieder zu verletzen. Die Gesichter hatten Ähnlichkeit mit den Zwischenrufern in der Show. Ein bloßer Zwischenruf eskalierte schnell zu Handgreiflichkeiten, wenn man nicht aufpaßte. Und diese Dinger waren gewiß in der entsprechenden Stimmung.
    Fringe schwieg. Der rote Schleier vor den Augen verschwand. Tränen flossen ungehemmt. Sie schloß die Augen, um nicht die starrenden Gesichter zu sehen, die nur darauf warteten, ihnen wieder Schmerzen zuzufügen.
    Schließlich wich der Schmerz einem Gefühl der Übelkeit und Erschöpfung. Sie glitt in einen Zustand aus Ohnmacht und Schlaf ab; sie wußte zwar noch, wo sie war, befand sich dennoch woanders. Bertran drückte noch immer ihre Hand. Als sie die Augen wieder aufschlug, war es dunkel.
    »Sie haben das Licht ausgemacht«, sagte sie.
    »Um die Konzentration zu steigern«, flüsterte Bertran, nur eine Handbreit von ihrem Ohr entfernt. »Ganz sicher.«
    »Bertran und ich haben uns unterhalten«, sagte Nela im Flüsterton. »Über unsere Chancen und dergleichen.«
    »Wir glauben nicht, daß sie gut stehen«, sagte Bertran.
    »Wir haben oft mit dem Gedanken gespielt, Selbstmord zu begehen«, gestand Nela. »Aber die Vorstellung, es hier im Dunkeln zu tun, ist gräßlich. Obwohl wir uns vielleicht noch wünschen werden, tot zu sein, bevor sie mit uns fertig sind.«
    Bertran räusperte sich. »Etwas sollten wir noch ausprobieren. Es wird vielleicht nichts bringen, aber trotzdem…«
    »Es wird keinen Schaden anrichten«, sagte Nela.
    »Ach?« sagte Fringe.
    »Wir sind bewegungsunfähig. Wir haben uns gefragt, ob du uns vielleicht einen Stein suchen würdest, etwa faustgroß.«
    Fringe tastete sich zur Wand vor, und dann kroch sie an

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