Monströse Welten 3: Toleranz
unvermeidlich ist, denn alles Leben hat ein Ende –, wenn unser Kamerad also stirbt, ist es Brauch bei uns, seiner zu gedenken, indem wir dem nächsten bewohnten Ort ein Geschenk machen. Ein Geschenk. Etwas, von dem wir glauben, daß es von größtem Nutzen für die Bewohner ist.«
»Seid ihr dazu in der Lage? Dieses… dieses Geschenk zu machen? Etwas Wertvolles?«
»Dieses tun wir von Zeit zu Zeit.«
»Weltfrieden? Unsterblichkeit?«
»Wir haben auch Frieden gebracht, ja. Weltfrieden ist einfach. Wir identifizieren alle Bewohner, die Rassen- oder Stammesloyalitäten über die planetarische Loyalität stellen und eliminieren sie. Frieden ist die zwangsläufige Folge. Unsterblichkeit indes ist eine der Ausnahmen.«
Bertran und Nela wechselten Blicke. »Ausnahmen?« fragte Bertran.
»Wir betrachten Unsterblichkeit nicht als Geschenk. Theoretisch ist sie möglich. Philosophisch betrachten wir sie als Irrweg. Ebensowenig betrachten wir auf multirassischen Welten die Ausrottung einer intelligenten Rasse als Geschenk, auch wenn andere Rassen dieser Ansicht sind. Wir würden zum Beispiel auch nicht eure Ureinwohner oder die Wale ausrotten; aber das kriegt ihr anscheinend auch selbst ganz gut hin. Und wir betrachten es auch nicht als Geschenk, unser Wissen zu vermitteln, höchstens in begrenztem Umfang. Wenn wir zum Beispiel beschließen würden, eurem Planeten die Heilung einer Krankheit zum Geschenk zu machen, würden wir euch in der Methode der Heilung unterweisen, mehr aber nicht. Wir selbst haben keine Krankheiten. Im Gegensatz zu eurer Rasse, die sich ohne Krankheiten so stark vermehren würde, daß sie zum Untergang verurteilt wäre, haben wir keine Verwendung mehr dafür.«
»Das wird uns niemand glauben«, sagte Nela.
Bertran nickte. »Sie hat recht. Niemand wird uns das glauben. Ich weiß es jetzt schon. ›Mißgeburten melden Kontakt mit einem UFO!‹ ›Außerirdische stürmen Zirkus!‹«
»Wir wissen, daß man euch nicht glauben wird«, sagte Sellerie. »Wir haben das und eure pragmatische Akzeptanz dieses Umstands berücksichtigt. Wir wollen überhaupt nicht, daß man von unserer Existenz erfährt, nach uns sucht oder Kenntnis von uns nimmt. Wir sind Pilger, keine Besucher. Unser Schicksal wird sich weit entfernt von hier entscheiden. Allein die Notwendigkeit, unseres toten Kameraden zu gedenken, veranlaßt uns, Kontakt mit anderen Rassen aufzunehmen.«
Bertran schüttelte den Kopf. »Weshalb seid ihr dann zu uns gekommen? Weshalb zieht ihr die Bewohner der Erde da hinein?«
Sellerie wirkte verlegen. Später fragte Nela sich, weshalb sie den Eindruck gehabt hatte, daß das Wesen verlegen wirkte. Vielleicht hatte es daran gelegen, daß es grünlich angelaufen war. Oder am leichten Zucken der Gliedmaßen.
»Wir haben uns bereits für ein Geschenk für euren Planeten entschieden. Allerdings liegt ein… weiter Weg vor uns. Wir hoffen, daß wir rechtzeitig zu einem besonderen Ereignis kommen werden, das unseren Prognosen zufolge in absehbarer Zeit eintreten wird. Wenn wir das Geschenk selbst implementieren, tritt vielleicht eine gravierende Phasenverschiebung ein. Wir verfügen über Hinweise, wonach ihr imstande seid, die Sache gegen eine angemessene Belohnung für uns zu implementieren, ohne unsere Reise zu gefährden.«
»Was sollen wir implementieren?« Nelas Kinnlade klappte nach unten. Sie wußte nicht, womit sie der Welt einen Dienst erweisen konnte.
Sellerie knirschte erneut. »Bald, noch in diesem Jahr, wird sich auf eurer Welt ein Ding manifestieren, das von weit her kommt. Wie soll ich es euch erklären? Eine Rasse – eine Rasse, die ihr unter dem Namen Arbai kennenlernen werdet – hat ein Transport- und Kommunikations-Netzwerk eingerichtet, das sich automatisch in der Galaxis ausbreitet, obwohl die Arbai unseres Wissens entweder schon ausgerottet sind oder kurz vor der Ausrottung stehen. Die Arbai hatten die Vision eines durch ihr Netzwerk vereinigten Universums. Eine der – äh… Stationen? Knotenpunkte? Türen? Tore? –, wie auch immer ihr es nennen wollt, wird in Kürze auf diesem Planeten materialisieren.«
Nela stockte der Atem. »Wunderbar!«
Sellerie nickte. Dann schüttelte er sich, was sowohl ›ja‹ als auch ›nein‹ bedeuten mochte. »Ja. Die Arbai, wiewohl ein Volk mit einer starren Philosophie, haben einen tiefen Einblick in die Natur des Universums. Sie vollbringen wahre Wunder. Aber nein, dieses Tor wird kein Segen für euch Erdlinge sein, denn wenn es hier
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