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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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bevor er sagte: »Sie ist in Ordnung. Da bin ich mir sicher. Aber irgend etwas an ihr ist nicht ganz…«
    »Nicht ganz was?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwie nicht ganz solide.«
    »Auf mich hat sie jedenfalls solide genug gewirkt.«
    »Ich meine auch nicht ihren Körper, Curvis. Auch nicht ihre Gesundheit. Und nicht ihre Fähigkeiten, von denen Zasper überzeugt ist; wenn ich sie auch gern einmal beim Umgang mit der Waffe sehen würde.«
    »Nun, wenn wir ein paar Tage abwarten, werden wir es vielleicht sehen. Hier in Enarae ist nämlich der Teufel los.«
    »Stimmt.«
    »Diese seltsamen Leute aus der Vergangenheit, diese Zwillinge. Sind sie denn solide?«
    »Ich glaube schon«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Weshalb nimmst du sie mit?«
    Ärgerlich schlug Danivon mit der flachen Hand auf den Tisch. »Verdammt, Curvis, ich habe dir schon tausendmal gesagt, daß ich es nicht weiß! Frag einen Maler, weshalb er sein Bild so und nicht anders malt. Frag eine Tänzerin, weshalb sie diese oder jene Bewegung ausführt…«
    »Schon gut«, unterbrach Curvis ihn. »Du weißt es also nicht. Weißt du wenigstens, ob wir noch mehr Leute brauchen?«
    »Ich weiß nur, daß die Mannschaft noch nicht komplett ist.«
    Curvis wollte ihn schon fragen, woher er das wüßte und wen er als nächstes anheuern würde, aber er verkniff sich das noch rechtzeitig. »Möchtest du noch ein Bier?« fragte er statt dessen, ohne daß er eine Antwort bekam. Danivon saß mit gesenktem Kopf, mit bebender, schnüffelnder Nase und halb geschlossenen Augen da.
    Wenn er sich in diesem Zustand befand, war er manchmal für Stunden nicht ansprechbar. »Scheiße«, sagte Curvis leise, als er in den überfüllten Schankraum ging, um sich ein bißchen zu amüsieren.
    Danivon stellte sich derweil die gleichen Fragen, die auch Curvis sich schon gestellt hatte. Was wäre geschehen, wenn er ein anderes Kind gewesen wäre? Wenn er sich zum Beispiel nicht so früh einen Namen wegen seiner Hilfsbereitschaft gemacht hätte. Er hatte das seit seiner Kindheit getan, war immer zur Stelle gewesen, wenn jemand Hilfe brauchte. Manchmal war Danivon sogar erschienen, bevor der Betreffende überhaupt wußte, daß er Hilfe brauchte, und hatte mit einem breiten Grinsen gesagt: »Ich habe gerochen, daß du jemanden brauchst.«
    Das stimmte, auch wenn es zunächst niemand geglaubt hatte, nicht einmal Zasper. Anfangs hatten die Leute es für einen Scherz gehalten und geglaubt, daß irgend jemand dahintersteckte. Später erfuhren sie dann, daß er wirklich einen Riecher für solche Dinge hatte. Zumindest hatte er den Eindruck, daß die Informationen irgendwie in der Luft lagen, worum auch immer es sich in Wirklichkeit gehandelt hatte; sein Spürsinn war nicht immer zuverlässig, aber oft genug hilfreich. Er roch es, wenn Leute Hilfe brauchten; er roch Schwierigkeiten, die als solche nicht zu erkennen waren; er roch es, wenn Frauen auf ihn scharf waren - oder auf andere Leute; er roch Lösungen für Probleme; er roch es, wenn Leute gemeinsam zu Leistungen fähig waren, die sie allein nicht schafften oder zumindest nicht in Angriff nahmen.
    Er roch Haß und Lust. Wenn er eine Menge roch, wußte er, ob es zu Ausschreitungen kommen oder ob die Leute sich nach einer Weile wieder zerstreuen würden. Und obwohl er nicht wußte, worin sein Talent wirklich bestand oder worauf es beruhte, erwies Danivons Nase sich für den Aufsichtsrat als sehr nützlich. Er hatte schon viele Dinge für den Aufsichtsrat erledigt, obwohl die Arbeit ihn manchmal tödlich gelangweilt hatte – was er sich aber nie hatte anmerken lassen. Es war ihm zwar lästig gewesen, aber Angst hatte er bisher noch nie gehabt.
    Wieso jetzt? Weshalb witterte er Verdruß? Weshalb diese Ahnung von Dunkelheit? Weshalb diese Rauchzeichen und leuchtenden Flecken, die sich immer in Gesichter aufzulösen schienen und dann doch nicht? Wieso? Kein Traum. Er erinnerte sich weder an ein solches Licht noch an eine solche Dunkelheit. Eine Drohung, ja, aber mehr als nur eine Drohung. Furcht, eiskalte Furcht, wie die Alpträume, aus denen er manchmal mit hämmerndem Herzen und einem Schrei auf den Lippen erwachte! Er hörte Schreie, flehende Stimmen, als ob er mit einem anderen Ort in Verbindung stünde und dessen Echos hörte. Er roch Schweiß, den Angstschweiß einer Person, die sich auf der Flucht befand.
    Nicht gerade die günstigsten Vorzeichen für den Antritt einer Reise. Weshalb die seltsamen Zwillinge aus der Vergangenheit? Weshalb

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