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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Fringe? Er hätte sie ins Team aufgenommen, allein schon der Art wegen, wie sie schaute, der verstohlenen Blicke, mit denen sie ihn musterte, wegen des Glitzerns in den Augen, der Art, wie sie ging und sprach, scheinbar locker, aber mit vorgerecktem Kopf, als ob sie darauf wartete, daß etwas geschähe. Ja, er hätte Fringe auch um ihrer selbst willen mitgenommen, doch indem er sie ins Team aufnahm, indem er jeden von ihnen aufnahm, befriedigte er den Sinn, den er als Spürsinn bezeichnete, eine Art von Rechtmäßigkeit, eine Selbstverständlichkeit. Dennoch blieb der alles überlagernde Geruch. Angstschweiß. Eine Angst, die bis zu den Wurzeln der Angst selbst hinabreichte.
    Das war aber völlig unerheblich. Es bestand nämlich keine Möglichkeit, sich vor dem Auftrag zu drücken. Boarmus hatte ihm befohlen zu gehen, also ging er. Keine Gefahr, hatte Danivon zu Fringe gesagt. Keine Gefahr. Das war eine Lüge gewesen. Er selbst hatte nie daran geglaubt!

 
6
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    Touristen aus den Kategorien Acht, Neun und Zehn besuchten oft den Swale. Tour runter, Handel rauf lautete die von den Supervisoren betriebene Politik, was bedeutete, daß man normalerweise Reisen zu Orten unternahm, die primitiver waren als der Heimatort und von dort Waren importierte. Während manche einwandten, daß ›primitiv‹ nicht das richtige Wort sei, so war es doch eine Tatsache, daß die meisten Touristen den Swale des Nervenkitzels wegen besuchten, weil sie einmal sehen wollten, wie jemand ermordet wurde oder weil sie selbst einmal jemanden ermorden wollten. Da Touristen in Enarae keinen höheren Stellenwert besaßen als ein heruntergekommener Asozialer oder Paria, war es jedoch unvermeidlich, daß im Zweifelsfall sie ermordet wurden.
    Obwohl Fringe den Swale lange als ihre natürliche Umwelt betrachtet hatte, konnte sie ihm eine besondere Qualität nicht absprechen. Die Schreine der Waffenträger waren allgegenwärtig. In jeder Nische mußte man mit einer Person rechnen, die den Nervenkitzel suchte, und oft war das auch der Fall. Weil sie wußte, daß sie keine Rückendeckung hatte, verhielt sie an jeder Ecke, um die Stiefel neu zu schnüren, den Waffengurt und den Sitz der Kleidung zu überprüfen. Hinter den Gucklöchern mochten sich tausend Augen verbergen, tausend Blicke, die sie wie mit einem Messer durchbohrten und die paar Treppenstufen und die paar Meter glitschiger Straße zwischen ihrer Wohnung und Blooms Laden in ein Minenfeld verwandelten.
    Vielleicht war es real. Vielleicht war es ein Spiel. Auf jeden Fall mußte sie unter einem Sperrfeuer von Blicken von hier nach da gelangen!
    Im Angesicht solcher Gefahren, ob eingebildet oder real, durfte man nicht verzagen! Mit dem linken Daumen polierte sie das Beauftragten- Abzeichen, holte tief Luft und steuerte entschlossen ihr Ziel an, eilte die Treppe hinunter, die gefährliche Straße entlang und flüchtete sich in die Einfahrt von Blooms Etablissement. Sie mußte in Übung bleiben, sagte sie sich und genoß die Aufwallung von Furcht, die die Panik, in die sie sich selbst versetzt hatte, begleitete. Sie wußte, es wäre leichter, aber viel langweiliger gewesen, den längeren Weg zu nehmen. Sicherheit war etwas für Kinder. Das sagten alle Beauftragten, die ihr Geld wert waren.
    Bloom begrüßte sie freudig, fuhr die Beine aus und küßte sie auf die Wange, was sie resigniert erduldete. Bloom küßte jeden, wobei er Geschlecht, Alter und momentane Befindlichkeiten geflissentlich ignorierte. Obwohl Zasper nie versucht hatte, sie zu küssen, und schon gar nicht in der Öffentlichkeit, küßte Bloom sie, seit sie zwölf war und würde wohl kaum gerade jetzt damit aufhören.
    »Owldark«, murmelte er. »Zu lang her, Liebes. Was hast du gemacht, Fringy?«
    »Dieses und jenes«, sagte sie in der beiläufigen Art der Beauftragten, die sich keine Einzelheiten über ihre Arbeit entlocken ließen. »Ich war hier und da.« Die überfüllte Halle war laut und von allen möglichen Gerüchen durchzogen: Essen und Trinken, Schweiß und Drogen, Kisten, Ballen und Körbe mit exotischen Dingen aus einem Dutzend fremder Provinzen, die gegen andere Sachen eingetauscht worden waren. Sie rümpfte die Nase und nieste.
    Der Bloom schnitt eine Grimasse, zog die Beine wieder ein und rief ihr auf dem Weg nach unten zu: »Es ist ein Mann von Gaunts Waffengeschäft hier, der die neusten

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