Montana 04 - Vipernbrut
herausfanden, dass diese Waffe bei einem Raubüberfall verwendet wurde. Zum Glück wurde dabei niemand verletzt, aber es wurde ein Schuss abgegeben, die Kugel blieb im Türrahmen stecken. Gabes Waffe war nicht registriert, wahrscheinlich hat er sie auf der Straße gekauft. Seinem Vater hat er erzählt, er habe sie für einen Freund aufbewahrt.«
Pescoli schnaubte.
»Ja, ich weiß, das war Unsinn, doch nachdem die Cops abgezogen waren, hat sich Gabriel aus dem Staub gemacht und ist seitdem verschwunden.«
»Sucht die Polizei nach ihm?«, wollte Pescoli wissen.
»Ja.«
»Und Sie wollten ihn lieber selbst ausfindig machen.«
»Ich wollte mit ihm reden.«
»Er ist nicht nur ein Ex-Cop und Privatdetektiv, er hat auch einen Abschluss in Jura«, erklärte Alvarez.
»Auf welcher Seite stehen Sie also?«, fragte Pescoli.
»Ich will Gabe dazu bringen, sich der Polizei zu stellen.
Begleitet von einem Rechtsanwalt.«
»Damit meinen Sie sich selbst?«
»Richtig. Ich will, dass er zur Vernunft kommt.«
»Dann sind Sie also nicht bei der Polizei?«
»Ich arbeite für jemanden in Helena.«
»Für wen?« Pescoli kniff misstrauisch die Augen zusammen.
»Detective Trey Williams.«
»Kann ich ihn anrufen, um mir Ihre Angaben bestätigen zu lassen?«
»Ja.«
»Und der Sheriff hat Sie nicht zum Deputy ernannt?«
»Offiziell? Nein, das hat er nicht.«
Offenbar gefiel Pescoli diese Antwort gar nicht. »Das ist alles ein bisschen dürftig, nicht wahr?«
»Wie gesagt, ich arbeite für Detective Trey Williams.«
»Seltsam, wie sie die Dinge drüben in Helena handhaben, aber wir werden ja sehen. Zurück zu Gabriel Reeve«, sagte sie jetzt, um das Thema zu wechseln. »Sie sind also sein Onkel. Nein … Augenblick mal. Er ist der Sohn Ihrer Cousine, richtig?«
»Korrekt«, bestätigte O’Keefe. »Er hat eine Pistole. Der Junge steckt ständig in Schwierigkeiten. Seit sie ihn adoptiert haben.«
»Er ist also gar nicht der Sohn Ihrer Cousine?«
»Doch, selbstverständlich. Nur nicht der leibliche. Alle drei Kinder von Aggie und Dave sind adoptiert. Für sie macht das keinen Unterschied. Allerdings war Gabe von Anfang an schwieriger als die beiden anderen. Ziemlich eigenwillig.«
»Davon kann ich ein Lied singen«, sagte Pescoli, die offenbar sofort an ihre eigenen Kinder dachte. Ihr Sohn Jeremy war schon mehrere Male mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
»Dann haben Sie sich eingeschaltet, weil Ihre Cousine Sie darum gebeten hat und weil Sie dem Jungen aus dem Schlamassel heraushelfen wollten. Als sein Fürsprecher, Anwalt oder was auch immer.« Pescoli deutete mit dem Zeigefinger zunächst auf Alvarez, dann auf O’Keefe. »Ihr zwei kennt euch?«
»Wir haben in San Bernardino zusammengearbeitet«, erklärte ihre Partnerin schnell. »Bevor ich hier hergezogen bin.«
Pescoli zog eine Augenbraue in die Höhe. »Sie haben für das Büro des Sheriffs von San Bernardino gearbeitet?«, fragte sie O’Keefe.
»Ja, für das County.« Er nickte kurz. Seine Kiefermuskeln spannten sich an. »Das ist schon eine Weile her.«
»Das stimmt«, bestätigte Alvarez und zwang sich zu einem Lächeln, während sie O’Keefe einen warnenden Blick zuwarf, der so viel bedeuten sollte wie: Halt bloß die Klappe! Was damals in Kalifornien passiert war, ihre Karriere beeinträchtigt und seine ruiniert hatte, musste Vergangenheit bleiben. Je weniger Leute davon wussten, desto besser.
»Sie sehen nicht aus wie ein Jurist«, stellte Pescoli fest.
O’Keefes Mundwinkel zuckten. »Ich habe meinen Dreiteiler im Pick-up gelassen.« Als sie nicht mal ansatzweise lächelte, fügte er hinzu: »Gesellschaftsrecht Schrägstrich Strafrecht ist nicht wirklich mein Ding. Ich bin kein Schreibtischmensch.«
»So viel Geld für eine so langwierige Ausbildung - daraus werde ich nicht schlau«, stellte sie fest, als ihr Handy klingelte. Mit gerunzelter Stirn blickte sie auf das Display, dann wurde ihr Gesicht weicher, und sie nahm das Gespräch an. »He«, sagte sie leise, was bedeutete, dass Nate Santana oder eins ihrer Kinder am anderen Ende der Leitung war. » … Ja … Nein. Im Haus meiner Partnerin. Nein. Muss hier noch etwas regeln. Hmm … in etwa einer halben Stunde.« Sie blickte Alvarez an, die rasch nickte, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie aufbrechen konnte. Es gab hier nichts mehr zu tun für Pescoli, und Selena wollte nicht, dass sie noch weiter in ihrem Privatleben wühlte.
Als Regan aufgelegt hatte, sagte sie deshalb: »Ich denke, wir
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