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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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gehabt hatte, wo ihr Sohn gewesen war, lastete schwer auf ihren Schultern.
    »Es ist seitdem nicht ein einziger Tag vergangen, an dem ich nicht an ihn gedacht habe, aber … « Sie schüttelte den Kopf und starrte auf ihre kalt werdende Pizza, während sie gegen die lang auf gestauten Tränen ankämpfte. »Ich habe mich immer gefragt, wie es ihm wohl ergangen ist, was für ein Leben er führt, wie er aussieht … « Sie räusperte sich, dann schloss sie die Augen und zog sich in sich selbst zurück, dorthin, wo sie mit ihrem Schmerz allein sein konnte - unzugänglich für andere Menschen.
    Sie fühlte, wie ihr Kinn anfing zu zittern, und biss die Zähne zusammen. Das war kaum der richtige Zeitpunkt für Reue oder Schuldzuweisungen, und sie würde jetzt nicht zusammenbrechen. Bestimmt nicht.
    Einen Augenblick senkte sich Schweigen zwischen sie, nur das leise Rumpeln der Heizung war zu vernehmen. Sie fühlte sich erleichtert und ja, beschämt. Entschlossen hob sie das Kinn und blickte in seine fragenden Augen.
    Wenn sie erwartet hatte, Anschuldigungen oder stumme Vorwürfe darin zu sehen, so wurde sie eines Besseren belehrt.
    »Du warst damals selbst noch ein Kind«, sagte er sanft.
    »Etwa so alt wie er jetzt.«
    »Mein Gott, Selena, warum hast du mir das nie erzählt?«
    »Ich habe es niemandem erzählt, und weißt du, warum?« Sie schniefte laut und drängte die Tränen zurück, die ihr in die Augen gestiegen waren. »Weil ich nicht wollte, dass jemand davon erfährt. Ich … ich will es immer noch nicht, doch es sieht so aus, als hätte ich keine große Wahl.«
    Er runzelte die Stirn, dann wandte er den Blick ab und sagte leise: »Schon gut.«
    »Gar nichts ist gut. Es war nie gut und wird nie gut werden, aber irgendwie werden wir schon damit klarkommen. Werde ich damit klarkommen.« Sie hatte sich jetzt wieder unter Kontrolle, die Tränen waren aus ihren Augen verschwunden, und sie strahlte Entschlossenheit aus.
    »Na schön, dann stelle ich dir jetzt mal die entscheidende Frage: Du glaubst also, Reeve weiß, dass du seine Mutter bist, und ist deshalb hier aufgekreuzt?« O’Keefe klang skeptisch.
    »Ich weiß es nicht. Es kommt mir unwahrscheinlich vor, und ich habe keine Ahnung, wie er mich gefunden hat. Doch dass das Ganze hier«, sie machte eine ausladende Handbewegung, die auch den leeren Hundekorb mit umfasste, »ein Riesenzufall ist, erscheint mir noch unwahrscheinlicher.«
    Sie spürte O’Keefes Blick auf sich ruhen und stellte fest, dass auch er sein Pizzastück nicht angerührt hatte.
    »Was denkst du?«, fragte sie.
    »Dass du ihn nie auch nur mit einem Wort erwähnt hast«, sagte er, und sie wusste, dass er an die kurze Zeit dachte, in der sie ein Paar gewesen waren.
    »Das stimmt. Ich dachte, ich hätte es dir gerade erklärt: Ich habe nie über ihn gesprochen. Mit niemandem. Habe versucht, nicht an ihn zu denken. Ich habe dich jetzt nur eingeweiht, weil ich weiß, dass du nach ihm suchst, nach dem Jungen, der wahrscheinlich mein Sohn ist. Ich wäre dir dankbar, wenn du das Ganze möglichst für dich behältst.«
    »Was ist mit dem Vater des Jungen?«
    »Der ist außen vor.« Sie hätte mit dieser Frage rechnen müssen, dennoch überraschte sie sie, versetzte ihr einen Stich.
    »Ist es möglich, dass der Vater Kontakt zu Gabe aufgenommen hat?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«, hakte er nach.
    Sie schüttelte den Kopf und funkelte ihn über den Tisch hinweg an. »Er weiß nicht, dass er ein Kind hat, und das soll auch so bleiben.«
    »Es gibt gewisse väterliche Rechte.«
    »Nicht für ihn. Ich habe meinen Sohn zur Adoption freigegeben und in seiner Geburtsurkunde keinen Vater eintragen lassen.«
    Sie sah die Verwirrung in seinem Blick, doch zum Glück konnte sie keine Missbilligung darin entdecken.
    »Hör mal«, sagte er schließlich, als sie sich ein Stück Peperoni von ihrer Pizza pflückte und in den Mund steckte. »Es spielt für mich nicht wirklich eine Rolle, ob der Junge dein Sohn ist oder nicht; ich möchte ihn nur finden.«
    »Ich auch.«
    »Und deinen Hund.«
    Sie warf einen Blick auf den leeren Korb und nickte kauend.
    »Ja. Ich vermisse ihn sehr.« Dann lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und sah zu, wie O’Keefe seine Bierdose öffnete. Es zischte, als er den Deckel aufriss. »Ich habe das ganze Haus abgesucht, aber wie ich schon sagte: Es fehlt nichts außer ein paar Schmuckstücken, keine teuren Sachen, nur von persönlichem Wert, und das Bargeld. Die zwanzig Dollar habe ich

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