Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
viel zu lange her, seit sie das letzte Mal bei Tagesanbruch über das Land gejagt waren und dabei ein Geheul ausgestoßen hatten wie Sioux auf dem Kriegspfad.
Viel zu lange.
“Wo ist Logan hin?”, fragte Alec, der noch immer verschlafen durch die Tür zum Wohnzimmer spähte. Josh zwängte sich hinter ihm durch in die Küche.
Briana stand am Herd und bereitete Rührei und Speck zu. Es kam ihr seltsamerweise wie eine völlig normale Sache vor, dass sie in diesem etwas schäbigen, aber großen und geschichtsträchtigen Ranchhaus das Frühstück machte.
“Ich glaube, er ist mit Dylan weggeritten”, wich sie aus, obwohl sie aus dem Fenster geschaut und genau gesehen hatte, wie die beiden Brüder sich auf den Weg machten – Dylan auf dem Falben, Logan auf dem Grauschimmel.
“Bist du sauer auf Heather?”, wollte Alec wissen, schlich durch die Küche und setzte sich an den Tisch.
“Ich weiß nicht, ob sauer das richtige Wort ist”, gab sie ruhig zurück. “Was ist da gestern Abend passiert, Jungs?”
Josh ließ sich inmitten der drei Hunde nieder und begann wahllos, die Tiere zu kraulen. Ein vorsichtiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel und nahm seinem Gesicht diesen verkrampften Ausdruck. “Jemand hat Heather im Trailer angerufen, nachdem Dad weggegangen war, um Überstunden zu machen”, erklärte er. “Und dann fing sie an zu weinen.”
“Wir wussten nicht, was wir tun sollen”, ergänzte Alec.
Briana nahm die Pfannen vom Herd. Das Frühstück konnte noch warten. “Natürlich wusstet ihr das nicht”, sagte sie sanft, ging zu Alec und strich ihm über die Wange, dann schaute sie zu Josh. “Warum hat sie denn geweint?”
“Sie hat gesagt, dass ihre Mom sehr krank ist”, antwortete Josh.
“Das tut mir leid”, sprach Briana.
“Wir sollten im Kasino zu Abend essen und von da aus ins Kino gehen”, fuhr er fort. “Heather hat gesagt, dass sie erst Blackjack spielen muss, und dann gehen wir sofort. Aber dann brachte sie das Handy zurück, und sie war total sauer und war wieder am Weinen. Sie hat gesagt, dass Dad angerufen hat und wir jetzt alle Ärger kriegen. Ich habe dann Dad angerufen, und er hat gesagt, dass er uns abholen kommt und dass wir dir nichts davon erzählen sollten, was passiert ist …”
“Aber du hast es erzählt”, rief Alec dazwischen.
“Hör auf”, warnte Briana ihn. “Josh hat genau das Richtige getan.”
“Heather wollte nur ein bisschen Geld gewinnen, damit sie ihrer Mom helfen kann”, beharrte Alec. “Das hat sie uns gesagt.”
Es war nicht Brianas Aufgabe, ihm die verdrehte Logik zu erklären, nach der Heathers Verstand arbeitete, und davon abgesehen wusste sie ohnehin nicht, wie sie das hätte anstellen sollen. Darüber würde sie mit Vance und auch mit Heather reden müssen, aber nicht in Gegenwart ihrer Kinder.
“Sie ist nicht böse, Mom”, beteuerte Alec. “Sie hatte nur Angst, das war alles.”
“Dürfen wir jetzt nicht mehr zu Dad?”, fragte Josh.
“Doch”, sagte Briana, die sich über den Meinungswandel ihres ältesten Sohns wunderte, was Vance betraf. “Aber wir Erwachsenen müssen erst einmal ein paar Dinge klären.”
“Müssen wir zurück in unser Haus?”, warf Alec ein.
“Ich glaube, wir werden noch ein paar Tage lang hierbleiben.” Briana widmete sich wieder dem Frühstück, weil sie sich mit irgendetwas beschäftigen musste, wenn sie nicht durchdrehen wollte.
“Was ist in unserem Haus passiert, Mom?”
Hatten sie ihnen von dem Einbruch und den Verwüstungen erzählt? Sie konnte sich nicht daran erinnern. “Wer sagt, dass was passiert ist?”
“Irgendwas ist passiert.” Alec blieb stur und starrte sie eindringlich an.
Briana seufzte. “Jemand hat das ganze Haus auf den Kopf gestellt”, lenkte sie schließlich ein. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass ihre beiden Söhne sie in diesem Moment aufmerksam beobachteten, aber sie konnte ihnen nicht in die Augen sehen.
“Wer?”
“Das weiß ich nicht.” Sie hatte Heather verdächtigt, doch nachdem sie nun wusste, was geschehen war – dass Heather einen Anruf erhalten hatte, der jedem zugesetzt hätte –, regten sich leise Zweifel. Vielleicht steckte ja doch Brett Turlow dahinter, der sich an ihr rächen wollte, nachdem sie ihm den Vorfall mit dem Nachthemd vorgeworfen hatte. Falls ja, würde er sich vermutlich dazu verpflichtet fühlen, nochmals zuzuschlagen, sollte Sheriff Book ihn so wie angekündigt tatsächlich vorläufig festnehmen und verhören.
“Wollten
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