Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
versuchte, die aufsteigende Panik zu ignorieren, die sich in ihrer Magengegend wie ein Wirbelwind ausbreiten wollte. “Ich rufe jetzt schon zum dritten Mal zu Hause an”, murmelte sie. “Aber die Jungs gehen nicht ran.”
“Vielleicht ist Josh ja im Internet”, gab Millie zu bedenken. Die meisten Leute verfügten zwar längst über ISDN- oder DSL-Leitungen und konnten telefonieren, während sie im Internet surften, aber Brianas Telefon lief noch über eine alte Analogleitung, und da war nur das eine oder das andere möglich.
“Vermutlich hast du recht”, gab sie zu und wunderte sich über sich selbst, dass sie nicht von selbst auf diese simple Lösung gekommen war. Das lag wohl an Logan Creed, der ihr den Abend über und die ganze Nacht hindurch nicht aus dem Kopf hatte gehen wollen. Sie hatte sich im Bett hin und her gewälzt, und zweimal war sie zum Wohnzimmerfenster gegangen, um die Lichter zu betrachten, die von seinem Haus durch die Bäume schimmerten.
Dann jedoch stutzte sie. “Augenblick mal, dann wäre doch besetzt. Aber ich höre immer nur das Freizeichen.”
“Oh, richtig”, stimmte Millie ihr zu.
Ihr Unbehagen erwachte erneut. Wenn sie Jim nicht schon darum gebeten hätte, den Samstag freizubekommen, wäre sie auf der Stelle nach Hause gefahren, um nach dem Rechten zu sehen.
So viele Dinge konnten sich zugetragen haben.
Vielleicht waren die Jungs aus dem Haus gegangen, weil Hausarbeiten, Fernsehen und Internet langweilig geworden waren, und hatten sich zum Obstgarten begeben, weil sie glaubten, sie könnten jeden Bären mit einem strahlenden Lächeln bezwingen.
Oder sie waren auf der Weide, um sich den Bullen anzusehen.
Oder Vance war gekommen, um sie zu entführen, da er wusste, dass Briana tagsüber arbeitete. Okay, das war etwas weit hergeholt, denn wenn er sie entführte, musste er sich auch darum kümmern, dass sie mit Essen und Kleidung versorgt waren. Aber völlig abwegig war das nun auch wieder nicht.
Für Vance gab es nichts Besseres, als sie auf die Palme zu bringen, und das würde ihm auf jeden Fall gelingen, wenn er ihre Kinder mitnahm.
Sie verschränkte die Arme und biss sich auf die Unterlippe. Auch wenn es zusätzliche Kosten verursachte, würde sie direkt nach Feierabend ein Handy kaufen.
Auf einmal wurde ihr so übel, dass sie fürchtete, ihr könnte der Joghurt hochkommen, den sie auf dem Weg zur Arbeit während der Fahrt runtergeschlungen hatte.
“Bree?”, fragte Millie besorgt. “Du siehst gar nicht gut aus. Soll ich Jim fragen, ob er dich nach Hause gehen lässt?”
Briana fühlte sich versucht, doch letztlich brachte sie es nicht fertig, Jim zu belügen, wenn auch nur indirekt. Er hatte sie zwei Mal befördert, und sie bekam den nächsten Samstag frei, obwohl das Kasino an Wochenenden chronisch unterbesetzt war. Nein, er verdiente es nicht, an der Nase herumgeführt zu werden.
Also schüttelte sie den Kopf, atmete ein paar Mal tief durch und ging zurück ins Kasino, um hier und da einen Jackpot auszubezahlen, Geld zu wechseln und darauf zu achten, dass niemand Ärger machte.
Sie hielt sich in der Nähe des Eingangs auf und hörte mit einem halben Ohr zu, wie ein alter Mann darauf beharrte, die Spielautomaten seien alle manipuliert. Während sie sich voller Sorge ausmalte, wie Vance mit ihren Söhnen in seinem alten Van nach Gott weiß wo unterwegs war, bemerkte sie, wie Logan durch den “Familieneingang” das Restaurant betrat.
Und Alec und Josh waren bei ihm und strahlten überglücklich.
Erleichterung war das Erste, was Briana verspürte. Ihre Jungs waren in Sicherheit und befanden sich sogar ganz in ihrer Nähe.
Dieser Erleichterung folgte dann aber Wut, die wie ein mörderisches Gift durch ihre Adern gepumpt wurde.
Für wen hielt sich dieser Logan Creed eigentlich? Wie konnte er nur mit ihren Kindern einfach irgendwo hinfahren, ohne ihr Bescheid zu sagen? Und ohne sie erst um Erlaubnis zu fragen?
6. KAPITEL
“M om auf zwölf Uhr”, ließ Josh verlauten, als er über den Rand seiner Speisekarte hinwegschaute.
Logan hatte Briana ebenfalls aus dem Augenwinkel bemerkt, die wie ein Güterzug auf Talfahrt auf sie zugeschossen kam. Er musste sich ein Grinsen verkneifen, als er sich die Kollision inklusive Funkenflug vorstellte. “Ich glaube, ich nehme Enchiladas”, sagte er.
Alec rutschte unbehaglich auf seinem Platz hin und her. “Mom sieht tierisch sauer aus”, flüsterte er.
Mit energischen Schritten kam Briana durch den Eingangsbereich
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