Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
Kasino zurückzulassen – was ihm ausgesprochen schwerfiel. Da entdeckte er an einem Tisch am anderen Ende des Lokals Brett Turlow, der ihn aufmerksam beobachtete.
Kaum dass ihre Blicke sich getroffen hatten, sah Brett rasch in die andere Richtung.
Er saß allein am Tisch, und er war schmächtiger, als Logan ihn in Erinnerung hatte. Obwohl er erst Mitte vierzig war, vertrug Brett das Älterwerden nicht gut. Das Leben war auch nicht gerade schonend mit ihm umgesprungen, seit er das Holzfällunternehmen der Familie übernommen und so sehr heruntergewirtschaftet hatte, dass er schließlich Konkurs anmelden musste.
Über all diese Dinge war Logan bestens informiert. Er hatte den
Stillwater Springs Courier
abonniert, nachdem er sein Zuhause verlassen hatte, und es gab für ihn diverse Gründe, Brett Turlow nicht zu mögen.
Obwohl Brett zehn Jahre älter war als er, verband sie beide eine lange Vergangenheit … eine sehr lange Vergangenheit.
Logan bezahlte die Rechnung, legte der Serviererin ein Trinkgeld auf den Tisch und brachte dann Alec und Josh in die Cafeteria, wo sie warten mussten, bis Briana Feierabend machen konnte. Obwohl die Fenster einige Fingerbreit geöffnet waren und ein Wassernapf im Fußraum stand, wollte er Sidekick nicht zu lange im Wagen warten lassen. Dennoch nahm er sich die Zeit, um zu Turlow zu gehen und mit ihm ein paar Takte zu reden.
Es überraschte Logan ein wenig, dass Turlow immer noch an seinem Tisch saß, vor sich die Reste einer Portion Nachos und ein Glas Bier.
Turlow musterte ihn von oben bis unten, und in seinen Augen blitzte die vertraute Boshaftigkeit auf. Damals war er ein Schläger und Unruhestifter gewesen, der Sohn vom Boss. Heute dagegen wirkte er so, als sei seine Haut ein paar Nummern zu groß für den Körper darunter.
Einmal hatte er Logan nach Strich und Faden verprügelt, und dann hatte sich Jake bei ihm revanchiert – mit einer Zugabe.
Turlow wollte, dass sein Vater Jake auf der Stelle feuerte, aber Jake Creed mochte ein noch so schlechter Vater sein – er war trotz allem der beste Holzfäller weit und breit. Wenn andere einen Baum fällten, war er bereits mit dem dritten Baum fertig. Und er hatte vor nichts Angst. Weder vor den riesigen Kiefern – die den Spitznamen Witwenmacher trugen, weil sie dazu neigten, sich von der Spitze bis zur Wurzel der Länge nach zu spalten und jeden zu erschlagen, der seine Kettensäge ansetzte – noch vor dem Sohn von Deke Turlow. Stets auf seinen Gewinn bedacht, hatte Deke nicht Jake, sondern Brett aus dem Wald geschickt.
Er kam erst zurück, als Deke bei einem Unfall mit einem Bulldozer ums Leben kam, und selbst nach der Übernahme des Unternehmens verhinderte das Testament seines alten Herrn, dass Brett Jake rausschmeißen konnte. Es musste für ihn schier unerträglich gewesen sein, tagaus, tagein mit dem Mann zusammenzuarbeiten, der ihn vor der halben Stadt zur Lachnummer gemacht hatte.
“Bist du hier, um dich an meinem Elend zu weiden?”, fragte Brett gelangweilt.
“Warum sollte ich das wollen?”, gab Logan zurück.
“Du weißt, ich habe meine Firma verloren. Die ganze Konkurrenz aus Übersee, und dann diese Umweltschützer, die wegen irgendeiner Eule Theater machen …”
“Schlechte Dinge passieren eben”, sagte Logan. So wie diese Kette, die im falschen Moment gerissen war und Jake unter einigen Tonnen Holz begraben hatte.
“Du und deine Brüder, ihr habt das Geld von der Versicherung bekommen”, knurrte Brett, als würde das die Tatsache rechtfertigen, wie Jake ums Leben gekommen war. Als die anderen Holzfäller zu ihm eilten, da hatte er noch gelebt, wie der Sheriff später erzählte. Die Schmerzen mussten grauenvoll gewesen sein, trotzdem hatte Jake gelacht. Er lag blutüberströmt da und sah Floyd Book an – und er
lachte!
“So endet es also, alter Freund”, waren seine letzten Worte. “So endet es also.”
Jakes Schulden konnten sie mit dem Scheck von der Versicherung begleichen, den Rest teilten Logan, Dylan und Tyler unter sich auf. Logan zahlte mit seinem Anteil das Darlehen zurück, das er für den Collegebesuch aufgenommen hatte.
“Du warst an dem Tag da, nicht wahr, Brett?”, fragte Logan. “An dem Tag, an dem die Kette riss.”
Turlow wand sich ein wenig, schob den Stuhl zurück und stand auf.
Logan war einen Kopf größer, und er ging nicht zur Seite, um Turlow vorbeizulassen.
“Ich war da”, antwortete er. “Und? Das waren acht andere Männer auch.”
“Die waren aber
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