Montana Creeds - Das Herz aller Dinge (German Edition)
Schritt nach hinten, damit sie außer Reichweite war.
Im Wohnzimmer war Heather auf der Couch entweder längst eingeschlafen – oder aber sie lag und lauschte aufmerksam jedem Wort.
“Briana, ich wollte nur …” Vance klang schroff und missmutig. “Ich wollte dir nichts tun.”
“Du hättest Heather am Telefon erwähnen können, Vance. Dann wäre mir Zeit geblieben, die Jungs darauf vorzubereiten.”
“Die Jungs”, gab er zurück, während ein Muskel in seinem kantigen Kiefer zuckte, “scheinen damit kein Problem zu haben. Außerdem ist das eine Sache, die ein Mann von Angesicht zu Angesicht erledigen muss, nicht am Telefon.”
Sie sah zur Seite und schwieg. Falls Vance auf die Idee kam,
sie
sei wütend auf ihn, weil er ein zweites Mal geheiratet hatte, dann würde sie vor Scham im Erdboden versinken.
“Ich lege mich jetzt besser schlafen”, meinte Vance schließlich. “Gute Nacht, Briana.”
Sie schwieg weiter, wich nach wie vor seinem Blick aus und nickte nur knapp.
Vance ging ins Wohnzimmer, murmelte etwas Liebevolles zu Heather, die verschlafen seufzte und irgendetwas erwiderte.
Großer Gott
, überlegte Briana und war mit einem Satz in ihrem Schlafzimmer, dicht gefolgt von Wanda.
Die beiden werden doch jetzt keinen Sex haben, oder etwa doch?
Falls doch, wollte sie davon nun wirklich nichts wissen.
Nachdem sie ihr Baumwollnachthemd angezogen hatte, huschte sie ins Badezimmer und musste sich zwingen, sich nicht die Ohren zuzuhalten, obwohl sie damit rechnete, jeden Moment peinliche Geräusche zu hören. Zurück in ihrem Schlafzimmer stellte sie das Radio an.
Wanda, die sich auf ihrem üblichen Platz auf der Matratze zusammengerollt hatte, musterte Briana neugierig, gähnte und schlief dann weiter.
Briana zog die Decke hoch, doch so müde sie auch war, konnte sie einfach nicht einschlafen.
Einmal abgesehen davon, dass die Jungs etwas mitbekommen könnten – kümmerte es Briana wirklich, ob sich Vance mit seiner Neuen vergnügte?
Nein.
Wo war dann das Problem?
Sie drehte sich von einer Seite auf die andere. Aus dem Radio ertönte eine rauchige Stimme und sang eines von diesen Liedern, bei denen sich eine Frau nach einem Mann, einem Glas Wein und Kerzenschein sehnte.
Briana streckte sich, um an den Drehknopf zu gelangen, damit sie einen anderen Sender einstellen konnte.
Börsennotierungen. Das war es.
Börsennotierungen hatten rein gar nichts Romantisches an sich.
Jemand klopfte leise an die Schlafzimmertür.
Sie setzte sich auf und zog die Decke bis zum Kinn hoch. “Ja?”
Knarrend wurde die Tür geöffnet, und dann sah sie Josh dort stehen. Er war schon wieder fast aus seinem Schlafanzug herausgewachsen.
“Kann ich bei dir schlafen?”
Normalerweise lehnte sie das ab, doch Joshs Gesichtsausdruck machte sie stutzig. “Was ist denn los, Liebling? Hast du schlecht geträumt?”
Josh nickte. “Ich habe geträumt, dass Dad uns mitnimmt. Und ich konnte mich nicht an deine Handynummer erinnern, weil sie noch so neu ist und …”
“Ist schon gut”, murmelte Briana und klopfte mit der flachen Hand auf die Seite der Matratze, auf der Wanda schlief. Die Hündin machte sofort Platz und legte sich ans Fußende, sodass Josh zu ihr ins Bett klettern konnte.
“Ich bin doch schon zu alt, um bei meiner Mom im Bett zu schlafen”, jammerte Josh.
“Das eine Mal ist nicht so schlimm”, versicherte Briana ihm.
“Ist das okay, wenn ich mich über das Fahrrad freue?”
Briana stiegen Tränen in die Augen. “Ja, das ist okay.”
“Meinst du, er will, dass wir zu Heather ‘Mom’ sagen?”
“Das ist ganz allein deine Sache, was du zu Heather sagen willst, solange es nichts Respektloses ist”, erwiderte Briana behutsam. Die Vorstellung, Alec und Josh könnten eine andere Frau mit Mom anreden, versetzte ihr einen Stich durchs Herz. Dennoch war sie fest entschlossen, sich nicht unfair zu verhalten.
Hinzu kam, dass sie Heather irgendwie ganz gut leiden konnte.
Josh lag eine Weile da, sein Gesicht wurde vom schwachen Schein der Nachttischlampe erhellt, das Radio lief leise. Plötzlich fragte er: “Warum hörst du dir den Farmerbericht an?”
Der Sprecher berichtete soeben von einer großen Viehauktion in Choteau am nächsten Tag. Lächelnd schaltete Briana das Radio ab.
“Damit wollte ich nur die Stille überspielen.”
“Oh”, sagte er, setzte sich hin und schlug die Decke zur Seite. “Ich glaube, mir geht’s jetzt wieder gut”, erklärte er.
“Das ist schön”, meinte
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