Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
bezahlte. Natürlich gab sie nie ihre Identität preis, und Floyd hatte wohl nie damit gerechnet, ein Teenager könnte ihn erpressen. Dennoch fragte sich Kristy, warum er nie seine Möglichkeiten als Sheriff ausgeschöpft hatte, um ihr auf die Schliche zu kommen.
Vermutlich waren es seine Schuldgefühle gewesen. Vermutlich war er der Meinung, dass er es verdient hatte, erpresst zu werden. Vielleicht fand er sogar, dass das noch ein akzeptabler Preis war, den er für seine Tat zahlte.
Die erste Zahlung gab Freida für ihr Kleid für den Abschlussball aus. Wie das Geld übergeben wurde, war nirgends vermerkt.
Sehr merkwürdig an dem Ganzen war, dass sie einerseits weiter aus ihrer Beobachtung Kapital schlug, gleichzeitig aber für Floyd zu schwärmen begann. Sie schrieb in ihr Tagebuch, wie gut er in seiner Uniform aussah, wie gern sie die Mutter seiner Kinder sein würde, und sie begann sich einen Plan zurechtzulegen, wie sie ihn verführen konnte – und zwar lange, bevor er tatsächlich ihrem Charme verfiel.
Am erschreckendsten waren die Passagen über Ellie Clarkston. Wie sie alles kaputtmachte, als sie in die Stadt kam und ihr Mike Danvers wegnahm.
Als Freida den Mord beschrieb, stellten sich die feinen Härchen auf Kristys Armen auf.
Ich sollte das eigentlich nicht aufschreiben. Aber ich kann es niemandem erzählen, und ich kann es auch nicht für mich behalten. Ich habe Ellie Clarkston umgebracht.
Der letzte Satz war dick unterstrichen.
Ich sagte ihr, dass Mike sie wegen einer wichtigen Sache sprechen wollte. Sie sollte zu dieser Baumgruppe zwischen der Ranch der Creeds und der Madisons kommen. Ich sagte ihr, dass ich die Nachricht für Mike überbringen sollte. Sie war so überheblich und gehässig. Sie nannte mich “Laufbursche”. Aber als sie sich dann mit Mike treffen wollte, da musste sie feststellen, dass sie doch nicht so schlau war. Ich war vor ihr da und wartete auf sie. Dann schlug ich ihr einen Stein auf den Kopf. Als sie auf dem Boden lag, schlug ich immer weiter auf sie ein, bis sie tot war. Danach musste ich alle meine Sachen ausziehen und im Fluss waschen, und mich selbst musste ich auch waschen. Danach wartete ich, bis alles getrocknet war. Ellie saß gegen einen Baum gelehnt da und sah mich die ganze Zeit mit ihren toten Augen an. Ich habe drei Tage gebraucht, um das Loch zu graben. Ich hatte schreckliche Angst, dass mich jemand sehen würde. Oder dass die Kojoten kommen und die tote Schlampe wegschleppen und dass jemand sie entdeckt und alles herausfindet. Es tut mir nicht leid, was ich getan habe. Es tut mir NICHT LEID. Das ist ganz allein ihre Schuld. Niemand – absolut NIEMAND – nimmt mir weg, was mir gehört.
“Niemand nimmt mir weg, was mir gehört”, wiederholte Kristy fröstelnd.
Sie haben mir Mike weggenommen. Sie haben mir mein Haus weggenommen. Und sogar meinen verdammten Kater …
Angewidert hörte Kristy auf zu blättern und legte die Kopien zur Seite. Sie konnte nicht weiterlesen.
Irgendwie brachte sie den Tag hinter sich.
Dylan half ihr danach durch die Nacht. Sie schliefen nicht miteinander; sie war viel zu aufgewühlt. Aber er hielt sie in seinen Armen. Und als sie zu weinen begann, weil die schrecklichen Erinnerungen auf sie einstürmten, da strich er ihr über die Haare und flüsterte ihr zu, alles werde wieder gut werden. Und dass sie beide das schon gemeinsam durchstehen würden.
Doch er sagte noch immer nicht die drei Worte, die ihr so viel bedeuteten.
Er sagte nicht: “Ich liebe dich.”
18. KAPITEL
D ie Hochzeit war, so wie von Dylan und Kristy geplant, eine kleine Zeremonie im engsten Familienkreis, die in ihrem Wohnzimmer stattfand. Bonnie war natürlich dabei, sie trug ein Kleid in rosa Spitze und dazu Lackschuhe, die Kristy ihr in aller Eile gekauft hatte. Und selbstverständlich waren auch Logan, Briana, Josh und Alec gekommen.
Von Ringen war keine Rede, trotzdem hatte Kristy heimlich einen breiten goldenen Ring für Dylan gekauft – für alle Fälle.
Briana hatte darauf bestanden, Blumen mitzubringen, Zinnien in verschiedenen kräftigen Farbtönen. “Es ist schließlich eine Hochzeit!”, hatte sie gesagt, während sie das schlichte blaue Sommerkleid mit den weißen Punkten und die Sandalen der Braut ein wenig missbilligend musterte.
Dylan trug Jeans, seine besten Stiefel und ein schneeweißes Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte.
Logan als Trauzeuge hatte eine Digitalkamera mitgebracht.
Richter John Etterling nahm die
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