Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
leicht lässt du deine eigene Tochter im Stich?”
Ein Anflug von Scham überkam Sharlene, doch sie schluckte den Köder nicht. Mit diesem Mann zu streiten, hatte noch nie zu irgendetwas geführt, und so würde es jetzt auch wieder sein.
“Aber du hast ja auch bereits Übung darin, deine Tochter im Stich zu lassen, nicht wahr?”
“Sei nicht so gehässig”, versuchte sie es auf die wehleidige Tour.
“Ach, jetzt hör schon auf”, sagte Dylan abweisend. “Sag mir, wo du dich einquartiert hast, dann bringt mein Anwalt morgen die Papiere. Wenn du willst, kannst du sie von jemandem durchsehen lassen. Sobald alles unterschrieben und notariell beglaubigt ist, bekommst du dein Geld.”
Sharlene nickte und gab sich Mühe, sich ihre Freude nicht anmerken zu lassen. In diesem Kaff wäre sie sowieso nicht glücklich geworden. Hier gab es ja nicht mal ein Kino oder ein Outlet. Womit beschäftigten sich die Menschen hier bloß am Samstagabend? Polierten die etwa ihre Schuhe für den Kirchgang am nächsten Morgen?
Sie würde hier innerhalb einer Woche den Verstand verlieren.
“Okay”, stimmte sie ihm zu.
“Die Bedingungen sind sehr strikt, Sharlene”, fuhr er langsam fort.
Hielt er sie für so dämlich, dass ihr das nicht klar war?
Ja, vermutlich tat er das sogar.
Ihr war es so was von egal, was er von ihr hielt. Hauptsache, sein Scheck war gedeckt.
“Die Summe ist alles, was du von mir bekommen wirst. Danach wirst du nie wieder einen Cent von mir sehen. Und du hältst zu Bonnie einen Mindestabstand von drei Bundesstaaten, sofern ich dir nicht etwas anderes erlaube. Ist das klar?”
Sie sah zu Kristy und konnte ihre Verachtung nicht verhehlen. “Ich lege noch einen drauf, Dylan”, schlug sie ihm dann vor. “Wenn du die Summe verdoppelst, dann darf deine hübsche Braut Bonnie sogar adoptieren.”
Zum ersten Mal, seit sie Dylan Creed kannte, war es ihr gelungen, ihn tatsächlich zu überraschen.
“Ist das dein Ernst?”
“Worauf du dich verlassen kannst.”
Dylan drehte sich um und sah Kristy an.
Die nickte und drückte Bonnie etwas fester an sich.
Dylan hielt Sharlene die Hand hin. “Abgemacht.”
Um zehn Uhr am nächsten Morgen fand das vereinbarte Treffen in einem Nebenraum der Bibliothek statt. Sharlene verzichtete mit ihrer Unterschrift auf alle Rechte, was Bonnie anging, und kassierte Dylans Scheck ein. Dann verließ sie Stillwater Springs, Montana, so schnell, dass Kristy nur staunen konnte. Offenbar hatte sie den armen naiven Jimmy dazu überreden können, sie zum Flughafen nach Missoula zu fahren.
“Ist es vorbei?”, fragte Dylan ungläubig an Logan gewandt.
Logan, der wieder seinen eleganten Anzug trug, grinste zufrieden. “Es ist vorbei”, bestätigte er und sah zu Kristy. “Wann willst du den Adoptionsantrag in Angriff nehmen?”
Sie und Dylan hatten fast die ganze Nacht darüber geredet; er wollte, dass sie sich absolut sicher war. Ein Kind zu adoptieren, war schließlich ein großer Schritt, der gut überlegt sein wollte.
“Wie wäre es mit gestern?”, entgegnete sie strahlend.
Lachend zog Logan eine weitere Mappe aus seiner Aktentasche und schob sie ihr über den Tisch zu. “Für uns von Creed, Creed & Creed ist die Zufriedenheit unserer Mandanten das oberste Gebot. Unterschreib, und ich reiche den Antrag ein.”
Kristy sah Dylan mit großen Augen an, er erwiderte ihren Blick.
“Hast du einen Stift?”, fragte sie dann Logan.
Dann unterschrieb sie auf jeder Linie, die Logan ihr zeigte, mit ihrem Namen. Kristine Madison Creed.
“Und wann wird Bonnie auch meine Tochter sein?”
“Ich glaube, das ist sie längst”, gab Logan zurück. “Es gibt eine gesetzliche Wartezeit von sechs Monaten, dann findet eine Anhörung statt. Sharlene wird sich nicht querstellen, Kristy. Dann würde sie den Anspruch auf einen Großteil des Geldes verlieren. Außerdem haben wir die Auszahlung auf einen Zeitraum von fünfzehn Jahren verteilt, damit sie nicht alles außer Landes schaffen kann und dann versucht, Bonnie zu entführen.”
Dylan griff nach Kristys Hand. “Kommen wir zu den Flitterwochen”, wechselte er das Thema. “Wohin möchtest du, Mrs. Creed?”
Logan räusperte sich, sammelte seine Papiere ein und zog sich zurück.
“Ich meine das ernst”, beteuerte Dylan, als sie ihn nur schweigend ansah. “Wir brauchen unsere Flitterwochen. Wohin soll’s gehen?”
Kristy grinste ihn an. “Na, weißt du”, sagte sie und zog seinen Hemdkragen gerade. “Ich kenne da einen
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