Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
zu schweigen von ihren Zweifeln an der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit von Sheriff Book, einem Mann, der für sie so etwas wie ein Onkel gewesen war.
Trotzdem versuchte sie es mit dem Kräutertee und dem Bad.
Und als am Morgen die Sonne aufging, war Kristy die Erste, die sie begrüßte.
Die Sorgerechtspapiere bei Gericht einzureichen war nicht besonders befriedigend – zumindest nicht für Dylan. Nachdem Logan und er das am Morgen erledigt hatten, blieb ihm nichts anderes zu tun, als darauf zu warten, dass sich die Mühlen der Justiz in Bewegung setzten.
Dylan hatte sich um Punkt neun Uhr mit Logan vor dem winzigen Gerichtsgebäude von Stillwater Springs getroffen. Er trug seine beste Jeans, die Stiefel waren auf Hochglanz poliert, dazu ein neues weißes Hemd, das noch die Falten aus der Packung aufwies. Und dann musste er feststellen, dass sein großer Bruder in einem teuren Anzug, glänzenden Halbschuhen und Krawatte aufkreuzte.
Logan bemerkte Dylans Miene, grinste und klopfte ihm auf die Schulter. “Nur die Ruhe, Cowboy”, sagte er. “Es gibt keinen Grund, sich herauszuputzen.”
Aber ich
bin
doch herausgeputzt, ging es Dylan entsetzt durch den Kopf. Was, wenn der Richter ihn für einen Chaoten hielt, der nicht für ein angemessenes Umfeld für seine Tochter sorgen konnte?
Allerdings bekamen sie gar keinen Richter zu Gesicht. Tatsächlich trafen sie nur auf Fred Brill, der am Empfang des Gerichts saß, seit Reagan das erste Mal zum Präsidenten gewählt wurde, vielleicht sogar noch länger. Logan achtete darauf, dass Fred alles mit Eingangsstempel versah und den Vorgang in die Eingangspost legte, und damit war getan, was sie tun konnten.
“Und jetzt?”, fragte Dylan, als sie wieder vor dem Gebäude im Schatten der Bäume standen.
“Jetzt warten wir”, antwortete Logan.
“Warum ziehst du dann einen Anzug an, wenn du wusstest, dass wir heute gar keinen Richter zu sehen bekommen?”
“Manchmal möchte ich einfach wie ein Anwalt aussehen”, erklärte Logan und deutete auf das Marigold Café. “Lass uns frühstücken gehen.”
Da so gut wie jeder Parkplatz auf der Main Street belegt war, was in Stillwater Springs sonst zu keiner Tageszeit der Fall war, ließen die beiden ihre Trucks auf dem Gerichtsparkplatz stehen und gingen zu Fuß zum Marigold. Die Straße wurde gesäumt von den Übertragungswagen der verschiedenen Fernsehsender, und je näher sie dem Restaurant kamen, umso mehr verlor Dylan seinen Appetit.
“Die sind wegen der Story über Kristys Dad hier”, sagte er besorgt.
“Ja.” Logan nickte bestätigend. “Und wegen des Clarkston-Mädchens. Möchte wissen, wer so etwas tut.”
Dylan erwiderte darauf nichts, sondern fasste den Türgriff und zog daran. Er war heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden, weil der Abend mit Kristy nach dem großartigen Sex so ein mieses Ende genommen hatte und weil er sich immer wieder vorstellte, Sharlene könnte mit ihrem aktuellen Freund hier aufkreuzen und ihm Bonnie wegnehmen. Der Gedanke an eine Reportermeute, die Kristy das Leben schwer machen wollte, drückte seine Laune nur noch mehr in den Keller.
Im Café herrschte Hochbetrieb. Dylan und Logan bekamen die letzten beiden freien Plätze und bestellten Kaffee. Als der an den Tisch gebracht wurde, trank Dylan einen Schluck und hätte ihn fast gleich wieder ausgespuckt; es war eine so grässliche Brühe.
Logan schien davon nichts zu merken, da er ohne erkennbare Reaktion aus seiner Tasse trank, während er die anderen Gäste auf seine ihm eigene Art beobachtete. “Ich kann mir vorstellen, dass Kristy mit einem größeren Ansturm rechnet, aber es wäre sicher nicht verkehrt, sie trotzdem zu warnen.”
Dylan kam das gelegen. Er suchte ohnehin nach einem Vorwand, um sich bei ihr zu melden. Er fühlte sich mies, weil er sich ihr gegenüber so schrecklich verhalten hatte. Tatsache war jedoch, dass ihm die Gefühle Angst machten, die Kristy bei ihm auslöste. Als Teenager hatten sie phänomenalen Sex gehabt und geglaubt, dass sie sich liebten. Jetzt dagegen war ihm klar, keiner von ihnen hatte eine Ahnung, was mit ihnen los war.
Liebe war eine schreckliche Sache, heftig und wild, und sie konnte einen Mann wie ein unsichtbares Feuer verzehren.
Logan musterte ihn aufmerksam. “Geht es dir gut?”, fragte er und klang so, als würde ihn Dylans Antwort tatsächlich interessieren.
“Nein.” Dylan seufzte und rieb sich mit der Hand über sein unrasiertes Kinn. “Ich glaube
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