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Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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einen Besuch abstatten wollte – was der Gerüchteküche neue Nahrung gegeben hätte –, gab es in Stillwater Springs nicht viel zu tun.
    Sie konnte duschen, sich anziehen und in die Bibliothek gehen, um die Rückstände aufzuarbeiten. Das Problem dabei war allerdings, dass es dort keine Rückstände aufzuarbeiten gab, weil sie ihre Arbeit immer sofort und umfassend erledigte. Außerdem hatte das Dunkel der Nacht etwas Bedrohliches, ja sogar Bedrückendes.
    Wenn Sheriff Book das Mädchen nicht getötet hatte, dann war ein anderer der Täter. Vielleicht ein Fremder auf der Durchreise – aber was, wenn der Mörder hier in der Stadt lebte? Wenn sie ihm jeden Tag begegnete, vielleicht im Supermarkt oder auf dem Postamt oder sogar in der Bibliothek?
    Diese Vorstellung war noch erschreckender als der Gedanke, dass es sich um einen Fremden gehandelt hatte.
    Sie stutzte, als eine Nachricht in der rechten unteren Ecke des Monitors aufblinkte.
    Hi
, stand dort geschrieben.
Wohin so eilig?
Der Absender war mit Gravesitter angegeben.
    Wer bitte war
Gravesitter
?
    Gesunder Menschenverstand und Neugier lieferten sich eine kurze, aber heftige Schlacht, und die Neugier siegte so wie fast immer, wenn es nichts mit ihrer Arbeit zu tun hatte.
Wer will das wissen?
, tippte Kristy.
    Hab deinen Namen gesehen, als du vor ein paar Minuten unser Gästebuch gelesen hast
, kam die sofortige Antwort, die geschickt über ihre Frage hinwegging.
Du hättest noch ein bisschen bleiben sollen. Wir sind keine bösen Leute.
    Nein, dachte Kristy mürrisch. Ihr sitzt bloß in irgendeinem schummrigen Souterrain über euren Computern gebeugt, schmutzige Wäsche und Pizzakartons liegen kniehoch auf dem Boden, und ihr diskutiert über die guten Eigenschaften von Serienmördern.
    Bin durch Zufall da gelandet
, schrieb Kristy.
Nicht mein Ding.
    Zu gut für uns?
    Ihre Nackenhaare sträubten sich bei dieser Frage. Ja, wenn ihr es genau wissen wollt, dachte sie. Ja, ich denke, ich bin zu gut für euch. Wie konnte dieser Kerl – oder diese Frau – ihr überhaupt eine Nachricht schicken, wenn sie in keinem dieser Gästebücher einen Kommentar hinterlassen hatte?
    Aber Computerfreaks gab es überall, auch in Kleinstädten in Montana, die nur drei Meilen vom Nirgendwo entfernt waren. Einige Besucher der Bibliothek, vorwiegend Jugendliche, die auf die Junior High gingen, benutzten die gestifteten PCs, und auch wenn Kristy sich noch nie die Mühe gemacht hatte, deren Fährte durchs Internet zurückzuverfolgen, wenn sie gegangen waren, würde sie das nun bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit nachholen.
    Wieder öffnete sich ein Fenster, begleitet von einem leisen Gong.
Kristy? Bist du noch da?
    Kristy? Bist du noch da?
    Woher kannte die Person ihren Namen? In ihrer E-Mail-Adresse war der nicht enthalten!
    WER BIST DU?
, tippte sie energisch ein.
    Nur ein Freund
, kam als Antwort. Ü
brigens – es ist schön zu wissen, dass du wieder mit Dylan Creed schläfst. Einige von uns dachten schon, du wärst frigide.
    Wütend und verängstigt loggte sich Kristy sofort aus – und wünschte sogleich, sie hätte das nicht gemacht. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, den Absender der Instant Message zurückzuverfolgen, oder? Aber wie viele Leute nannten sich schon Gravesitter, die im Web hingen wie Spinnen in ihrem Netz und auf eine Fliege warteten?
    Sie loggte sich ein und begann eine Suche.
    Tausende. So viele Leute nannten sich Gravesitter. Tausende und Abertausende.
    Kristy schob ihren Stuhl nach hinten und begann im Zimmer auf und ab zu gehen, wobei Winston ihr auf Schritt und Tritt folgte.
    Nur ein Freund. Übrigens – es ist schön zu wissen, dass du wieder mit Dylan Creed schläfst. Einige von uns dachten schon, du wärst frigide.
    Jemand von hier, so viel stand fest.
    Freida? Sheriff Book? Julie Danvers?
    Oder bloß ein Schuljunge, der sie in Verwirrung stürzen wollte?
    Sie hörte besser damit auf, Nancy Drew zu spielen. Stattdessen sollte sie sich lieber einen neuen Kräutertee aufgießen – die erste Tasse war kalt geworden – und sich bei einem warmen Bad entspannen.
    Na klar. Als ob sie sich jetzt noch entspannen konnte.
    Nach dem Zwischenfall mit Freida.
    Nachdem sie mit Dylan geschlafen hatte.
    Nachdem Gravesitter ihr diese netten kleinen Nachrichten geschickt hatte.
    Und dazu noch mit der Aussicht auf einen Medienrummel, der sich um den von ihrem Dad erschossenen Tagelöhner genauso drehen würde wie um den Fund von Ellie Clarkstons Leichnam. Ganz

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