Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
sie was gebracht?«
»Ja. Zumindest die Ermittlerberichte. Um ganz sicher zu sein, muss ich noch auf die Krankenakten warten.«
»Das war eine gute Präsentation«, lobte Jack sie. »Als du gestern aufgestanden und ans Mikro gegangen bist, war ich total sauer, weil dadurch die Konferenz in die Länge gezogen wurde, aber jetzt muss ich dir Recht geben. Wenn sich herausstellt, dass Dicks Fälle zu deinen passen, verdoppelt sich deine Serie, was sich wie ein schwarzer Schatten über AmeriCare legt. Meinst du nicht?«
»Ich weiß nicht, was das mit AmeriCare zu tun hat«, hielt Laurie dagegen. Sie war überrascht über Jacks Gesprächigkeit. Auch die machte ihr Mut.
»Da ist doch etwas faul im Staate Dänemark. Bei dreizehn Fällen ist das alles andere als Zufall. Es ist zwar bemerkenswert, dass es keine erkennbare gemeinsame Ursache gibt – deshalb kann ich deine Idee von einer Mordserie noch nicht so ganz unterstützen. Aber ich freunde mich immer mehr damit an. Sag mal, hat sich einer der Fälle auf der Intensivstation oder in der Postanästhesie ereignet?«
»Keiner von meinen. Über die von Dick weiß ich nicht Bescheid. Meine sind alle in gewöhnlichen Krankenzimmern passiert. Warum fragst du? Lag Mulhausen auf einer von diesen Stationen?«
»Nein! Er lag in einem normalen Zimmer. Ich bin mir selbst nicht sicher, warum ich frage. Vielleicht weil auf diesen beiden Stationen die Ausgabe von Medikamenten anders gehandhabt wird als auf den normalen. Eigentlich versuche ich, einer Art von Systemfehler auf die Spur zu kommen, zum Beispiel, dass alle ein Medikament bekommen haben, das sie nicht hätten bekommen sollen. So etwas müsste doch mit erfasst werden.«
»Danke für den Vorschlag.« Laurie war trotzdem nicht überzeugt. »Ich werde es berücksichtigen.«
»Vielleicht solltest du in der Toxikologie mehr Druck machen. Letzten Endes glaube ich, dass die Toxikologie dieses Rätsel lösen wird.«
»Das lässt sich leicht sagen, aber ich weiß nicht, was ich sonst noch tun kann. Peter Letterman hat sich schier selbst übertroffen und lässt sich noch die winzigsten Kleinigkeiten einfallen. Gestern hat er davon geredet, er würde mal so ein unglaublich starkes Gift von einem südamerikanischen Frosch überprüfen.«
»Puh! Das ist ein bisschen weit hergeholt. Warum denn in die Ferne schweifen? Irgendwas bringt das Herzreizleitungssystem zum Zusammenbruch, und da fällt mir erst mal nichts anderes ein als ein ganz gewöhnliches Medikament gegen Herzrhythmusstörungen. Wie sie es verabreicht bekommen, ist eine andere Frage.«
»Aber das hätte sich ganz sicher im toxikologischen Befund gezeigt.«
»Das stimmt«, pflichtete Jack ihr bei. »Und was ist mit einem Fremdstoff in der Infusion? Haben sie alle Infusionen bekommen?«
Laurie dachte nach. »Jetzt, wo du es sagst … ja, aber das ist nicht unüblich, da die meisten Patienten, die operiert wurden, mindestens vierundzwanzig Stunden lang am Tropf hängen. An einen Fremdstoff in der Infusion habe ich auch schon mal gedacht, aber ich halte das für sehr unwahrscheinlich. Wenn ein Fremdstoff der Auslöser ist, hätten wir noch viel mehr Fälle, und warum sollte es dann gerade die verhältnismäßig jungen und gesunden Patienten treffen?«
»Jedenfalls solltest du keine Idee ungeprüft verwerfen«, ermahnte Jack sie. »Was mich an die Frage nach den Elektrolyten erinnert, die der Kollege aus Staten Island gestern gestellt hat. Du hast ihm gesagt, die Werte seien alle normal gewesen. Stimmt das?«
»Absolut. Ich habe Peter extra gebeten, auch das zu prüfen, und er hat gesagt, dass alle Werte in Ordnung waren.«
»Hm, hört sich an, als hättest du alles abgedeckt«, räumte Jack ein. »Ich mache hier mal Mr Mulhausen fertig, um sicherzugehen, dass er keine Embolie oder was mit dem Herzen hatte.« Er legte das Skalpell wieder an und beugte sich über die Leiche.
»Ich versuche, an alle Möglichkeiten zu denken«, sagte Laurie und fügte nach kurzem Zögern hinzu: »Jack, könnte ich mit dir einen Moment was Privates besprechen?«
»Och, um Gottes willen!«, platzte Vinnie dazwischen. Er war schon die ganze Zeit ungeduldig von einem Fuß auf den anderen getreten. »Können wir nicht endlich diese dämliche Obduktion hinter uns bringen?«
Jack richtete sich wieder auf und blickte Laurie an. »Worüber willst du reden?«
Laurie sah zu Vinnie. Sie fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart, besonders weil er so ungeduldig war.
Jack bemerkte Lauries Reaktion.
Weitere Kostenlose Bücher