Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
müssen. Und angesichts seiner Verärgerung sah sie seiner Reaktion auf ihre Neuigkeiten nicht sehr optimistisch entgegen.
Als sie fertig umgezogen war und im ID-Raum ihren Mantel geholt hatte, fuhr sie mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock. Sie wollte Peter einen kurzen Besuch abstatten, um ihn moralisch zu stärken und zu hören, ob er bei Sobczyk oder Lewis nicht doch noch auf Gold gestoßen war. So beschäftigt sie mit ihren persönlichen Dingen war, kam sie gar nicht auf die Idee, dass sie ihrem Erzfeind, dem Laborleiter John DeVries, begegnen könnte. Doch der stand in Peters Büro und war scheinbar gerade dabei, ihn runterzuputzen. Er hatte die Hände wütend in die Hüften gestemmt, während Peter ein schuldbewusstes Gesicht machte. Laurie war schnurstracks in einen Streit hineingeraten.
»Na, das passt ja hervorragend!«, rief John. »Wenn das mal nicht die Verführerin höchstpersönlich ist!«
»Wie bitte?« Angesichts einer solchen frauenfeindlichen Bemerkung wurde auch sie wütend.
»Scheinbar haben Sie Peter dazu verführt, dass er sich als Ihr persönlicher Laborsklave verdungen hat«, fauchte John. »Sie und ich hatten doch schon einmal darüber geredet, Dr. Montgomery. Angesichts der paar Kröten, mit denen ich dieses Labor leiten muss, bekommt niemand Sonderdienste, die dazu führen, dass alle anderen viel länger warten müssen. Habe ich mich klar ausgedrückt, oder möchten Sie das schriftlich? Außerdem können Sie davon ausgehen, dass Dr. Bingham und Dr. Washington darüber verständigt werden. Und jetzt möchte ich, dass Sie hier verschwinden.« Um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, deutete er auf die Tür.
Einen Moment lang blickte Laurie erst in Johns ausgemergeltes Gesicht und dann zu Peter. Sie wollte die Situation für Peter auf keinen Fall schlimmer machen, als sie schon war, sodass sie es sich verkniff, John die Meinung zu sagen. Stattdessen drehte sie sich um und verließ das Labor.
Als Laurie die Treppe hinaufging, war sie noch deprimierter als vorher. Sie hasste Streit, besonders mit Leuten, mit denen sie zusammenarbeiten musste. Oft führten sie zu unangebrachten Reaktionen ihrerseits wie früher schon bei Calvin, wobei weiterer Ärger mit John allerdings vorprogrammiert war. Wie sich dieser Streit mit John wohl auf ihr Verhältnis zu Calvin auswirken würde? Schließlich würde John seine Drohung auf jeden Fall wahr machen. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass Calvin ihr eine Standpauke halten würde, doch die Konsequenzen konnte sie noch nicht abschätzen. Sie hoffte bloß, dass Peter keine weiteren Probleme bekam, da er schließlich jeden Tag mit John zu tun hatte.
Als Laurie ihr Büro betrat, schloss sie die Tür hinter sich. Rivas Mantel hing am Haken, was hieß, dass sich Riva entweder unten im ID-Raum oder im Obduktionssaal aufhielt. Laurie setzte sich und dachte über das Telefonat nach, das sie erledigen musste. Seit dem positiv ausgefallenen Schwangerschaftstest quälte sie sich mit dem Gedanken daran. Es war, als würde erst der Anruf letztendlich ihre Schwangerschaft bestätigen. Sie hatte versucht, die Tatsache zu verdrängen, weil es ein großer Fehler war. So sehr sie sich auch Kinder wünschte, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, dass sie sich auf dieses Risiko eingelassen hatte?
Widerwillig wählte sie die Nummer des Manhattan General. Während die Verbindung aufgebaut wurde, blickte sie auf die Unterlagen der Queens-Fälle, die sie ebenso wie den Fall, den Jack gerade bearbeitete, noch in ihr Schema übertragen musste.
Als sich die Zentrale meldete, bat Laurie, mit Dr. Laura Rileys Büro verbunden zu werden. Während sie in der Leitung wartete, war sie dankbar, dass Sue ihr bereits eine Gynäkologin vermittelt hatte, die auch auf der Entbindungsstation arbeitete. In diesen Zeiten, in denen auch in der Medizin häufig gedankenlos gearbeitet wurde, war eine solche Umsicht nicht mehr selbstverständlich.
Als sich Dr. Rileys Sprechstundenhilfe meldete, erklärte Laurie ihre Situation, stolperte aber über ihre eigenen Worte, als sie erzählte, sie habe einen Schwangerschaftstest gemacht, der positiv ausgefallen sei.
»In diesem Fall können wir natürlich nicht bis September warten«, antwortete die Sprechstundenhilfe fröhlich. »Dr. Riley möchte ihre schwangeren Patientinnen zehn bis acht Wochen nach der letzten Periode sehen. Wie lange ist es bei Ihnen her?«
»Ungefähr sieben Wochen.«
»Dann
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