Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
eingestellt sei. Von seinem eigentlichen Ziel erwähnte er natürlich kein Sterbenswörtchen.
Schließlich hatte Bruce ihm versprochen, ihm bis zum Abend eine Liste aller Mitarbeiter zu besorgen sowie eine weitere mit den Neuzugängen seit Mitte November, die in der Nachtschicht beschäftigt waren. Damit hatte sich Rogers Befürchtung, dass ein solches scheinbar willkürlich gewähltes Datum für den Einstellungstermin der neuen Mitarbeiter Verdacht erregen würde, als unbegründet erwiesen.
Als Nächstes hatte Bruce die Personalchefin im St. Francis Hospital, Rosalyn Leonard, angerufen und Roger bei ihr angemeldet. Zu dem Zeitpunkt war sich Roger noch gar nicht bewusst gewesen, wie hilfreich diese Vorwarnung sein würde. Wäre Roger, wie ursprünglich geplant, mit seiner Bitte einfach so bei Rosalyn aufgekreuzt, hätte er absolut nichts erreicht. Roger bezweifelte kein bisschen, dass sie ihn hätte auflaufen lassen. Doch dank Bruces Anruf hatte sie bereits einige Vorarbeit geleistet. Es zeigte sich nämlich, dass Rosalyn verschiedene Quellen anzapfen musste, um an die Informationen zu gelangen, die Roger brauchte. Roger war überrascht, dass die verschiedenen Abteilungen in den AmeriCare-Krankenhäusern innerhalb der engen Grenzen ihres zentral zugewiesenen Budgets mehr oder weniger nach ihren eigenen Regeln arbeiteten.
Parallel hatte Roger seine Sekretärin Caroline gebeten, eine Liste mit denjenigen Ärzten zusammenzustellen, die in beiden Krankenhäusern Belegbetten hatten. Roger hatte selbst ein paar Datensätze aufgerufen, um zu prüfen, ob diese Information überhaupt verfügbar war. Leider waren die Daten lückenhaft, aber sie unterlagen nicht dem Datenschutz, sodass Caroline versprochen hatte, einen befreundeten Computerfreak um Hilfe zu bitten, der im Krankenhaus arbeitete und oft das Unmögliche möglich machte.
»So, das wär’s«, meinte Rosalyn, schob den letzten, dünnen Stapel Blätter über den Tisch in Rogers Richtung und schlug mit der Hand darauf. »Hier ist die komplette Liste aller Mitarbeiter, die seit Mitte November im St. Francis in der Nachtschicht gearbeitet haben, eine Liste von Mitarbeitern, die zwischen Mitte November und Mitte Januar gekündigt haben oder gekündigt wurden, und eine Liste aller Vollzeitärzte, ebenfalls seit Mitte November. Und schließlich eine Liste unserer Ärzte mit Belegbetten. Brauchen Sie sonst noch was für Ihre Studie? Was ist mit den neuen Mitarbeitern, die ab Mitte November angefangen haben?«
»Die brauche ich nicht«, wehrte Roger ab. »Ich glaube, das müsste für meine Studie reichen.« Er blätterte die Seiten mit den Mitarbeitern seit Mitte November durch und schüttelte verwundert den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung, dass so viele Menschen nötig sind, um ein amerikanisches Krankenhaus am Laufen zu halten.« Er wollte das Gespräch von seiner vermeintlichen Studie ablenken. Rosalyn würde seinen Trick mit ihrem scharfen Verstand schnell durchschauen, wenn er gezwungen wäre, mehr darüber zu erzählen.
»Wie alle AmeriCare-Krankenhäuser ist unsere Personalstärke eher unterdurchschnittlich«, erklärte Rosalyn. »AmeriCare hat es wie alle Pflegemanagementbetriebe gemacht, die ein Krankenhaus übernehmen: Gleich als Erstes wird in jeder Abteilung das Personal reduziert. Ich weiß das, weil diese unvermeidliche Aufgabe an mir hängen blieb. Ich war für eine beträchtliche Anzahl von Kündigungsschreiben verantwortlich.«
»Das muss hart gewesen sein«, meinte Roger in unbewusst besorgtem Ton. Er legte die Liste zur Seite und blickte auf diejenige mit den Mitarbeitern, die das St. Francis verlassen hatten. Sie war viel länger, als er erwartet, aber nicht so detailliert, wie er gehofft hatte, weil sie nicht angab, in welcher Schicht die einzelnen Mitarbeiter beschäftigt gewesen waren, ob sie gekündigt worden waren oder selbst gekündigt hatten und wohin sie gegangen waren. »Ich bin überrascht, dass die Fluktuation so stark ist. Ist das repräsentativ?«
»Im Großen und Ganzen ja, aber die Zahl könnte leicht erhöht sein, weil in dem Zeitraum, für den Sie sich interessieren, Weihnachten und Silvester liegen. Wenn jemand die Stelle wechseln und gleichzeitig etwas Auszeit nehmen will, ist das eine sehr beliebte Zeit dafür.«
»Das scheinen ja vor allem Krankenschwestern zu sein.«
»Leider, so sieht die Realität aus. Es gibt einen ernsthaften Mangel an Pflegekräften, wodurch sie in einer guten Position sind. Wir werben ständig
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