Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
haben. Ich habe für Sie die Erlaubnis bekommen, dass Sie kurz hineingehen und sie sehen dürfen, sofern Sie das auch wollen.«
»Ich würde Laurie gern sehen«, sagte Jack. »Aber sagen Sie, war es jetzt tatsächlich eine Eileiterschwangerschaft?«
»Ja«, antwortete Laura. »An der Engstelle des Eileiters, ziemlich nahe an der Gebärmutterwand, weswegen wahrscheinlich die Blutung so stark war. Der Eileiter selbst sah sehr anomal aus, sodass wir ihn zusammen mit dem rechten Eierstock herausgenommen haben. Linker Eileiter und Eierstock wirken allerdings völlig normal – Lauries Fruchtbarkeit sollte also nicht bedeutend eingeschränkt sein.«
»Sie wird sich freuen, das zu hören«, sagte Jack. Jetzt, da er wusste, dass es Laurie wieder besser ging, war er selbst überrascht, welche Gefühle die missglückte Schwangerschaft in ihm ausgelöst hatte. Er war traurig, auch wenn er gedacht hatte, er würde erleichtert sein, wie Laurie ihm unterstellt hatte. Obwohl Trauer immer unangenehm war, hatte sie in seiner Situation etwas Positives, weil ihm dadurch klar geworden war, dass er viel eher als noch vor ein paar Tagen bereit war, wieder ein Kind zu haben.
Laura führte ihn in den Haupttrakt der OP-Station. Mehrere Frauen saßen an der Schwesternstation über Unterlagen gebeugt. An der gegenüberliegenden Wand hing eine riesige Tafel, auf der mit Filzstift links die Nummern aller OP-Zimmer und in den Spalten daneben die Namen der Patienten, Anästhesisten, Chirurgen, OP-Schwester, Instrumentenschwester und die Art des Eingriffs eingetragen waren. Acht Operationen waren noch im Gange, Lauries Name war durchgestrichen.
Der Aufwachraum, ein großes, grellweißes Zimmer mit jeweils acht Betten auf jeder Seite, lag gleich hinter der Schwesternstation. An jedem Bett standen zahlreiche Instrumente und Bildschirme zur Kontrolle und Versorgung der Patienten nach der Operation. Nur vier der sechzehn Betten waren belegt. Trotz des grellen Lichts und des hektischen Treibens schienen alle Patienten zu schlafen. Jedem war eine eigene Pflegekraft zugeordnet, die ununterbrochen alles prüfte, von den Lebensfunktionen bis zur Urinmenge, von der Atmung bis zur Temperatur. Alle Daten wurden auf Klemmbretter geschrieben, die am Bett befestigt waren. Dazwischen korrigierten sie die Infusionen, prüften den Wundsekretabfluss oder holten Infusionsflaschen und Medikamente aus dem Schrank. Am zentralen Schreibtisch saß eine stämmige, bieder wirkende Stationsschwester mit gekräuseltem, blondem Haar. Sie wirkte eher, als führte sie hier ein Polizeikommando. Laura stellte die beiden einander vor. Sie hieß Thea Papparis.
»Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass Sie nur ein paar Minuten bleiben können«, erklärte Thea in herrischem Ton.
»Ich bin dankbar, dass Sie mich überhaupt hier reinlassen«, erwiderte Jack mit für ihn untypischem Respekt vor den Vorschriften. Unter normaleren Umständen hätte er bürokratische Erlasse nur als Anhaltspunkt gesehen, doch da Lauries Versorgung in diesem Fall möglicherweise von seinem Verhalten abhing, war er besonders umsichtig, was schon daran zu erkennen gewesen war, dass er sich zurückgehalten hatte, ohne Erlaubnis in den OP-Saal zu rennen.
»Ihre Frau ist wirklich nett, Doktor«, sagte Thea. »Sie ist sogar noch unter dem Einfluss der Narkosemittel charmant.« Kurz widmete sie sich einem Monitor über ihrem Schreibtisch. Einer der Patienten hatte einen zusätzlichen Herzschlag mit kompensatorischer Pause. Jack warf einen Blick auf Laura, die ihn übertrieben schuldbewusst anschaute, weil sie mit dem Ehestatus geflunkert hatte, um Jack in den Aufwachraum hineinschleusen zu können.
Thea widmete sich wieder ihren Besuchern. »Was habe ich gerade gesagt? Ach ja! Ihre Frau ist wirklich liebenswürdig. Die meisten Patienten hier sind ja völlig neben der Spur, und manche können ziemlich unkooperativ und streitsüchtig sein. Aber Ihre Frau nicht. Sie ist wirklich pflegeleicht.«
»Vielen Dank, dass Sie sich so gut um sie kümmern«, bemerkte Jack.
»Das ist unsere Aufgabe«, erwiderte Thea.
Laura gab Jack ein Zeichen, ihr zu dem Bett zu folgen, das ganz hinten an der Wand stand. Ein Pfleger mit der beeindruckenden Tätowierung einer Meerjungfrau auf dem linken Oberarm stellte Lauries Infusion ein. Sie bekam auch eine weitere Bluttransfusion.
»Wie geht’s ihr, Pete?«, fragte Laura und warf einen kurzen Blick auf das Klemmbrett, bevor sie neben das Bett trat.
»Sanft wie ein Lamm«, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher