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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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störe«, entschuldigte sich Lauries Vater. In seiner vollen Stimme schwang ein leichter britischer Akzent mit, obwohl er nie in England gelebt hatte.
    »Nein, du störst mich nicht«, beruhigte ihn Laurie. »Ich sitze hier an meinem Schreibtisch.« Sie platzte schier vor Neugier, warum ihr Vater sie anrief, widerstand aber der Versuchung, direkt zu fragen, aus Angst, sie könnte unfreundlich wirken. Ihr Verhältnis war nie besonders gut gewesen. Als egozentrischer, arbeitssüchtiger Herzspezialist, der nicht nur von sich, sondern auch von seiner Umwelt Perfektion erwartete, war er emotional distanziert und in der Regel nicht greifbar. Laurie hatte vergeblich versucht, zu ihm durchzudringen, indem sie in der Schule und bei anderen Aktivitäten immer eine der Besten gewesen war, denn ihrer Meinung nach war es das, was er wollte. Leider hatte es nie funktioniert. Dann war ihr Bruder gestorben, wofür ihr Vater ihr die Schuld in die Schuhe geschoben hatte, und die Sparflamme, auf der ihre Beziehung vor sich hin köchelte, war noch weiter heruntergedreht worden.
    »Ich bin im Krankenhaus«, sagte er, als würde er übers Wetter reden. »Ich bin hier mit deiner Mutter.«
    »Was macht Mutter denn im Krankenhaus?«, erkundigte sich Laurie. Dass ihr Vater im Krankenhaus war, war nichts Besonderes. Er hatte sich zwar aus seiner Privatpraxis zurückgezogen, arbeitete aber trotz seiner über achtzig Jahre immer noch regelmäßig im Krankenhaus. Laurie hatte keine Ahnung, was er dort tat. Ihre Mutter ließ sich dort nie blicken, obwohl sie in mehreren Vereinigungen Stiftungsgelder für das Krankenhaus sammelte. Soweit Laurie sich erinnerte, war ihre Mutter das letzte Mal vor fünfzehn Jahren zu ihrem zweiten Facelifting dort gewesen, und auch damals hatte Laurie erst später davon erfahren.
    »Sie wurde heute Morgen operiert«, berichtete Sheldon. »Ihr geht’s gut. Eigentlich ist sie ziemlich munter.«
    Laurie richtete sich auf. »Operation? Was ist passiert? War es ein Notfall?«
    »Nein. Der Eingriff war geplant. Deiner Mutter wurde eine Brust amputiert. Sie hat Krebs.«
    »Du meine Güte!«, brachte Laurie raus. »Ich hatte ja keine Ahnung. Ich habe doch erst am Samstag mit ihr geredet. Sie hat nichts von einer Operation oder von Krebs erzählt.«
    »Du kennst deine Mutter und weißt, wie sie unangenehmen Themen aus dem Weg geht. Sie hat besonderen Wert darauf gelegt, dass du dir keine unnötigen Sorgen machst, und wollte warten, bis die Angelegenheit vorbei ist.«
    Laurie blickte ungläubig zu Riva. Da die beiden Schreibtische nah beieinander standen, verstand Riva auch das, was am anderen Ende der Leitung gesagt wurde. Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Krebs in welchem Stadium?«, wollte Laurie wissen.
    »In einem ganz frühen Stadium ohne Metastasen«, erklärte Sheldon. »Es läuft alles gut. Die Prognose ist hervorragend, obwohl sie sich noch weiter behandeln lassen muss.«
    »Und du sagst, es geht ihr gut?«
    »Sehr gut sogar. Sie hat schon etwas gegessen und läuft wieder zu ihrer alten Form auf, das heißt, sie kommandiert herum.«
    »Kann ich mit ihr sprechen?«
    »Das wäre im Moment ziemlich schwierig. Ich bin gerade nicht in ihrem Zimmer, sondern auf der Schwesternstation. Es wäre schön, wenn du sie heute Nachmittag besuchen könntest. Es gibt dann noch eine Sache, die ich bei der Gelegenheit mit dir besprechen wollte.«
    »Ich mache mich sofort auf den Weg.« Laurie legte auf und drehte sich zu Riva.
    »Stimmt es, dass du keine Ahnung davon hattest?«, vergewisserte sich Riva.
    »Keinen blassen Schimmer. Und ich habe erst Samstagmorgen mit ihr telefoniert. Sie hat nicht die geringste Andeutung gemacht. Ich weiß nicht, ob ich wütend, verletzt oder traurig sein soll. Eigentlich ist das ziemlich erbärmlich. Was für eine kaputte Familie! Ich kann’s einfach nicht glauben. Ich bin fast dreiundvierzig und Ärztin, und meine Mutter behandelt mich in puncto Krankheiten immer noch wie ein Kind. Kannst du dir das vorstellen? Sie wollte nicht, dass ich mir unnötige Sorgen mache.«
    »Unsere Familie ist da ganz anders. Alle wissen alles über alle anderen. Es ist genau das andere Extrem, aber das ist auch nicht das Wahre. Ich glaube, die Lösung liegt irgendwo in der Mitte.«
    Laurie stand auf und reckte sich. Ihr war leicht schwummrig. Die Müdigkeit hatte sich als Rache für das lange Sitzen am Schreibtisch zurückgemeldet. Schließlich holte sie den Mantel, der hinter der Tür hing. Als sie

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