Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
auch. Ich sag dir was: Ich hol dich bei dir zu Hause ab, um halb sieben. Okay?«
»Du kannst mich aber auch beim Restaurant abholen«, erwiderte Franco. Er wollte später nicht auf sein Auto verzichten. »Um diese Zeit bekommt man davor ja immer einen Parkplatz.« Er legte auf und schwang die Füße aus dem Bett. Es würde wohl ein langer Tag, immer in dem Versuch, Angelos rastlosen Eifer zu bremsen, vor allem angesichts der Tatsache, dass es kein Spaziergang würde, eine Staatsbeamtin umzulegen, die in einem relativ gesicherten Umfeld arbeitete.
Adam Williamson war nach dem ersten Klingeln am Apparat. Vor allem während eines Auftrags hatte er einen Schlaf wie eine nervöse Katze und war schon bei der kleinsten Störung sprungbereit.
»Mr Bramford, es ist sechs Uhr, wie gewünscht. Die Wettervorhersage: Bewölkt, begleitet von möglichen Regenschauern bei einer Höchsttemperatur von siebzehn Grad Celsius.«
Adam bedankte sich beim Weckdienst und bestellte gleich anschließend beim Zimmerservice ein amerikanisches Frühstück mit Obstsaft, Eiern, Schinken, Bratkartoffeln und Kaffee. Bei Aufträgen wie diesem, bei denen man der Zielperson zu Hause oder am Arbeitsplatz auflauern musste, wusste man nie, wann man wieder etwas zu essen bekam. Seine Auftraggeber stellten ihm zur Unterstützung seiner Arbeit regelmäßig Autokennzeichen, die im jeweiligen Bundesstaat ausgestellt waren, sowie eine passende Firmenbeschriftung für die Türen seines Range Rover zur Verfügung. In diesem Fall handelte es sich um einen Innenausstattungs- und Antiquitätenladen in der 10 th Street namens Biedermeier-Himmel.
Mit dem zufriedenstellenden Gefühl, dass alles in Ordnung war, betrat Adam die Dusche. Seit seiner Rückkehr aus dem Irak hatte er sich immer nur in Augenblicken wie diesem als ganzer Mensch gefühlt: Er hatte eine Mission, und alles lief genau nach Plan. Besser ging es eigentlich gar nicht, höchstens, wenn er ein paar seiner Kumpels aus der Delta Force, die ihn auf seiner letzten, schicksalhaften Militärmission begleitet hatten, dabeihaben könnte. Aber natürlich stand der Höhepunkt noch bevor. Das war der Augenblick, wenn er den Mord beging.
Beim Betreten des Angels Orthopedic Hospital blieb Laurie ein paar Schritte hinter Jack. Um 6.15 Uhr war hier eindeutig mehr los als nachmittags gegen halb drei. Jack trat an den Informationsschalter, und Laurie blieb dicht bei ihm. Es gab zwar einen legitimen Grund für ihre Anwesenheit, aber sie wollte auf keinen Fall irgendeine Konfrontation heraufbeschwören, wie sie im Fall eines unglückseligen Zusammentreffens mit Angela Dawson oder Cynthia Sarpoulus durchaus denkbar gewesen wäre. Bei Loraine Newman wäre es vielleicht etwas anderes gewesen, aber selbst sie hätte sich womöglich verpflichtet gefühlt, die anderen zu verständigen. Schließlich waren sie ihre Vorgesetzten.
Jack wurde in den ersten Stock geschickt. Während sie auf den Fahrstuhl warteten, registrierte er Lauries unruhige Wachsamkeit.
»Was, zum Teufel, ist denn in dich gefahren?«, wollte er wissen. »Du kommst mir vor wie ein Eichhörnchen, das Angst hat, dass gleich ein Hund um die Ecke kommt.«
»Ich habe dir doch erzählt, dass ich gestern hier nicht besonders zuvorkommend behandelt worden bin. Deshalb möchte ich der Vorsitzenden oder dieser Hygienespezialistin lieber nicht über den Weg laufen.«
»Jetzt sei doch nicht so paranoid. Du hast absolut das Recht, hier zu sein.«
»Das kann ja sein, aber ich will auch keinen Streit deswegen anfangen.«
Im ersten Stock angekommen, gelangten sie ohne Mühe in den Wartebereich für präoperative Untersuchungen. Die Einrichtung erinnerte eher an das Wohnzimmer eines Landhauses als an eine Klinik. Sogar die Bezeichnung »Wartebereich« war eigentlich unpassend, da es praktisch keine Wartezeit gab. Zwar sollte am morgigen Tag eine ganze Anzahl von Patienten operiert werden, doch Personal war genügend vorhanden. Jack und Laurie hatten sich noch nicht einmal hingesetzt, da wurde Jack schon zur Blutabnahme in einen Untersuchungsraum gerufen.
»Hast du dein Handy dabei?«, sagte Laurie zu Jack.
»Aber natürlich. Wieso?«
»Ich meines auch. Ich husche mal schnell nach oben ins pathologische Labor. Ruf mich an, falls ich nicht rechtzeitig wieder da bin.«
Jack zwinkerte ihr zu. »Dann willst du die Wartezeit also konstruktiv nutzen?«
»So könnte man sagen«, meinte Laurie.
War Laurie zunächst noch daran gelegen gewesen, unerkannt zu
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