Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
einer Cannoli Siciliani übersät.
»Ich stimme Franco zu, es ist eine Herausforderung«, sagte Angelo. »Leider ist sie aus ihrer alten Wohnung in der 19 th Street ausgezogen, sonst wäre es ein Spaziergang geworden. Womöglich müssen wir rauskriegen, wo sie wohnt, aber vorerst sollten wir es weiter bei der Gerichtsmedizin versuchen. Franco hat insofern recht, als wir mehr Leute brauchen, vor allem, wenn wir uns auch den Freund schnappen müssen, wogegen ich nichts einzuwenden hätte. Und wir brauchen einen zweiten Lieferwagen.«
»Wieso denn das?«, wollte Vinnie wissen.
»Zur Absicherung. Als zweites Fahrzeug, falls mit der Entführung irgendwas schiefläuft.«
Vinnie nickte und starrte unentwegt Angelo an. Niemand sagte ein Wort, während Vinnie grübelte.
»Auch ich wünsche mir in dieser Angelegenheit absolute Sicherheit«, sagte Vinnie schließlich. »Damals ist es mir fast so vorgekommen, als hätte sie neun Leben, und mit den beiden Krankenhäusern in der unmittelbaren Umgebung müsste ein Schuss schon sehr genau sitzen. Das würde mal wieder passen wie die Faust aufs Auge: Wir verpassen ihr einen sauberen Schuss, und die retten ihr das Leben. Schnappt sie euch, und schafft sie aus dem Weg, ein für alle Mal. Und was den zweiten Lieferwagen angeht: Wir haben mehr als genug davon. Seid ihr um die Mittagszeit wieder beim OCME? Wir haben nicht noch eine Woche Zeit, wenn ihr versteht, was ich meine.«
»Darüber sind wir uns im Klaren«, meinte Angelo. Er war froh, dass Vinnie sich nicht für die einfachste Lösung entschieden hatte. Je länger Angelo darüber nachdachte, desto größer wurde seine Entschlossenheit, Frau Dr. Laurie Montgomery ein langsames Dahinscheiden zu bescheren.
»Bist du damit einverstanden?«, fragte Vinnie Franco.
»Es spricht schon vieles dafür«, gab Franco mürrisch zu. »Aber eine Sache macht mir Bauchschmerzen.«
»Was denn?«
»Bei allem gebührenden Respekt, aber Angelo ist für meinen Geschmack einfach ein bisschen übermotiviert. Heute Morgen, nachdem wir unseren Posten geräumt hatten, mussten wir bei einem Baumarkt vorbeifahren und einen großen Eimer und ein paar Säcke Blitzzement kaufen. Ich werde immer ganz nervös, wenn so viele Emotionen im Spiel sind. Ich meine, für ihn ist das Ganze eine persönliche Racheaktion und nicht einfach ein Job. Wenn so viel Emotion im Spiel ist, dann passieren Fehler. Man kann nicht mehr richtig nachdenken.«
Mit spöttischem Lächeln wandte sich Vinnie an Angelo. Es war eindeutig zu erkennen, dass er nichts gegen Angelos Rachepläne einzuwenden hatte. Aber gleichzeitig wusste Vinnie auch, dass Franco recht hatte.
»Du willst die Montgomery also erst eine Weile zappeln lassen, bevor du sie ins kalte Wasser wirfst?«
»So ungefähr«, gab Angelo zu.
»Was sagst du zu Francos Einwand, dass Fehler passieren, wenn zu viele Emotionen im Spiel sind und man innerlich zu sehr beteiligt ist?«
»Ich werd’s mir merken und mich zusammenreißen.«
Vinnie wandte sich wieder Franco zu. »Zufrieden?«, meinte er fragend.
Franco nickte. »Wenn er auf mich hört.«
Vinnie nickte ebenfalls und blickte Angelo an. »Ihr zwei seid ein Team. Redet miteinander! Geht kein Risiko ein! Bleibt cool!«
Angelo nickte.
»Also gut«, sagte Vinnie dann. »Damit ist die Entscheidung gefallen. Freddie und Richie, holt einen zweiten Lieferwagen. Bleibt miteinander in Kontakt und haltet mich auf dem Laufenden.«
»Alles klar!«, sagten die Männer einstimmig, während sie von der Sitzbank rutschten.
Als alle gegangen waren, ließ Vinnie sich von Paolo Salvato noch einen Espresso bringen. Dann saß er allein in dem stillen, verlassenen Restaurant und dachte daran, was Angelo mit Laurie Montgomery vorhatte. Es war ein perfekter Plan, und er stellte sich vor, wie es wäre, wenn er auch mit dabei sein könnte. Nach all dem Ärger, den sie ihm bereitet hatte, hätte er sie damals nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis am liebsten eigenhändig umgelegt. Aber er hatte es gelassen, weil Lou Soldano ihm ausdrücklich eingeschärft hatte, dass er sich für den Fall, dass Laurie etwas zustoßen sollte, höchstpersönlich auf Vinnies Fährte setzen würde. Seither waren jedoch zehn Jahre vergangen, und das war genug, fand Vinnie.
Kapitel 20
4. April 2007, 11.44 Uhr
Laurie hatte auch die letzte Obduktion des heutigen Tages abgeschlossen und hastete aus dem Saal. Ihre beiden letzten Fälle hatten mehr Zeit in Anspruch genommen als erwartet, und sie
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