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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Lesen fertig war, musste sie die Augen fest zukneifen und sie mehrmals hintereinander auf und zu klappen. Sie wusste so gut wie gar nichts über Amöben im Allgemeinen oder die Acanthamoeba im Speziellen. Also holte sie Harrisons Principles of Internal Medicine aus dem Bücherregal und schlug hastig unter Acanthamoeba nach. Es gab nur einen kurzen Eintrag innerhalb eines längeren Artikels über Infektionen durch infizierte Amöben. Es wurde zwar erwähnt, dass Acanthamoeba Hirnhautentzündung verursachen können, aber von Lungenentzündungen war nicht die Rede. Außerdem war zu lesen, dass das Institut für Infektionskrankheiten ein mit dem Farbstoff Fluorescein versetztes Antiserum zur exakten Diagnose besaß. Das könnte durchaus hilfreich sein, um Dr. Wileys Urteil zu bestätigen, überlegte Laurie.
    Sie stellte das Nachschlagewerk ins Regel zurück und suchte nach einer zweiten Informationsquelle. Da sie nichts Brauchbares entdeckte, setzte sie sich vor den Bildschirm und gab das Stichwort Acanthamoeba bei Google ein. Die Suche ergab zahlreiche Treffer. Sie klickte einen eher allgemeinen Eintrag an.
    Mit wachsender Unruhe überflog sie den ersten Teil des Artikels. Demnach handelte es sich bei der Acanthamoeba um einen weit verbreiteten Einzeller, der in der Erde und im Frischwasser anzutreffen ist. Es folgte eine Beschreibung seiner wichtigsten Eigenschaften, zum Beispiel die Tatsache, dass er bakterivor ist, sich also von Bakterien ernährt, und dass er in seltenen Fällen auch beim Menschen Infektionen auslösen kann. Im nächsten Absatz wurde dieser Aspekt ausführlich beschrieben, und Laurie überflog ihn nur.
    Doch dann fiel ihr Blick auf die Überschrift des nächsten Abschnitts: Acanthamoeba und MRSA! Unter der Wirkung eines kräftigen Adrenalinschubs las Laurie eine ausführliche Darstellung dessen, was Dr. Wiley schon angedeutet hatte, dass nämlich erst kürzlich nachgewiesen worden war, dass Acanthamoeba von MRSA-Bakterien infiziert und zum Brutkasten umfunktioniert werden können. Doch was Wiley nicht erwähnt hatte, war, dass die MRSA-Erreger, die der Amöbe entschlüpften, sehr viel aggressiver waren als andere. Dann hatte Laurie das Gefühl, als ob ihr ein heftiger Stromstoß durch sämtliche Glieder fuhr, als sie las, dass MRSA-Erreger sich mithilfe MRSA-infizierter Acanthamoeba-Zysten auch über die Atemluft verbreiten können!
    Sie ließ sich gegen ihre Stuhllehne sinken und starrte mit leerem Blick auf ihren Bildschirm. Jetzt fehlten ihr die Worte. Sie ganze Zeit über hatte sie geglaubt, dass MRSA sich nicht über die Atemluft übertragen ließ, jetzt wurde ihr klar, dass das nicht stimmte, sodass sämtliche Szenarien hinsichtlich der Verbreitung der MRSA-Erreger plötzlich wieder auf dem Tisch lagen. Ganz besonders galt das für die Möglichkeit, dass die Klimaaggregate der Angels-Kliniken etwas damit zu tun haben könnten.
    Laurie versuchte sich wieder ein wenig zu beruhigen, auch wenn das alles andere als einfach war. Sie musste nachdenken, und das war schwierig, wenn der Puls raste und einem die Ideen wild und ungeordnet im Kopf umherjagten. Sie holte ein paarmal tief Luft, und dann fiel ihr ein, dass es noch einen anderen Grund gegeben hatte, der gegen eine Infektion auf dem Luftweg gesprochen hatte: Die Patienten atmeten nach der Narkose gar keine Raumluft mehr ein, sondern wurden aus Gasflaschen oder mit gefilterter Luft direkt aus der Leitung versorgt.
    Laurie dachte darüber nach. Das war doch wirklich eindeutig, oder etwa nicht? Während die Angst, dass ihre Befürchtungen berechtigt sein könnten, stetig größer wurde, griff sie zum Telefon. Auch wenn Viertel vor acht so ungefähr der schlechteste Zeitpunkt war, um einen Anästhesisten anzurufen, weil all die Halbacht-Patienten gerade ihre Narkose bekamen, wählte Laurie eine Nummer im Manhattan General Hospital. Sie hatte bei einem früheren Fall mit dem dortigen Chef-Anästhesisten, Dr. Ronald Havermeyer, zusammengearbeitet, der außerordentlich hilfsbereit war. Er würde ihr garantiert gerne Auskunft geben und könnte ihr genau sagen, ob die Patienten tatsächlich keine OP-Luft einatmeten. Außerdem war es angesichts seiner Position als Abteilungsleiter gut möglich, dass er jetzt am Schreibtisch saß und verfügbar war.
    Nervös trommelte Laurie mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte, als könnte sie damit das Zustandekommen der Verbindung beschleunigen.
    »Havermeyer«, meldete sich schließlich eine Stimme.
    Laurie

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