Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
hat, beispielsweise, dass er sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hat und im Augenblick in irgendeiner Absteige seinen Rausch ausschläft.«
»Können wir vielleicht irgendwie feststellen, ob er das Acht-K abgeschickt hat oder nicht?«, erkundigte sich Angela unsicher.
»Nicht, dass ich wüsste«, gab Bob zurück. »Wir werden wohl einfach abwarten müssen, ob die Bombe explodiert.« Er stieß ein freudloses Lachen aus.
»Falls Ihnen doch noch etwas einfällt, dann lassen Sie’s mich wissen«, sagte Angela. »Je früher, desto besser, damit wir unsere Rechtsabteilung darauf vorbereiten können. Wir müssen uns auf jeden Fall eine vernünftige Erklärung einfallen lassen, wieso wir das Formular nicht schon früher eingereicht haben. Vielleicht können Sie sich dazu das eine oder andere überlegen, Bob.«
Bob nickte.
»Was ist mit Pauls Sekretärin?«, fragte Carl. »Hat sie etwas von ihm gehört?«
»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Bob.
»Vielleicht sollten wir sie fragen«, sagte Angela und griff nach dem Telefon. »Wie heißt sie?«
»Amy Lucas«, sagte Carl.
Angela bat Loren, Amy Lucas anzurufen und sie so schnell wie möglich in ihr Büro zu bitten. Dann schaute sie auf ihre Armbanduhr. Es war zwanzig nach zwölf, gut möglich also, dass sie gerade Mittagspause machte.
»Was ist denn der Anlass für die Blumen hier?«, wollte Carl jetzt wissen. »Ich hatte schon gehofft, sie hätten etwas mit Ihrem Versuch von heute Morgen zu tun, neues Kapital zu beschaffen.«
»Schön wär’s«, erwiderte Angela. »Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, wer mir diese Blumen geschickt hat und wieso.«
»War denn keine Karte dabei?« Bob ließ nicht locker.
»Das schon«, meinte Angela, »aber sie war mir keine Hilfe.« Sie griff nach dem Umschlag, holte die Karte hervor und reichte sie über den Schreibtisch. Carl nahm sie entgegen, und die beiden Männer schauten sie sich an.
»Was soll denn das heißen, ›der Ausgenutzte‹?«, fragte Carl.
»Keine Ahnung«, gab Angela zu. »Sie glauben doch nicht, dass es irgendetwas mit Paul Yang zu tun haben könnte, oder?«
Die beiden Männer schüttelten den Kopf. Carl gab ihr die Karte zurück. Angela zerbrach sich noch einen Augenblick lang den Kopf darüber, doch dann klingelte ihr Telefon. Das war Loren, die ihr mitteilte, dass Miss Lucas jetzt da sei.
»Schicken Sie sie rein«, sagte Angela und legte die geheimnisvolle Karte beiseite.
Loren machte die Tür auf, ließ die Sekretärin eintreten und zog die Tür wieder ins Schloss.
Amy Lucas war eine etwas verwahrlost wirkende Mittzwanzigerin. Sie war zart gebaut, und ihr blasser Teint wurde durch Aknepickel auf beiden Wangen verunstaltet. Ihre wuscheligen blonden Haare mit den lindgrünen Strähnchen wurden am Hinterkopf von einer großen Spange aus Schildplatt zusammengehalten. Sie trug ein einfaches, bis zum Hals hinauf zugeknöpftes Hemdkleid, das ihr jugendliches, beinahe vorpubertäres Erscheinungsbild noch zusätzlich unterstrich. Die vor dem Körper verschränkten Hände verrieten ihre Nervosität.
Da Angela die junge Frau noch nie gesehen hatte, stellte sie sich kurz vor und bedankte sich für ihr schnelles Kommen.
»Kein Problem«, erwiderte Amy. »Ich weiß, wer Sie sind.«
»Gut. Sicher kennen Sie dann auch diese beiden Herren.«
Amy nickte, ohne ein Wort zu sagen.
»Nur, damit Sie sich nicht unnötig Sorgen machen: Wir haben Sie hierher gerufen, um Ihnen ein paar Fragen über Ihren Chef, Paul Yang, zu stellen.«
Angesichts ihrer eigenen Überreiztheit war Angela sich nicht ganz sicher, aber sie hatte den Eindruck, als sei ihr Versuch, Amy zu beruhigen, fehlgeschlagen. Die Hände der Frau, die vorher noch so ruhig gewesen waren, fingen an, einander zu kneten. Ausgehend von Bobs Bemerkung über Pauls Vergangenheit durchzuckte Angela plötzlich der unwillkürliche Gedanke, ob Paul und Amy möglicherweise eine Affäre hatten oder gehabt hatten.
»Was für Fragen denn?«, wollte Amy jetzt wissen. Ihre Blicke huschten gehetzt zwischen den drei Personen im Zimmer hin und her.
»Haben Sie ihn heute schon gesehen?«
»Nein!«, sagte Amy ein bisschen zu schnell, wie Angela fand.
»Hat er Sie angerufen oder sonst irgendwie Kontakt zu Ihnen aufgenommen?«
Amy schüttelte den Kopf.
»Hat er gestern Abend vielleicht erwähnt, dass er heute Früh nicht kommen wollte?«
»Nein.«
Angela blickte zu Bob und Carl und machte eine kurze Pause, falls sie eine Frage stellen wollten. Als sie nicht
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