Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
reagierten, wandte Angela ihre Aufmerksamkeit wieder Amy zu.
»Wissen Sie, was das Formular Acht-K der Börsenaufsichtsbehörde zu bedeuten hat?«
»Ich glaube schon.«
»Hat Paul Yang Sie in letzter Zeit gebeten, ein solches Formular auszufüllen?«
»Ja, vor ungefähr zehn Tagen.«
»Wurde es auch abgeschickt?«
»Das weiß ich nicht. Von mir jedenfalls nicht. Er hat mir ausdrücklich verboten, es abzuschicken.«
»Haben Sie das Formular an Ihrem PC ausgefüllt?«
»Nein, er wollte, dass es nur auf seinem Laptop ist.«
»Ich verstehe«, erwiderte Angela. »Ist der Laptop in seinem Büro?«
»Nein, den nimmt er immer mit nach Hause.«
»Dann hat er ihn also auch gestern Abend mitgenommen?«
»Ja, genau wie immer.«
Angela blickte wieder zu den beiden Männern hinüber, doch sie hatten wieder keine Fragen.
»Danke für Ihren Besuch, Amy«, sagte Angela.
»Gern geschehen«, erwiderte Amy. Nach einem winzigen Zögern drehte sie sich um und ging zur Tür.
»Amy!«, rief Angela hinterher. »Falls Sie etwas von Paul Yang hören, dann lassen Sie es uns wissen.«
»Selbstverständlich«, lautete Amys Antwort, dann war sie verschwunden.
»Tja«, meinte Angela, »das war doch ein bisschen seltsam.«
»Wieso?«, sagte Carl.
»Sie kam mir irgendwie übernervös vor.«
»Das wäre ich auch, wenn man mich ins Chefbüro bestellen würde«, sagte Carl.
»Kann sein«, erwiderte Angela. »Was mir am meisten Sorgen macht, ist dieses ausgefüllte Acht-K in dem Laptop, den der vermisste Paul vermutlich bei sich hat.«
»Das überrascht mich nicht«, sagte Bob. »Es spricht für sein systematisches Vorgehen. Dass es auf seinem Laptop ist, heißt noch lange nicht, dass er es auch abgeschickt hat.«
»Na ja, ich hoffe jedenfalls, dass er bald wieder auftaucht«, sagte Angela. »Das wäre dann wohl alles für den Augenblick.«
Die beiden Männer standen auf und stellten ihre Stühle wieder an die Wand.
»Vergessen Sie nicht, unseren furchtlosen Kapitalmakler anzurufen, damit er uns so schnell wie möglich das Geld überweist«, sagte Angela, als sie in der Tür waren.
Bob winkte ihr über die Schulter hinweg zu, zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
»Und sagen Sie mir sofort Bescheid, sobald Sie etwas von Paul Yang hören oder sehen!«
»Wird gemacht«, sagten die Männer, während die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
Seufzend blickte Angela zum Fenster hinaus. Sie wünschte, sie hätte heute Morgen keinen Kaffee getrunken. Bei allem, was gerade los war, wurde dessen normalerweise angenehm anregende Wirkung ungefähr hundertmal verstärkt. Als plötzlich das Telefon klingelte, sprang sie buchstäblich in die Luft. Sie atmete tief ein, um etwas zur Ruhe zu kommen, und nahm den Hörer ab. Roger Naughton war am Apparat. Angelas Pulsschlag beschleunigte sich. Dieser Anruf konnte entweder etwas sehr Gutes oder etwas sehr Schlechtes bedeuten. Entweder wollte er sie wissen lassen, dass die Bank ihnen den so dringend benötigten Überbrückungskredit bewilligt hatte, was wirklich fantastisch wäre, oder er wollte sie darüber informieren, dass die Bank einen oder mehrere der laufenden Kredite kündigen wollte, was einer allumfassenden Katastrophe gleichkäme. Das Letztere war vermutlich wahrscheinlicher. Mit deutlich spürbarer Beklommenheit drückte sie auf die Taste unterhalb des blinkenden Lichts und meldete sich so zuversichtlich, wie sie nur konnte.
»Bitte entschuldigen Sie die Störung«, sagte Roger.
»Sie stören nicht«, versicherte ihm Angela. Sie musste sich beherrschen, um nicht sofort mit der Frage loszuplatzen, ob er gute oder schlechte Nachrichten für sie hatte.
»Ich wollte Ihnen nur noch einmal sagen, dass ich mich wirklich sehr über Ihren Besuch heute Morgen gefreut habe.«
»Nun ja, ich habe mich auch gefreut, Sie zu sehen«, erwiderte Angela verwirrt. Was für eine merkwürdige Eröffnung.
»Und ich wollte Ihnen deutlich machen, wie sehr ich bedaure, dass ich Ihnen bei Ihren kurzfristigen Liquiditätsschwierigkeiten nicht weiter entgegenkommen kann.«
»Ich verstehe«, sagte Angela, und ihre Verwirrung wurde größer.
»Ich habe Ihr Anliegen wie versprochen weitergeleitet.«
»Mehr kann ich nicht verlangen.«
Es entstand eine Pause. Angela biss auf die Zähne und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
»Ich hätte da eine Bitte«, sagte Roger. »Vielleicht gehe ich damit einen Schritt zu weit, daher möchte ich mich schon im Voraus dafür entschuldigen. Aber ich habe mich gefragt,
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