Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
kümmert.«
»Das sehen wir genauso, aber jetzt ist sie gewarnt und weiß, dass man ihr nach dem Leben trachtet. Ich glaube, wir sollten das Problem lieber von unserer Seite aus angehen.«
»Das will ich Ihnen auch geraten haben!«, knurrte Shashank. »Schließlich möchte ich nicht, dass Sie sich auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause ständig umschauen müssen.« Mit diesen Worten legte er auf.
Ramesh ließ den Hörer auf die Gabel fallen und schaute zu Naresh hinauf, der sein Telefonat ebenfalls beendet hatte.
»Noch nichts«, sagte Naresh. »Aber sie haben mit den Ermittlungen auch kaum begonnen. Es wird nicht einfach werden. Es gibt eine Menge privater akademischer Ärzte, die Belegbetten in nichtakademischen Privatkliniken unterhalten, und zwar in der Regel in mehr als einer. Das liegt daran, dass sie ihren Patienten gerne mehrere Behandlungsorte zur Auswahl anbieten möchten. Außerdem nimmt jeder Einzelne immer nur einige wenige Patienten an, weil sie nämlich eigentlich gar keine Privatbehandlungen durchführen dürften.«
»Ich kann davon ausgehen, dass Ihre Leute weiter dranbleiben?«
»Auf jeden Fall. Was soll ich denn jetzt machen?«
»Bleiben Sie dieser Hernandez auf den Fersen. Angeblich soll heute eine Freundin von ihr hier ankommen, eine Kriminalpathologin. Vergessen Sie nicht: Es darf keine Obduktion geben. Glücklicherweise haben wir in diesem Fall das Gesetz auf unserer Seite.«
Kapitel 28
Donnerstag, 18. Oktober 2007
16.32 Uhr
Neu-Delhi, Indien
C al hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Füße auf der Ecke des Bibliothekstisches abgelegt. Santana hatte ihm einen ganzen Stapel Artikel aus verschiedenen US-Zeitungen zum Thema »Medizinischer Tourismus« besorgt. Sie alle befassten sich mit den drei CNN-Berichten über die Todesfälle in Neu-Delhi und den entsprechenden Meldungen in den Nachrichtensendungen der drei großen Fernsehsender. Die Leute waren ganz wild darauf. Cals Favoriten waren die Berichte, die die persönlichen Geschichten von Menschen miteinbezogen, die bereits gebuchte Reisen, vorwiegend nach Indien, aber auch nach Thailand, wieder abgesagt hatten.
Jetzt, wo plötzlich alles so reibungslos lief, hätte Cal eigentlich überglücklich sein müssen, war er aber nicht. Die Sache mit dieser Hernandez bereitete ihm schon den ganzen Tag Bauchschmerzen. Früh am Morgen hatte er schon den Anästhesisten und den Pathologen angerufen und war mit ihnen noch einmal das gesamte hypothetische Succinylcholin-Szenario durchgegangen. Die beiden Ärzte hatten nicht das leiseste Misstrauen erkennen lassen und sich in gewisser Weise sogar mit Vorschlägen überboten, wie der teuflische Plan narrensicher gemacht werden könnte.
Nachdem die Telefonkonferenz beendet war, hatte er sich wieder sicherer gefühlt. Doch das hatte bedauerlicherweise nicht lange angehalten, und die Sorgen hatten langsam, aber sicher wieder von seinem Bewusstsein Besitz ergriffen. Wodurch war diese lästige Medizinstudentin bloß so misstrauisch geworden? Selbst wenn Jennifer Hernandez abreisen würde, würden andere kommen, die genauso neugierig waren und über dieselbe geheimnisvolle und für ihre Pläne womöglich tödliche Schwachstelle stolpern könnten.
»He, Mann!«, ließ sich Durell von der Bibliothekstür her vernehmen.
Cal winkte ihm zu. »Was gibt’s?«
»Willst du dir mal unseren neuen Firmenwagen ansehen? Dann komm mit nach draußen.«
»Warum nicht«, erwiderte Cal. Er ließ die Füße auf den Boden plumpsen und stand auf.
Da fiel die Vordertür der Villa krachend ins Schloss.
»Kann das noch ein paar Minuten warten?«, bat Cal. »Wenn das Veena und Samira sind, dann will ich mir kurz anhören, was sie zu erzählen haben. Ich kann den ganzen Tag an nichts anderes denken als an diese Hernandez. Du hast völlig recht: Wir sollten rauskriegen, was genau ihr Misstrauen erweckt hat. Ich schätze mal, es hat irgendwas mit ihrem Medizinstudium zu tun, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was das sein soll. Ich habe sogar mit den beiden Ärzten in Charlotte, North Carolina, telefoniert, die wir zu Anfang mal konsultiert haben. Aus meiner Sicht haben wir wirklich alles bedacht.«
»Wir sollten das auf alle Fälle herausfinden«, sagte Durell. »Sonst machen wir uns bloß ständig irgendwelche Gedanken, verstehst du, was ich meine?«
»Ich verstehe genau, was du meinst«, meinte Cal zustimmend, als Veena, Samira und Raj die Bibliothek betraten. Sie waren gut
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