Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
du dir denn überlegt?«, wollte Durell wissen. Er hielt Cal die Haustür der Villa auf.
»Ich habe gedacht, ich könnte Sachin anrufen, unseren Mr Motorradjacke. Mit Veenas Vater ist er ja wunderbar klargekommen. Er hat mich gestern angerufen, deshalb komme ich drauf. Am Mittwoch hat er bei Basant Chandra vorbeigeschaut, und der Kerl hat sofort Panik gekriegt. Sachin schätzt, dass er ihn jetzt ein paar Wochen lang in Ruhe lassen kann. Ich glaube, Jennifer Hernandez würde er mit links erledigen. Das ist ja viel einfacher.«
»Was soll er denn deiner Meinung nach tun?«
»Sie abgreifen und hierherbringen. Wir könnten sie so lange in diesem Raum unter der Garage einsperren, bis sie redet.«
»Und dann?«, wollte Durell wissen. Sie standen jetzt neben einem weinroten Toyota Land Cruiser. Er hatte schon etliche Kilometer auf dem Buckel und eine ganze Anzahl Beulen, aber die Gebrauchsspuren schienen ihm einen gewissen Charakter zu verleihen.
Cal fuhr mit der rechten Hand sanft über das metallene Äußere des Autos und umrundete es einmal komplett, wobei seine Fingerkuppen den Kontakt zum Wagen hielten. Dann machte er die Fahrertür auf und schaute hinein. Das Innere machte einen ähnlich gebrauchten Eindruck wie das Äußere.
»Der gefällt mir«, sagte Cal. »Wie läuft er denn?«
»Ganz gut. Hat bisher einem Architekturbüro gehört, als Baustellenfahrzeug.«
»Perfekt«, erwiderte Cal beruhigt und klappte die Tür wieder zu.
»Und was willst du mit dieser Hernandez anstellen, wenn sie dir gesagt hat, was du hören willst?«
»Nichts. Ich würde Sachin anheuern, damit er sie verschwinden lässt. Ich will gar nicht so genau wissen, wie, aber ich schätze, dass sie dann irgendwo auf dem Grund der Müllhalde landet.«
Durell nickte. Wie viele Menschen dort wohl schon verschwunden waren? Es war so einfach.
»He, Mann! Das ist ein tolles Auto«, sagte Cal, und seine Laune wurde schlagartig besser. Er verpasste einem der Vorderreifen einen Fußtritt. »Genau das Richtige für den Notfall. Gut gemacht.«
»Danke.«
Kapitel 29
Donnerstag, 18. Oktober 2007
22.32 Uhr
Neu-Delhi, Indien
M itsamt ihren Spritzenutensilien ging Laurie zu einer der Flugzeug-Toiletten. Sie verriegelte die Tür und breitete ihre Sammlung mit Gonadotropin-Ampullen auf dem winzigen Regal aus. Geschickt zog sie die vorgeschriebene Menge des follikelstimulierenden Hormons auf und injizierte sich dann gleichermaßen geschickt den Inhalt der Spritze an der Außenseite des Oberschenkels unter die Haut. Um halb elf Uhr abends indischer Zeit war es in New York 13.00 Uhr, also nur eine Stunde später als üblich. Im Augenblick befanden sie sich über Nordwestindien und würden bald mit dem Landeanflug auf Neu-Delhi beginnen.
Als sie mit der Injektion fertig war, betrachtete Laurie sich im Spiegel. Sie sah furchtbar aus. Ihr Haar war ein einziges wirres Durcheinander, und die dunklen Augenringe reichten fast bis zu den Mundwinkeln hinab. Das Schlimmste aber war, dass sie sich einfach generell schmutzig fühlte. Das war aber auch kein Wunder. Da war zunächst einmal der Nachtflug nach Paris gewesen, in dessen Verlauf sie lediglich ein paar Stunden Schlaf bekommen hatte. Dann der dreistündige Aufenthalt, den sie hauptsächlich für den Weg zum nächsten Gate benötigt hatten. Und jetzt noch dieser achtstündige Flugmarathon. Was sie dabei am meisten aufregte, war, dass Jack problemlos schlafen konnte. Das war einfach so ungerecht!
Laurie sammelte die verbrauchten Sachen ein und steckte sie in den Müll. Die gebrauchte Nadel wanderte zurück in ihre Handtasche, in der sie die Medikamente und die frischen Spritzen aufbewahrte. Sie wusch sich die Hände und betrachtete erneut ihr Spiegelbild. Alles andere wäre auch kaum möglich gewesen, da die Wand hinter dem Waschbecken der Miniatur-Toilette zum größten Teil aus Spiegelfläche bestand. Wie sich diese überraschende Reise wohl auf ihre Fruchtbarkeitsodyssee auswirken würde? Sie hatte nicht die geringste Ahnung, warum sie bislang noch nicht schwanger geworden war, und hoffte, dass der Flug das Problem, was immer es sein mochte, nicht noch zusätzlich verstärkte.
Schließlich machte sie die Tür auf und verließ das Bad. Dabei merkte sie, dass sie, angefangen bei ihrer Reaktion auf Jacks Schlaf bis hin zu ihren Überlegungen bezüglich ihrer Nicht-Schwangerschaft, schon wieder angefangen hatte, sich aufzuregen. Also versuchte sie ganz bewusst, sich wieder abzuregen. Hoffentlich
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