Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen
zum zweiten, um ihnen eine gewisse Erfahrung im Umgang mit US-Patienten zu ermöglichen. Man ging davon aus, dass diese beiden Maßnahmen eine Beschäftigung in einer indischen Privatklinik erleichtern würden.
Alles war glücklicherweise genau nach Plan verlaufen. Im Augenblick arbeiteten sechs Zweierteams in sechs verschiedenen indischen Privatkliniken, die ganz auf den Medizintourismus ausgerichtet waren. Was die Unterbringung anging, so waren alle verpflichtet, in einer Villa im Diplomatenviertel von Neu-Delhi zu wohnen, die von Nurses International angemietet worden war. Die Familien der Krankenschwestern hatten darauf zunächst sehr unwillig reagiert, aber da das Gehalt weiterlief, hatten die Proteste bald nachgelassen.
Nach der ersten Arbeitswoche hatten alle den Wunsch geäußert, schon früher als nach den vereinbarten sechs Monaten nach Kalifornien zurückzukehren. Dann erhielten sie die Anweisung, Patientendaten aus den Zentralrechnern ihrer jeweiligen Kliniken zu kopieren. Damit wollte man Infektionsraten, misslungene Operationen und mögliche Todesfälle statistisch erfassen, um die Zahlen in einer späteren Anzeigenkampagne verwenden zu können. Zu Cals und der anderen großer Verwunderung stellte keine einzige Krankenschwester dieses Vorgehen in Frage, und sie brachten wunderbarerweise sehr viele Daten mit nach Hause. Doch dann war das Unglück über sie hereingebrochen. Es war etwas geschehen, womit kein Mensch gerechnet hatte. Die Statistiken erwiesen sich als sehr gut, in manchen Einrichtungen sogar als absolut überragend.
Ein paar Tage lang waren Cal und Petra niedergeschlagen und ratlos. Sie hatten eine Menge Geld ausgegeben, um ihr ausgeklügeltes Spionagesystem zu installieren, und jetzt spürten sie so langsam einen gewissen Druck. Sie mussten auch Resultate bringen. Raymond Housman hatte sogar vor einer Woche insgeheim einen Repräsentanten geschickt, um zu erfahren, wann denn nun endlich etwas passieren würde. Anscheinend stiegen die Verluste durch den Medizintourismus weiter an und näherten sich langsam einem kritischen Punkt. Cal hatte baldige Ergebnisse in Aussicht gestellt, da beim Besuch des Bevollmächtigten die ersten Patientendaten hereingekommen waren.
Schließlich hatte Cal mithilfe seiner Kreativität und seines unbedingten Siegeswillens eine zweite Idee entwickelt. Wenn sich als Grundlage für eine negative Anzeigenkampagne keine schlechten Statistiken finden ließen, warum dann nicht mithilfe ihrer fünften Kolonne selbst für schlechte Ausgänge und unglückliche Verläufe sorgen und diese Geschichten in Echtzeit an die Medien weiterleiten? Cal hatte während seiner Tätigkeit am Firmensitz von SuperiorCare in Charlotte, North Carolina, einen Anästhesisten und einen Pathologen kennengelernt. Ohne dass diese Verdacht geschöpft hätten, hatte er sie ausgehorcht und sich dann für Succinylcholin als ideales Mittel zur Herbeiführung eines schnellen Todes entschieden. Dazu brauchte man am besten Patienten, die schon einmal irgendwelche Herzprobleme gehabt hatten und denen bei der Narkose unter anderem auch Succinylcholin verabreicht worden war. Sie sollten dann am Abend des Operationstages eine zusätzliche Dosis des muskellähmenden Medikaments verabreicht bekommen. Cal hatte sich versichert, dass das Mittel nicht nachgewiesen werden konnte. Falls doch, dann würde man davon ausgehen, dass es sich um Überreste von der Narkose handelte. Das Beste aber war, dass die Ärzte aufgrund der Herzprobleme, die bei diesen Patienten bereits früher aufgetreten waren, sofort die Diagnose Herzinfarkt stellen würden.
Sobald Cal und Petra einen vollständigen Plan ausgearbeitet hatten, legten sie ihn Durell und Santana vor. Durell war sofort einverstanden, aber Santana zögerte. Sie sah einen gewaltigen Unterschied zwischen dem Diebstahl geheimer Daten auf der einen und der Ermordung von Menschen auf der anderen Seite. Doch irgendwann gab sie schließlich nach, zum Teil aufgrund der Begeisterung der anderen, zum Teil, weil alle, auch sie, unbedingt den Erfolg wollten, zum Teil, weil sie sich überzeugen ließ, dass die Verschwörung nicht entdeckt werden konnte, und zum Teil auch deshalb, weil es nur eine begrenzte Zahl an Opfern geben sollte. Der Hauptgrund war jedoch, dass sie, genau wie die anderen, glaubte, dass dies die einzige Möglichkeit war, um Nurses International vor dem Untergang zu retten. Bei diesem Gespräch stellte sich auch heraus, dass sie alle Nurses International
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