Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
gekommen war, das Schlachtfeld entdeckt hatte und sich versteckt hielt? Das schien unwahrscheinlich. Ben beschlich das schlimme, immer stärker werdende Gefühl, dass Satoshi, genau wie seine Familie, bereits tot war.
Während der Rettungswagen auf der Pleasant Lane wendete, fuhren noch mehr Polizeiautos vor, allerdings ohne dieselbe Dringlichkeit wie die ersten. Ben bemerkte, dass diese Einsatzwagen von der Bergen County Police kamen.
Nur einen Moment später hielt hinter der Bergen County Police ein Zivilfahrzeug und einige weiße Vans. Auf den Seiten der Vans konnte man lesen: ABTEILUNG FÜR ÖFFENTLICHE SICHERHEIT NEW JERSEY, GERICHTSMEDIZINISCHES INSTITUT. Aus einem der Polizeiautos stieg ein Detective in Zivil. Er war mittelgroß und untersetzt gebaut, mit einem Schopf brauner Haare, die an seinen Schläfen ergraut waren. Er war deutlich jemand, den man ernst nehmen musste – einer dieser Menschen, die auf ruhige, selbstverständliche Weise Autorität, Entschlossenheit und Intelligenz ausstrahlten.
Er ging direkt auf Ben zu, der sofort misstrauisch wurde, und sagte zu ihm: »Ich bin Detective Lieutenant Tom Janow von der Bergen County Police.«
Ohne auf eine Erwiderung zu warten, wandte er sich Sergeant Higgins zu. »Ist dies der Mann, der den Notruf abgesetzt hat?«
»Ja, Sir!«
»Warum trägt er Handschellen?«
Sergeant Higgins zögerte, offensichtlich überrumpelt von dieser Frage. »Lieutenant Briggs hat angeordnet, ihn abzuchecken und ihm Handschellen anzulegen.«
»Aus welchem Grund?«
»Äh … weil es sich hier um Massenmord handelt.«
»Ein Massenmord, der offensichtlich vor ein oder zwei Tagen stattgefunden hat, wenn ich mich nicht irre«, sagte Tom. Sein Tonfall blieb ruhig und sachlich, ohne seine Gefühle zu offenbaren oder gar Schuldzuweisungen zu transportieren.
»Äh … das ist richtig«, gab der Sergeant zu.
»Nehmen Sie ihm die Handschellen ab!«, befahl Tom ruhig.
Nachdem Ben von den Handschellen befreit worden war, verfolgte er die Effizienz des Bergen-County-Einsatzkommandos. Während die Fort Lee Police weiterhin damit beschäftigt war, den Umkreis zu sichern, bereitete die Bergen County Police alles vor, um den Tatort zu untersuchen. Neben den Beamten in Zivil waren dort eine Handvoll uniformierte Polizisten beschäftigt, zusätzlich einige Tatortermittler und medizinische Techniker vom gerichtsmedizinischen Institut von Bergen County. Die Techniker bereiteten sich auf das Betreten des Hauses vor, indem sie bioprotektive Schutzkleidung anzogen, ein paar wählten zusätzlich ein Atemgerät, ähnlich einem Tauchgerät, dann warteten sie ab, dass die örtliche Polizei das Haus für sicher erklärte. Sogar ein Vertreter der Staatsanwaltschaft von Bergen County war mit einem Zivilfahrzeug erschienen, hatte sich Detective Lieutenant Janow vorgestellt und um Erlaubnis gebeten, bei Bens Befragung anwesend zu sein, was der Detective sofort genehmigte.
»Entschuldigen Sie bitte die Sache mit den Handschellen«, sagte Tom zu Ben. Es hatte ein kleines Problem mit dem Schlüssel gegeben.
Ben nahm Toms Entschuldigung an. Als er die Leichen entdeckt hatte, waren ihm einige Bedenken über seinen Status gekommen, aber dass er als Verdächtiger angesehen werden könnte, war ihm niemals in den Sinn gekommen. »Ich werde doch nicht verdächtigt, oder?«, fragte er und rieb sich dabei die Handgelenke. Darüber wollte er Sicherheit, schließlich war er schon nervös genug.
»Noch nicht«, sagte Tom. »Wir sollten unsere Unterhaltung lieber in Ihrem Auto fortsetzen. Das wäre sicher angenehmer.«
Ben stimmte dem Vorschlag, seinen Wagen zu benutzen, zu, allerdings war ihm seine Sorge nicht ganz genommen. Tom nahm auf dem Beifahrersitz Platz, während Ben hinter das Lenkrad kletterte. Der Ermittler der Staatsanwaltschaft setzte sich auf die Rückbank hinter Tom.
Tom holte Block und Stift heraus und begann die übliche Litanei an Fragen zu Bens Identität und Hintergrund. Er schrieb Bens Antworten sehr schnell mit. Im Verlauf der Befragung stieg Bens Achtung vor der Professionalität des Mannes noch höher. Toms systematische, auf Erfahrung beruhende und lässige Art, eine Befragung durchzuführen, machte deutlich, dass er zwar sehr wohl wusste, was er tat, die Prozedur aber wie beiläufig erscheinen ließ. Innerhalb weniger Minuten waren sie von Bens Personalien zu seinem persönlichen Hintergrund zu den Umständen übergegangen, die Ben veranlasst hatten, an diesem speziellen Tag zum
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