Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
kümmern, aber ich bin mir sicher, bis zu seiner Pensionierung wird er darüber hinweg sein.«
Lou kicherte. »Und das habe ich angerichtet?«
»Na, ich glaube eher nicht, jedenfalls nicht, wenn es sich um Dick Katzenburg handelt.«
»Katzenburg wird es nicht das Geringste ausmachen«, warf Laurie ein. Sie hatte bei vielen Gelegenheiten mit dem Chef der Behörde in Queens zusammengearbeitet. Das New Yorker Gerichtsmedizinische Institut hatte vier Niederlassungen. Die mit der Adresse First Avenue 519 war für Manhattan und die Bronx zuständig, außerdem gab es weitere Häuser in Queens, Brooklyn und Staten Island, die alle ihr eigenes Einzugsgebiet hatten.
»Eine Schusswaffenverletzung«, sagte Lou.
»Hey, Arnold!«, rief Jack. »Kann ich das SW-Opfer haben?«
Letzten Endes hatte Arnold als Bereitschaftsdienst das letzte Wort darüber, welcher Arzt welchen Fall zugeteilt bekam. Einige der Ärzte hatten besondere Interessen, vor allem, wenn sie ein bestimmtes forensisches Thema untersuchten. Andere wiederum hatten persönliche Abneigungen, und niemand mochte verweste Körper, die daher rotierend verteilt wurden.
»Ist mir völlig schnurz«, grummelte Arnold und warf Jack passiv-aggressiv die Akte zu, als wäre sie ein Frisbee. Es überraschte nicht, dass einige Blätter dabei herausfielen, so dass Jack gezwungen war, sie aufzuheben. »Entschuldigung«, sagte Arnold, aber meinte es nicht so.
Jack fluchte leise vor sich hin, während er einen halb ausgefüllten Totenschein, einen vollständigen Identifikationsvordruck und eine Laborquittung über den erforderlichen HIV-Test aufsammelte. »Arschloch«, murmelte er, als er wieder bei Lou und Laurie stand. Laurie verdeckte mit einer Hand ihr Lächeln. Sie hatte Jack immer gewarnt, Arnold nicht zu provozieren, indem er ihm zeigte, was er von ihm hielt.
»Also, worum geht’s dabei?«, fragte Jack, als er die fehlenden Blätter einsortierte und den Bericht des Gerichtsmediziners las. Er freute sich, dass der Vorfall in die Dienstzeit von Janice Jaeger gefallen war, denn sie arbeitete gründlich und professionell. Typisch für Janice war, dass sie sogar eine Zeichnung angefertigt hatte mit den mutmaßlichen Abständen und Winkeln.
»Der Vorfall betrifft zwei Polizeibeamte nach Dienstschluss. Sie heißen Don und Gloria Morano«, fing Lou an zu erzählen. »Sie haben sich auf der Polizeischule kennengelernt und sind inzwischen verheiratet. Nette junge Leute, gute Polizisten. Sie sind seit gut zwei Jahren auf Streife unterwegs und natürlich immer noch ein wenig grün hinter den Ohren, wie zu erwarten ist. Letzte Nacht, gegen drei Uhr, hörten sie durch ihr Fenster in Bayside das Geräusch von zerspringendem Glas und nahmen korrekt an, dass dies von ihrem neuen Auto, einem Honda, stammte. Jedenfalls sprangen sie aus dem Bett, Gloria schnappte sich ihre Automatik, und sie rannten nach draußen auf die Auffahrt. Dort kamen sie gerade rechtzeitig an, um zuzusehen, wie einige Kids in einen Van stiegen, der neben ihrem eigenen Wagen geparkt war. Später bemerkten sie, dass die Teenager das Navigationssystem aus dem Armaturenbrett des Hondas geklaut hatten. Danach geschah alles blitzschnell. Der Fahrer hielt auf die Moranos zu, die noch immer auf der Auffahrt standen, der Van donnerte direkt auf Don zu, der mitten auf dem Weg stand, Gloria etwas weiter zum Haus hin, links von ihm, im Gras. Kannst du dir das bildlich vorstellen?«
»Ja, mach ich schon …«, sagte Jack.
»Wollte der Fahrer Don überfahren?«, fragte Laurie.
»Das weiß keiner«, räumte Lou ein. »Entweder das, oder es könnte auch ein Fahrfehler von ihm gewesen sein. Er könnte vor Aufregung den Van in den Vorwärts-und nicht in den Rückwärtsgang geschaltet haben. Aber das werden wir nie erfahren. Jedenfalls raste der Wagen auf Don zu, und Gloria schießt ihr Magazin durch die Frontscheibe leer und trifft dabei den Fahrer in die Brust. Er stirbt nicht sofort, sondern stoppt, setzt zurück auf die Straße und stirbt nach ein paar Metern.«
»Und wo ist das Problem?«, fragte Jack mit zusammengezogenen Brauen.
»Das Problem sind die anderen Teenies. Beide beharren darauf, dass der Van niemals vorwärts gefahren sei. Sie haben ausgesagt, dass der Fahrer den Kopf nach hinten gedreht hat, um sie anzusehen, als sie durch die Schiebetür einstiegen. Sie sagen außerdem, dass er sogar den Arm über die Rückenlehne des Vordersitzes gelegt hatte.«
»Okay, ich verstehe«, sagte Jack. »Wenn der Fahrer die
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