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Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Titel: Montgomery & Stapleton 10 - Testphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Anpassungsproblem war und nicht JJ.
    Was ihren Empfang insgesamt beim OCME betraf, hatte Jack recht gehabt. Wirklich jeder, vom Reinigungs-und Sicherheitspersonal bis ganz hinauf zum Chef des Instituts und seinem Stellvertreter hatten sie alle überschwänglich begrüßt. Diese einhellig positiven Reaktionen auf sie hatten ihr das Herz erwärmt, aber ihre beruflichen Ängste hatten sie ihr nicht nehmen können. Wenn überhaupt, waren sie durch den Umstand noch geschürt worden, dass sie keinen Fall zugeteilt bekommen hatte. Sie ertappte sich bei der Vermutung, dass sie – und sie bedeutete: Bingham – ihr damit keinen Gefallen tun und ihr Gelegenheit geben wollten, sich zu akklimatisieren, sondern dass sie davon ausgingen, dass sie diese Arbeit nicht adäquat ausführen konnte. Das eigentliche Problem bestand jedoch darin, dass sie jetzt über Zeit verfügte, mit der sie im Grunde nichts anfangen konnte.
    Laurie ließ ihren Blick durch das Büro schweifen. Normalerweise klebten Post-its oben auf ihrem Computermonitor, an den Seiten und unten am Rand – jetzt war er leer. Auf der Schreibtischecke lagen keine Aktenstapel mit Fällen, die auf weitere Informationen oder Laborberichte warteten, bevor sie abgeschlossen werden konnten. Tatsächlich sah der ganze Raum so sauber aus, dass er beinahe steril wirkte. Das Mikroskop, das allein ohne Objektträger auf seinem Platz stand, sah mit seinen Schutzkappen auf den Okularen am traurigsten aus.
    Laurie war kurz davor, ihre Lektüre aufzugeben, um in den Autopsie-Saal hinunterzugehen, und wenigstens mit Jack und Lou zusammen an deren Fall zu arbeiten. Auf diese Weise hoffte sie, zumindest beteiligt zu sein, wenn sie ihren Teil schon nicht beitragen konnte. Stattdessen schreckte ihr Telefon sie auf, als es das Zimmer hartnäckig mit seinem misstönenden Klingeln füllte. Laurie riss es an sich, als ob sie einen verzweifelten Notruf erwartete, so froh war sie, dass jemand mit ihr reden wollte.
    »Laurie, ich habe ein Problem«, sagte eine Stimme. Sie brauchte einen Moment, um die Stimme von Dr. Arnold Besserman zu erkennen, der heute den gerichtsmedizinischen Bereitschaftsdienst machte und ihr am Morgen einen Fall verweigert hatte. Daher war er mitverantwortlich für ihre Ängste, zumindest in ihren irrationalen und ungerechten Gedankengängen.
    »Ach?«, fragte Laurie. In ihr keimte ein Hoffnungsschimmer. Vielleicht war gerade ein neuer Fall angeliefert worden.
    »Kevin hat sich krank gemeldet und ist nach Hause gegangen«, fuhr Arnold fort. Kevin war Dr. Kevin Southgate, einer von Arnolds Kumpel. Die beiden stritten über alles, besonders über Religion und Politik, obwohl sie sich wirklich mochten. »Ich hatte ihm nur einen einzigen Fall zugeteilt, der wie’s aussieht ganz eindeutig ist: ein offensichtlich natürlicher Tod nach einem Zusammenbruch auf einem Bahnsteig der A-Linie an der 59. Straße. Nur ein Routine-Fall. Na, jedenfalls sagte Kevin, er würde fühlen, dass eine Grippe im Anmarsch ist, und machte sich auf den Nachhauseweg.« Arnold lachte ins Telefon. »Hast du Bingham schon gesehen und wenn ja, kannst du runterkommen und diesen Fall übernehmen? Ich hab zwar gesagt, du würdest heute einen freien Tag haben, aber ich sitze etwas in der Zwickmühle, und du bist die Einzige, die frei ist. Was sagst du?«
    Laurie lächelte. Natürlich wollte sie den Fall, auch wenn sich herausstellen würde, dass es sich hierbei um eine natürliche Todesursache handelte. Eigentlich fand sie sogar, dass ein natürlicher Tod wahrscheinlich ein guter Anfang sein würde. Sie lächelte, weil Arnold nichts darüber gesagt hatte, ob er selbst beschäftigt war oder nicht. Wenn er Bereitschaftsdienst hatte, übernahm er nur sehr selten einen Fall selbst.
    »Wer assistiert mir?«, fragte Laurie, eher aus Neugierde als aus einem anderem Grund.
    »Marvin«, sagte Arnold. »Das wäre dann der nächste Grund, weshalb ich dachte, du würdest den Fall übernehmen wollen.«
    Damit hatte er recht. Marvin Fletcher war Lauries Lieblingsassistent, mit dem sie so oft wie möglich zusammenarbeitete.
    »Ich übernehm den Fall sehr gerne«, sagte Laurie. »Bin gleich da.«
    Sie hielt sich an dieses Versprechen, denn sobald sie den Hörer weggelegt hatte, zog sie ihren Tyvek-Anzug aus weißem Papiervlies, ihre Handschuhe und eine Gesichtsmaske aus Plastik an und machte sich auf den Weg. So ausgestattet, drückte sie die Tür zum Autopsiesaal auf und warf einen Blick in die Runde. Alle acht Tische waren

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