Montgomery u Stapleton 01 - Blind
Ordnung. Niemand hätte es besser machen können, glauben Sie mir."
"Wenn ich Ihnen nicht glauben würde, läge ich jetzt nicht hier", sagte Cerino. "Aber wenn es mir so gut geht und wenn ich ein paar Tage warten muß, was soll ich dann in diesem deprimierenden Zimmer? Ich will nach Hause."
"Es ist besser, wenn Sie bleiben. Sie brauchen Medikamente für Ihr Auge. Und wenn eine Infektion eintreten sollte "
"Ein paar Tropfen kann mir jeder in die Augen geben", sagte Cerino. "Nach allem, was passiert ist, kennt meine Frau sich ganz gut aus. Ich will hier raus!"
"Wenn Sie unbedingt gehen wollen, kann ich Sie nicht halten", sagte Jordan nervös. "Aber achten Sie wenigstens darauf, daß Sie Ruhe haben und sich schonen."
Eine Dreiviertelstunde später schob ein Pfleger Cerino in einem Rollstuhl zu Angelos Wagen. Tony hatte den großen Wagen bereits vor den Krankenhauseingang gefahren. Der Motor lief im Leerlauf.
Cerino hatte die Krankenhausrechnung bar bezahlt, was den Kassierer maßlos erstaunt hatte. Auf ein Fingerschnippen seines Bosses hatte Angelo eine dicke Rolle mit 100-Dollar-Scheinen aus der Tasche gezogen und sie einzeln hingeblättert.
"Hände weg", sagte Cerino, als Angelo ihm aus dem Rollstuhl in den Wagen helfen wollte. "Das kann ich allein. Denkst du, ich bin behindert?" Cerino drückte sich hoch, bis er stand, und schwankte einen Moment bei dem Versuch, seine beachtliche Körperfülle im Gleichgewicht zu halten. Er trug einen Straßenanzug. Über dem operierten Auge hatte er eine Metallklappe mit vielen winzigen Löchern.
Langsam ließ er sich auf den Beifahrersitz gleiten. Er gestattete Angelo, die Tür für ihn zu schließen. Angelo setzte sich nach hinten. Tony fuhr los, nahm jedoch, als er die Straße erreichte, den Bordstein mit. Der Wagen machte einen Satz.
"Jesus Maria!" schrie Cerino.
Tony duckte sich über das Lenkrad.
Sie fuhren durch den Midtown Tunnel auf den Long Island Expressway. Cerino wurde gesprächig.
"Wißt ihr was, Jungs", strahlte er, "ich fühle mich großartig! Nach all den Sorgen und Plänen hat es endlich geklappt. Und wie ich dem Doktor gesagt habe, es war gar nicht so schlimm. Natürlich habe ich den ersten Stich von der Spritze gespürt."
Angelo machte sich auf dem Rücksitz ganz klein. Er hatte von Anfang an Bedenken gehabt, mit in den Operationssaal zu gehen. Als er sah, wie Jordan die Spritze auf Cerinos Gesicht richtete, direkt unter das Auge, wäre er fast ohnmächtig geworden. Angelo verabscheute Spritzen.
"Aber nach der Spritze", erzählte Cerino weiter, "habe ich nichts mehr gemerkt. Ich bin sogar eingeschlafen. Könnt ihr euch das vorstellen? Kannst du dir das vorstellen, Tony?"
"Nein, kann ich nicht", sagte Tony nervös.
"Als ich wach wurde, war es vorbei", sagte Cerino. "Jordan mag ja ein Arsch sein, aber er ist ein Superchirurg. Und wißt ihr was? Ich glaube, er ist clever. Daß er realistisch ist, weiß ich. Wir könnten durchaus ins Geschäft kommen, er und ich. Was hältst du davon, Angelo?"
"Eine interessante Idee", sagte Angelo ohne Begeisterung.
12
Samstag, 7.45 Uhr
Manhattan
Da es Samstag war, hatte Laurie den Wecker nicht gestellt. Doch sie wurde auch so vor acht Uhr wach, weil ihr Alptraum von Shelly sie wieder heimgesucht hatte.
Obwohl sie keinen Bereitschaftsdienst hatte, beschloß sie, ins Institut zu gehen. Trotz ihrer guten Vorsätze hatte sie gestern abend nicht mehr gearbeitet, nachdem Lou sie abgesetzt hatte. Alkohol und Arbeit vertrugen sich bei ihr nicht besonders gut.
Als Laurie aus dem Haus trat, war sie angenehm überrascht von dem frischen Herbsttag. Die Sonne hatte bereits einen matten winterlichen Schein, aber der Himmel war klar, und die Temperatur war erträglich. Der Verkehr und die Abgase auf der First Avenue hielten sich in Grenzen, und Laurie genoß den Spaziergang.
Sofort nach ihrer Ankunft ging sie in das ID-Büro, um sich über die anliegenden Fälle zu informieren. Erleichtert stellte sie fest, daß keine neuen Kandidaten für ihre Überdosisserie dabei waren. Die Liste enthielt nur die üblichen Morde und Unfälle einer Freitagnacht.
Als nächstes ging Laurie ins toxikologische Labor. Sie war froh, keinen Bogen um John DeVries machen zu müssen, er würde an einem Samstag ganz bestimmt nicht dasein. Erfreut stellte sie fest, daß Peter an seinem üblichen Platz vor dem Gaschromatographen saß.
"Noch nichts von einer Verunreinigung zu sehen", berichtete er ihr, "aber mit der riesigen neuen
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