Montgomery u Stapleton 01 - Blind
Schreibtisch zwischen Notizen für Klempner und Elektriker Platz nehmen. Er war sehr hilfsbereit; er wählte sogar Scotts Nummer und reichte Laurie dann den Hörer. Wie sie befürchtet hatte, klang der Mann ganz schlaftrunken, als er sich meldete.
Laurie stellte sich vor und entschuldigte sich, zu einer so ungelegenen Zeit anzurufen. "Ich möchte im Fall VanDeusen ein paar Fragen stellen", fuhr sie fort. "Haben Sie Mr. VanDeusen oder seine Freundin gestern abend gesehen?"
"Nein, das habe ich nicht", sagte Scott.
"Carl hat mir berichtet, daß einer der Mieter Sie wegen Lärm aus der VanDeusen-Wohnung angerufen hat. Um wieviel Uhr war das?"
"Gegen halb drei, drei."
"Welcher Mieter hat angerufen?"
"Ich weiß es nicht", sagte Scott. "Er hat seinen Namen nicht genannt."
"War es einer der unmittelbaren Nachbarn?" hakte Laurie nach.
"Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe die Stimme nicht erkannt, aber das ist nicht ungewöhnlich bei so vielen Mietern."
"Was genau hat er gesagt?"
"Er sagte, aus 10F kämen seltsame Geräusche. Er hatte Angst, es könnte sich jemand verletzt haben."
"Hat er gesagt, er höre die Geräusche, während er anrief? Oder hat er gesagt, er habe sie vor einiger Zeit gehört?"
"Ich glaube, er sagte, er höre sie im Moment."
"Haben Sie bemerkt, daß in der Nacht zwei Männer das Haus verlassen haben?" fragte Laurie weiter. "Zwei Männer, die Ihnen unbekannt waren?"
"Das kann ich nicht sagen. Es kommen und gehen die ganze Nacht Leute. Um ehrlich zu sein, ich achte kaum auf die Leute, die gehen. Genauer sehe ich mir die an, die kommen."
Laurie dankte Scott und entschuldigte sich noch einmal für die Störung. Dann wandte sie sich an Carl und fragte ihn, ob sie auch den Portier sprechen könnte, der früher am Abend Dienst gehabt hatte.
"Selbstverständlich", sagte Carl. "Das muß Clark Davenport gewesen sein." Wieder wählte Carl die Nummer, dann reichte er Laurie den Hörer.
Laurie stellte sich vor, als Clark abnahm.
"Haben Sie gestern abend Mr. George VanDeusen nach Hause kommen sehen?"
"Ja", antwortete Clark. "Er kam gegen zehn mit seiner Freundin."
"Verhielt er sich normal?" fragte Laurie.
"Normal für einen Samstagabend", sagte Clark. "Er war etwas beschwipst. Seine Freundin mußte ihn stützen. Aber sie schienen sich gut amüsiert zu haben, wenn Sie das meinen."
"Waren sie allein?"
"Jawohl", sagte Clark. "Ihre Gäste kamen erst eine halbe Stunde später."
"Hatten sie eine Party?" fragte Laurie überrascht.
"Party würde ich das nicht nennen", meinte Clark. "Es waren nur zwei Männer. Ein großer und ein kleiner."
"Wissen Sie noch, wie diese beiden Männer aussahen?"
Clark mußte überlegen. "Der große hatte eine schlechte Haut, so als ob er als Kind Akne gehabt hätte."
"Haben sie ihre Namen genannt?" fragte Laurie. Sie spürte, wie ihr Puls schneller ging.
"Ja, natürlich", sagte Clark. "Wie hätte ich sonst Mr. VanDeusen anrufen und fragen können, ob sie erwartet würden? Andernfalls hätte ich sie gar nicht hinaufgelassen."
"Wie hießen sie?" fragte Laurie. Sie hatte einen Stift und ein Stück Papier hervorgeholt.
"Das weiß ich nicht mehr", sagte Clark. "An einem Samstagabend kommen mindestens hundert Leute hier rein."
Laurie war enttäuscht. Aber wenn sie auch die Namen nicht erfahren hatte, es war doch ein Fortschritt. Wieder waren zwei Männer am Ort des Geschehens gesehen worden, kurz bevor die Todesfälle sich ereigneten.
"Haben Sie auch gesehen, wie diese Männer wieder gingen?" fragte Laurie.
"Nein", sagte Clark. "Ich hatte kurz danach Dienstschluß."
Laurie dankte ihm und legte auf. Nachdem sie sich sehr herzlich bei Carl für seine Hilfe bedankt hatte, verließ sie das Haus.
Obwohl es regnete und ziemlich kalt war, beschloß Laurie, ein paar Schritte zu laufen, bevor sie ein Taxi rief, um nach Hause zu fahren. Sie wollte überdenken, was sie erfahren hatte und was das für den Fall insgesamt bedeuten konnte.
Die bei weitem wichtigste Entdeckung war das Auftauchen dieser beiden geheimnisvollen Männer. Laurie fragte sich, ob sie vielleicht mit dem Drogenhandel zu tun hatten. Sie fragte sich auch, ob diese Entdeckung ausreichen würde, die Rauschgiftfahnder der Polizei zu interessieren. Sie bekam etwas Hoffnung, daß Lou jetzt, wo sich weitere Gemeinsamkeiten der Fälle zeigten, vielleicht anders urteilen würde.
Laurie wünschte, sie hätte mit dem Mieter sprechen können, der sich über den Lärm beklagt hatte. Was hatte er gehört und wann? Als
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