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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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mit dem Portier, kam zurück und versicherte Laurie, daß niemand in der Wohnung sei. Dann fuhr er mit ihr in den zehnten Stock und schloß ihr die Tür auf. Er trat zur Seite und ließ Laurie zuerst eintreten.
    "Es ist noch nicht saubergemacht worden", sagte Carl, als er Laurie durch die Tür folgte. Laurie bemerkte einen muffigen, fast fischartigen Geruch, als sie die Wohnung betrat.
    Sie warf einen Blick in das Wohnzimmer. Ein alter Couchtisch im Butlerstil mit nur noch drei Beinen lag umgestürzt auf dem Boden, das vierte Bein direkt daneben. Zeitschriften und Bücher waren wahllos auf dem Teppich verstreut; es sah so aus, als wären sie heruntergefallen, als das Bein abgebrochen war. Eine Kristallampe lag zerbrochen zwischen einem Beistelltisch und der Couch. Ein großes Ölgemälde im alten Stil hing schräg an der Wand.
    "Sieht ziemlich wüst aus", sagte Laurie. Sie versuchte, sich den Anfall vorzustellen, der zu einer solchen Zerstörung hatte führen können.
    "So habe ich es vorgefunden, als ich gestern nacht hier reingekommen bin", sagte Carl.
    Laurie ging in die Küche. "Wer hat die Leichen gefunden?"
    "Ich", sagte Carl.
    Laurie war überrascht. "Wieso sind Sie hier gewesen?"
    "Der Nachtportier hat mich angerufen", erklärte Carl.
    Laurie wollte ohnehin nach ihm fragen. Sie hoffte, auch mit ihm sprechen zu können, und sagte es. "Warum hat er Sie angerufen?" fragte sie.
    "Er sagte, ein anderer Mieter habe ihn angerufen und von seltsamen Geräuschen in 10F gesprochen. Der Anrufer machte sich Sorgen, es könnte jemand verletzt sein."
    "Was haben Sie unternommen?" fragte Laurie.
    "Ich bin hergekommen und habe geschellt", erklärte Carl. "Ich habe mehrmals geschellt. Dann habe ich mit dem Generalschlüssel aufgemacht und die Leichen entdeckt."
    Laurie war verwirrt. Irgend etwas an dem Szenario ergab keinen Sinn. Sie erinnerte sich, vor einer Stunde im Untersuchungsbericht gelesen zu haben, daß beide Leichen fortgeschrittene Totenstarre aufgewiesen hatten. Das bedeutete, daß sie schon mehrere Stunden tot gewesen sein mußten.
    "Sie sagten, der Mieter habe den Portier angerufen, weil zu dem Zeitpunkt Geräusche aus der Wohnung kamen? Ich meine zu der Zeit, als er anrief?"
    "Ich glaube schon", sagte Carl.
    Laurie überlegte, wie die anderen Opfer ihrer Serie gefunden worden waren. Duncan Andrews und Julia Myerholtz waren von ihren Partnern gefunden worden. Aber wie war es bei den anderen gewesen? An diese Frage hatte Laurie noch gar nicht gedacht. Jetzt, wo sie es tat, fiel ihr etwas Eigenartiges auf: Alle Opfer waren relativ schnell gefunden worden. Die Leichen waren binnen weniger Stunden entdeckt worden, während alleinstehende Menschen, die unerwartet in ihrer Wohnung starben, in vielen Fällen erst nach Tagen gefunden wurden, manchmal sogar erst, nachdem Nachbarn den Verwesungsgeruch bemerkten.
    Das Bild in der Küche war ihr nur zu vertraut. Der Inhalt des Kühlschranks lag wahllos auf dem Boden verstreut. Die Kühlschranktür stand noch halb offen. Laurie bemerkte den Geruch von verschütteter Milch und verfaulendem Gemüse.
    "Da muß gleich jemand saubermachen", sagte Carl.
    Laurie nickte. Sie verließ die Küche und schaute ins Schlafzimmer. Wieder empfand sie eine tiefe Traurigkeit. Der Anblick der Wohnung, wo diese Menschen gelebt hatten, ließ den Fall noch realistischer erscheinen. Es war leichter, im Leichenschauhaus unbeteiligt zu bleiben als dort, wo die Verstorbenen gelebt hatten. Laurie merkte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten.
    "Kann ich Ihnen noch in irgendeiner Weise helfen?" fragte Carl.
    "Ich würde gern mit dem Nachtportier sprechen", sagte sie, sich zusammenreißend.
    "Das läßt sich ohne weiteres machen", sagte Carl. "Sonst noch etwas?"
    "Ja", sagte Laurie sich umblickend. "Vielleicht sollten Sie die Wohnung doch noch nicht saubermachen lassen. Ich möchte erst noch mit der Polizei sprechen."
    "Die war letzte Nacht schon da", sagte Carl.
    "Ich weiß", sagte Laurie. "Aber ich denke da an jemanden von der Zentrale, der etwas weiter oben rangiert."
    Unten in der Halle besorgte Carl Laurie die Telefonnummer des Nachtportiers. Der Mann hieß Scott Maybrie. Carl bot Laurie an, sein Telefon zu benutzen, wenn sie sofort anrufen wolle.
    "Schläft er um diese Zeit nicht?" fragte Laurie.
    "Er wird es überleben", meinte Carl.
    Carls kleine Wohnung lag im Erdgeschoß und zur Straße hin, während die von VanDeusen auf den East River hinausging. Carl ließ Laurie an seinem vollgepackten

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