Montgomery u Stapleton 01 - Blind
nicht gehört", sagte Paul.
"Du steckst bis zum Hals mit in dieser Geschichte, also komm mir nicht mit solchem Stuß."
"Wann sollen wir starten?" fragte Angelo.
"Heute nachmittag oder abend", sagte Paul. "Wir können nicht warten, bis die Lage noch schlechter wird. Arbeitet der junge Amendola nicht da in dem Leichenschauhaus? Wie heißt er gleich? Die Familie ist von der Bayside."
"Vinnie", sagte Tony. "Vinnie Amendola."
"Genau", sagte Cerino. "Vinnie Amendola. Er arbeitet da. Redet mit ihm, vielleicht kann er helfen. Erinnert ihn daran, was ich für seinen alten Herrn getan habe, als er Ärger mit der Gewerkschaft hatte. Und nehmt das hier." Er zeigte auf die Zeitung.
"Soviel ich weiß, ist ein Foto von der Montgomery in der Zeitung. Nehmt es mit, damit ihr die Richtige erwischt."
Nachdem seine Gäste gegangen waren, wählte Cerino mit seiner automatischen Anlage Jordans Praxis an. Als die Empfangsdame sagte, daß der Doktor operiere, erklärte Cerino ihr, daß er binnen einer Stunde einen Rückruf erwarte. Jordan meldete sich nach fünfzehn Minuten.
"Mir gefällt gar nicht, was sich da tut", sagte Jordan, noch bevor Paul ein Wort sagen konnte. "Als wir über eine Art geschäftliche Zusammenarbeit sprachen, sagten Sie mir, daß es keine Probleme geben werde. Das war vor zwei Tagen, und schon braut sich ein größerer Skandal zusammen. Mir gefällt das nicht."
"Beruhigen Sie sich, Doktor", sagte Cerino. "Jedes Geschäft hat seine Startschwierigkeiten. Bleiben Sie gelassen. Ich wollte mich nur vergewissern, daß Sie keine Dummheit machen, nichts, was Sie bereuen würden."
"Sie haben mich da hineingezogen, indem Sie mir gedroht haben. Ist das die gleiche Einschüchterungstaktik?"
"Ich nehme an, so könnte man es nennen", sagte Paul. "Hängt von dem Standpunkt ab, von dem Sie die Sache betrachten. Ich habe meinerseits gedacht, daß wir von Geschäftsmann zu Geschäftsmann sprechen. Ich wollte Sie nur daran erinnern, daß Sie es mit Profis zu tun haben. Sie sind ja selbst einer."
Der Anruf kam von Binghams Sekretärin. Sie fragte Laurie, ob sie in Dr. Binghams Büro kommen könne. Laurie antwortete, selbstverständlich.
Binghams Gesicht war ernst, als Laurie in sein Büro trat. Laurie sah, daß er sichtlich bemüht war, sich zu beherrschen.
"Ich verstehe Sie wirklich nicht, Doktor", begann Bingham schließlich. Sein Gesicht war hart, seine Stimme fest. "Sie haben bewußt gegen meine Anweisung verstoßen. Ich habe Sie ausdrücklich davor gewarnt, mit Ihren Ansichten an die Öffentlichkeit zu gehen, aber Sie haben sich absichtlich darüber hinweggesetzt. In Anbetracht dieser vorsätzlichen Mißachtung meiner Autorität lassen Sie mir keine andere Wahl, als Ihre Arbeit in diesem Haus als beendet zu erklären."
"Aber Dr. Bingham ", begann Laurie.
"Ich wünsche keine Ausflüchte oder Erklärungen", fiel Bingham ihr ins Wort. "Ich habe nach den Bestimmungen das Recht, Ihnen nach meinem Ermessen zu kündigen, da Sie noch im Probejahr sind. Wenn Sie jedoch schriftlich eine Anhörung in dieser Frage verlangen, werde ich das nicht verhindern. Darüber hinaus habe ich Ihnen nichts zu sagen, Dr. Montgomery. Das ist alles."
"Aber Dr. Bingham ", begann Laurie erneut.
"Das ist alles!" brüllte Bingham. Die winzigen Adern um seine Nasenlöcher weiteten sich und ließen die ganze Nase leuchtendrot anlaufen.
Hastig sprang Laurie von ihrem Stuhl auf und verließ fluchtartig Binghams Büro. Verlegen wich sie den Blicken der Verwaltungssekretärinnen aus, die Binghams Ausbruch zweifellos gehört hatten. Sie ging nach oben in ihr Zimmer und schloß die Tür. Sie setzte sich und blickte auf ihren chaotischen Schreibtisch. Sie war wie gelähmt. Sie hatte sich eingeredet, daß sie nicht gefeuert werden könnte, doch genau das war eingetreten. Sie kämpfte gegen die Tränen an und wünschte sich, ihre Gefühle besser unter Kontrolle zu haben.
Mit zitternden Händen öffnete sie ihre Aktentasche und nahm sämtliche Mappen heraus. Dann packte sie ihre persönlichen Sachen hinein. Wegen der Bücher und ähnlicher Dinge würde sie später noch einmal herkommen müssen. Aus der mittleren Schreibtischschublade holte sie das Blatt mit der Übersicht über die Fallserie und tat es ebenfalls in ihre Aktentasche. Im Mantel, den Schirm unter dem Arm und die Aktentasche in der Hand, machte sie die Tür hinter sich zu und schloß ab.
Sie verließ das Gebäude nicht sofort. Statt dessen ging sie nach unten ins toxikologische Labor zu
Weitere Kostenlose Bücher