Montgomery u Stapleton 01 - Blind
ich nicht schon vor Ihrer kleinen Enthüllung in der Presse genug Streß durch den Polizeichef gehabt hätte, aber dies ist die Krönung des Ganzen."
"Sie haben verdreht, was ich gesagt habe", verteidigte Laurie sich.
"Natürlich", sagte Lou sarkastisch.
"Ich habe nie was von Vertuschung gesagt", fuhr Laurie fort.
"Ich habe nur gesagt, die Polizei habe geglaubt, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Das ist im wesentlichen das, was Sie mir gesagt haben."
"Meine persönliche kleine Unheilstifterin. Als ob Ihre Beschwerde bei der Abteilung Innere Angelegenheiten damals noch nicht gereicht hätte. Sie wollten sichergehen, mir richtig eins auszuwischen."
"Der Anruf damals war berechtigt", erwiderte Laurie hitzig.
"Und da wir gerade von Anrufen reden, viel brutaler hätten Sie kaum noch sein können als gestern bei meinem Anruf. Ich habe allmählich genug von Ihrem oberflächlichen Sarkasmus."
Laurie und Lou starrten sich an, bis Lou aufgab und den Blick senkte. Er trat ins Zimmer und setzte sich.
"Die Bemerkung am Telefon war kindisch", gab er zu. "Ich wußte es in der Sekunde, als ich sie ausgesprochen hatte. Es tut mir leid. Das Problem ist, daß ich eifersüchtig auf den Kerl bin. So, jetzt ist es raus. Was immer von meinem Selbstgefühl noch übrig ist, Sie können jetzt nach Belieben damit herumkicken."
Lauries Zorn ebbte ab. Die Ellbogen auf dem Tisch, ließ sie den Kopf in die Hände fallen. "Und mir tut es leid, wenn ich Ihnen Schwierigkeiten beschert habe", sagte sie, sich die Augen reibend.
"Ich habe das bestimmt nicht gewollt. Aber Sie wissen, wie verzweifelt ich war. Ich mußte etwas tun, um noch in den Spiegel sehen zu können. Ich konnte nicht länger zusehen, daß immer mehr von diesen Leuten sterben; ich mußte etwas dagegen tun."
"Haben Sie gewußt, was für einen Aufruhr Sie verursachen und welche Auswirkungen das Ganze hat?"
"Ich weiß es immer noch nicht richtig", sagte Laurie. "Mir war klar, daß die Geschichte irgendwas bewirken würde, sonst hätte ich sie ja nicht erzählt. Aber ich kannte das Ausmaß nicht. Und ich wußte nicht, daß sie die Fakten verdrehen würden. Und außerdem haben sie sich nicht an meine Bedingung gehalten, namentlich nicht genannt zu werden. Ich habe meinen Chef noch nicht gesehen, aber nach der Art, wie sein Stellvertreter mit mir geredet hat, erwarte ich kein angenehmes Gespräch. Vielleicht werde ich sogar rausgeschmissen."
"Er wird sauer sein", meinte Lou. "Aber er wird Sie nicht rausschmeißen. Er muß Ihre Absicht respektieren, wenn auch nicht Ihre Methoden. Aber er wird dafür ordentlich Zoff kriegen. Er wird nicht sehr glücklich sein."
Laurie nickte. Sie war dankbar für die Beruhigung, daß man ihr wohl nicht kündigen werde.
"Ich würde gern hierbleiben, um zu sehen, wie das alles ausgeht, aber ich muß weg. Auch bei mir ist der Teufel los. Ich mußte nur schnell herkommen und das loswerden. Ich bin froh, daß ichs gemacht habe. Viel Glück bei Ihrem Boß."
"Danke", sagte Laurie. "Ich bin auch froh, daß Sie gekommen sind."
Laurie wollte sich gerade wieder an ihre Arbeit machen, als es an der Tür klopfte. Sie blickte auf und sah Peter Letterman dort stehen.
"Dr. Montgomery?" sagte Peter zögernd.
Laurie bat ihn, näher zu treten, und bot ihm einen Stuhl an.
"Danke", sagte Peter. Er setzte sich und schaute sich im Zimmer um. "Schön haben Sies hier."
"Finden Sie?" fragte Laurie zweifelnd.
"Besser als meine Besenkammer", sagte Peter. "Na ja, ich will Sie nicht zu lange aufhalten. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich in der Probe, die Sie mir von Randall Thatcher hochgeschickt haben, endlich eine minimale Verunreinigung entdeckt habe, oder zumindest eine fremde Verbindung."
"Wirklich?" sagte Laurie aufhorchend. "Was haben Sie gefunden?"
"Ethylen", sagte Peter. "Es war nur eine Spur, da das Gas so flüchtig ist, und bei zwei anderen Fällen, die ich getestet habe, konnte ich es nicht isolieren."
"Ethylen? Das ist seltsam. Ich weiß gar nicht, was ich damit anfangen soll. Ich habe schon mal gehört, daß Ether beim Bilden freier Basen benutzt wird, aber nicht Ethylen."
"Freie Basen werden mit dem Rauchen von Kokain in Verbindung gebracht", sagte Peter, "nicht mit dem Spritzen der Droge, wie die Leute in Ihrer Serie das gemacht haben. Außerdem wird Ether selbst beim Rauchen nur als ein Lösungsmittel zum Extrahieren gebraucht. Ich weiß also nicht, warum Ethylen aufgetaucht ist. Unter Umständen könnte es sogar ein Laborfehler sein.
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