Montgomery u Stapleton 01 - Blind
Tony. "Ich dachte, wir gehen rein."
"Mir gefällt der Gedanke nicht, in das Leichenschauhaus zu gehen", gab Angelo zu.
"Soll ich allein reingehen?" fragte Tony.
"Nein", erwiderte Angelo. "Das gefällt mir noch weniger."
Widerwillig öffnete er die Wagentür und stieg aus. Er zog einen Schirm hinter seinem Sitz hervor und spannte ihn auf. Dann schloß er den Wagen ab.
Beim Sicherheitsbüro fragte Angelo nach Vinnie Amendola.
"Gehen Sie weiter bis zum Büro des Leichenschauhauses", sagte der Wachmann. "Es ist da vorne links."
Angelo gefiel das Leichenschauhaus nicht besser, als er vermutet hatte. Es sah scheußlich aus und roch scheußlich. Sie waren noch keine drei Minuten hier, und schon konnte er es nicht erwarten, wieder nach draußen zu kommen.
Im Büro fragte er erneut nach Vinnie. Er erklärte, daß es etwas mit Vinnies Vater zu tun habe. Der Mann bat Angelo und Tony, zu warten; er werde gleich mit Vinnie zurück sein.
Fünf Minuten später kam Vinnie in seinem grünen Sektionskittel in das Büro. Er machte ein verärgertes Gesicht. "Was ist mit meinem Vater?" fragte er.
Angelo legte einen Arm um Vinnies Schulter. "Können wir uns unter vier Augen unterhalten?" fragte er.
Vinnie sah Angelo mißtrauisch an. "Mein Vater ist seit zwei Jahren tot", sagte er. "Was soll das?"
"Wir sind Freunde von Paul Cerino", sagte Angelo. "Wir sollen Sie daran erinnern, daß Mr. Cerino Ihrem Vater einmal bei der Gewerkschaft geholfen hat. Mr. Cerino hätte jetzt gern einen kleinen Gegendienst. Hier arbeitet eine Ärztin, Laurie Montgomery
"
"Sie arbeitet nicht mehr hier", unterbrach Vinnie ihn.
"Wie meinen Sie das?" fragte Angelo.
"Sie ist heute morgen entlassen worden", erklärte Vinnie.
"Dann brauchen wir ihre Adresse", sagte Angelo. "Können Sie die besorgen? Und denken Sie dran, das geht nur uns beide an. Ich muß das sicher nicht buchstabieren, oder?"
"Ich verstehe schon", sagte Vinnie. "Bleiben Sie hier, ich komme sofort wieder."
Angelo nahm Platz, brauchte aber nicht lange zu warten. Vinnie kam wie versprochen mit Lauries Adresse und sogar ihrer Telefonnummer zurück. Wie er sagte, hatte er die Angaben aus dem Bereitschaftsplan abgeschrieben.
Froh, das Leichenschauhaus verlassen zu können, lief Angelo fast zum Wagen zurück.
"Wie ist der Plan?" fragte Tony, als Angelo den Motor angelassen hatte.
"Günstiger gehts gar nicht. Wir fahren sofort zu ihrer Wohnung. Ist hier in der Gegend."
Fünfzehn Minuten später hatten sie auf der 19th Street geparkt und gingen auf das Haus zu, in dem Laurie wohnte.
"Wie wollen wir vorgehen?" fragte Tony.
"Wir versuchens wie üblich", sagte Angelo. "Mit Polizeimarke. Wenn wir sie erst im Wagen haben, ist alles klar."
In der Vorhalle lasen sie am Briefkasten Lauries Wohnungsnummer ab. Die Haustür war für Angelo kein Hindernis. Zwei Minuten später fuhren sie im Aufzug in den vierten Stock.
Sie gingen direkt zur Wohnungstür und klingelten. Als sich nichts rührte, klingelte Angelo noch einmal.
"Wahrscheinlich ist sie auf der Suche nach einem neuen Job", meinte Tony.
"Sieht nach einem ganzen Satz von Schlössern aus", sagte Angelo, der die Tür untersuchte.
Tonys Blick schweifte von der Tür durch den kleinen Flur und blieb an Debra Englers Tür hängen. Er tippte Angelo auf die Schulter und flüsterte: "Eine der Nachbarinnen beobachtet uns."
Angelo drehte sich um und bemerkte gerade noch Debras prüfenden Blick hinter der einen Spalt geöffneten Tür. Ihre Blicke begegneten sich, und sie schlug die Tür zu. Angelo hörte Riegel und Schlösser einschnappen.
"Mist!" fluchte er.
"Was sollen wir machen?" fragte Tony.
"Gehn wir zum Wagen", sagte Angelo.
Ein paar Minuten später saßen sie in Angelos Wagen, mit Blick auf den Eingang des Hauses. Tony gähnte. Ungewollt gähnte auch Angelo.
"Ich bin kaputt", klagte Tony.
"Ich auch", sagte Angelo. "Ich hatte gedacht, ich könnte heute den ganzen Tag schlafen."
"Meinst du, wir sollten die Wohnung knacken?"
"Ich überlege. Mit all den Schlössern würde das ein paar Minuten dauern. Aber ich weiß nicht, was wir mit der Hexe in der anderen Wohnung machen sollen. Hast du ihr Gesicht gesehen? Stell dir vor, du würdest morgens neben der aufwachen."
"Die Puppe hier sieht nicht schlecht aus", sagte Tony, Lauries Bild in der Zeitung betrachtend. "So was ließe ich mir schon gefallen."
Lou holte sich noch eine Tasse Kaffee. Er wartete im Chirurgenzimmer des Manhattan General Hospital, wo er Jordan schon bei
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