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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einmal fünfminütigem Warten sah Lou zufrieden, wie der Arzt durch das Chirurgenzimmer in den Umkleideraum schlenderte. Lou folgte ihm, den Hut in der Hand und den Mantel über dem Arm. Er blieb auf Distanz, bis Jordan die Operationskleidung in den Wäschekorb geworfen hatte. Lou hatte sich vorgenommen, sich den Mann vorzuknöpfen, wenn er im Unterhemd stand und psychologisch verwundbar war. Lou glaubte daran, daß ein Verhör erfolgreicher lief, wenn der Verhörte sich in einer unterlegenen Situation befand.
    "Hallo, Doktor", sagte er leise. Jordan wirbelte herum. Er war offensichtlich nervös.
    "Entschuldigen Sie", sagte Lou, sich am Kopf kratzend. "Ich falle Ihnen ungern zur Last, aber da ist noch etwas."
    "Was zum Teufel glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?" giftete Jordan ihn an. "Columbo?"
    "Gut geraten", erwiderte Lou. "Ich hätte nicht gedacht, daß Sie darauf kommen. Aber da ich jetzt Ihre Aufmerksamkeit habe, möchte ich Sie noch etwas fragen."
    "Machen Sie’s kurz, Lieutenant", sagte Jordan. "Ich war den ganzen Tag hier eingespannt, und in der Praxis erwarten mich ungeduldig andere Patienten." Er ging zum Waschbecken und drehte den Hahn auf.
    "Als ich zuletzt hier war, habe ich erwähnt, daß alle Patienten, die ermordet wurden, auf eine Operation warteten. Aber ich habe versäumt zu fragen, welche Operation jeweils vorgesehen war. Gut, ich wußte, es sollten irgendwelche Hornhautoperationen sein. Helfen Sie mir auf die Sprünge, Doktor. Was genau wollten Sie mit diesen Leuten machen?"
    Jordan, der sich über das Waschbecken gebeugt hatte, richtete sich auf. Wasser tropfte von seinem Gesicht. Er schob Lou zur Seite, um an die Handtücher zu kommen. Er nahm eins und rieb sich kräftig trocken, so daß seine Haut sich rötete.
    "Sie sollten ein Hornhauttransplantat erhalten", sagte er schließlich und betrachtete sich im Spiegel.
    "Das ist interessant. Die Diagnose war bei allen verschieden, sie sollten aber trotzdem gleich behandelt werden."
    "Das ist richtig, Lieutenant", sagte Jordan. Er trat vom Waschbecken zum Umkleideschrank.
    Lou folgte ihm wie ein Hund. "Ich hätte gedacht, daß unterschiedliche Krankheiten auch unterschiedliche Behandlungen erfordern."
    "Es stimmt, daß die Diagnose für diese Patienten unterschiedlich war", erklärte Jordan. Er begann sich anzuziehen. "Aber der physiologische Defekt war der gleiche. Die Hornhaut war getrübt."
    "Aber heißt das nicht, die Symptome behandeln statt der Krankheit?" fragte Lou.
    Jordan hielt inne, um sein Hemd zuzuknöpfen, und sah Lou erstaunt an. "Ich habe Sie, glaube ich, unterschätzt", sagte er. "Sie haben durchaus recht. Aber beim Auge tun wir häufig genau das. Natürlich muß man, bevor man eine Transplantation vornimmt, die Ursache der Trübung behandeln. Das tut man, damit man einigermaßen sicher sein kann, daß die Probleme im transplantierten Gewebe nicht erneut auftreten, und bei richtiger Behandlung tun sie das im allgemeinen auch nicht."
    "Ist es nicht seltsam, daß alle ermordeten Patienten für die gleiche Operation vorgesehen waren?"
    "Überhaupt nicht", sagte Jordan, der sich weiter ankleidete.
    "Ich bin ein Superspezialist. Mein Fachgebiet ist die Hornhaut. Allein heute habe ich vier solche Fälle gehabt."
    "Ihre Operationen sind größtenteils Hornhauttransplantationen?"
    "Vielleicht neunzig Prozent. In letzter Zeit noch mehr."
    "Was ist mit Cerino?"
    "Das gleiche", erklärte Jordan. "Aber bei Cerino sind es zwei Eingriffe, da beide Augen gleichermaßen betroffen waren."
    "Ach", sagte Lou.
    "Verstehen Sie mich nicht falsch, Lieutenant. Ich bin immer noch schockiert und beunruhigt darüber, daß die Ermordeten Patienten von mir waren. Aber wenn wir von dieser Prämisse ausgehen müssen, ist es absolut nicht überraschend, daß alle für eine Hornhauttransplantation vorgesehen waren. Bei meinen Patienten war das fast automatisch zu erwarten. Gibt es noch etwas, Lieutenant?" Er zog sein Jackett an.
    "Gab es bei den Hornhauttransplantaten, auf die diese Patienten warteten, irgend etwas, das sie von denen anderer Empfänger unterschied?"
    "Nichts", sagte Jordan.
    "Was ist mit Marsha Schulman? Könnte sie in Verbindung mit dem Tod dieser Patienten gebracht werden?"
    "Sie hat nicht auf eine Operation gewartet."
    "Aber sie hat die Leute kennengelernt", sagte Lou.
    "Sie war meine Chefsekretärin. Sie hat praktisch jeden kennengelernt, der in die Praxis kam."
    Lou nickte.
    "Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Lieutenant, ich muß

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