Montgomery u Stapleton 01 - Blind
etwas.
In der Hoffnung, daß ihr Verfolger einige Zeit aufgehalten würde, rannte Laurie weiter zur First Avenue. Sie pries sich glücklich, als gleich das erste Taxi, das sie sah, an den Rand fuhr und hielt. Völlig außer Atem, sprang Laurie hinein und rief dem Fahrer zu, daß sie zur 30th Street wolle.
Während das Taxi beschleunigte, hatte Laurie Angst, sich umzudrehen. Sie zitterte und überlegte, was sie eigentlich getan hatte. Als sie über die Folgen ihres Widerstandes gegen die Staatsgewalt nachdachte, änderte sie ihre Meinung hinsichtlich des Fahrtziels. Sie beugte sich vor und sagte dem Fahrer, daß sie nicht zur 30th Street wolle, sondern zur Polizeizentrale.
Der Fahrer bog wortlos nach links zur Second Avenue ab. Laurie lehnte sich zurück und versuchte, sich zu beruhigen. Ihr Herz raste immer noch.
Auf der stockenden Fahrt zur Second Avenue änderte Laurie ihre Meinung erneut. Aus Angst, daß Lou nicht in der Zentrale sein könnte, entschied sie, daß ihr erstes Fahrtziel doch besser wäre. Hastig beugte sie sich erneut nach vorn und sagte es dem Fahrer. Diesmal fluchte er, bog jedoch links ab und fuhr zur First Avenue zurück.
Wie schon bei der letzten Taxifahrt ließ Laurie auch jetzt den Fahrer von der 30th Street auf den Hof des Leichenschauhauses fahren. Mit Erleichterung stellte sie fest, daß Binghams Wagen nicht mehr da war. Nachdem sie das Taxi bezahlt hatte, lief sie in das Leichenschauhaus.
Tony bezahlte den Fahrer und stieg aus dem Taxi. Angelos Wagen stand, wo sie ihn verlassen hatten. Angelo saß am Steuer. Tony stieg ein.
"Und?" fragte Angelo.
"Ich hab sie verpaßt", sagte Tony.
"Das sehe ich. Wo ist sie?"
"Sie hat versucht, mich abzuschütteln", erklärte Tony. "Sie ließ das Taxi umdrehen. Aber ich bin hinter ihr geblieben. Sie ist zurück ins Institut."
Angelo beugte sich vor und startete den Motor. "Cerino weiß gar nicht, wie recht er hatte, als er sagte, daß die uns Schwierigkeiten machen könnte. Wir müssen sie uns im Institut schnappen."
"Vielleicht ist das sogar leichter", meinte Tony. "Dürften eigentlich nicht viele Leute dort sein um diese Zeit."
"Hoffentlich gehts einfacher als hier", sagte Angelo und schaute nach hinten, bevor er losfuhr.
Schweigend fuhren sie die First Avenue hoch. Eins mußte Angelo Tony lassen: Er war ein guter Sprinter.
Angelo bog in die 30th Street ein, hielt und stellte den Motor ab. Er war nicht begeistert, wieder beim Gerichtsmedizinischen Institut zu sein. Aber welche andere Wahl hatten sie? Es durfte keine weitere Panne mehr geben.
"Wie ist der Plan?" fragte Tony eifrig.
"Ich überlege", sagte Angelo. "Unsere Polizeimarken haben sie offenbar nicht sehr beeindruckt."
Laurie fühlte sich im dunklen, verlassenen Institutsgebäude relativ sicher. Sie ging in ihr Büro und verschloß die Tür. Als erstes wählte sie Lous Privatnummer. Sie war froh, als er gleich beim ersten Klingeln abnahm.
"Ich bin froh, von Ihnen zu hören", sagte Lou, als Laurie sich meldete.
"Nicht so froh wie ich, daß ich Sie erwische."
"Wo sind Sie?" fragte Lou. "Ich habe alle fünf Minuten in Ihrer Wohnung angerufen. Wenn ich den Anrufbeantworter noch einmal höre, fange ich an zu schreien."
"Ich bin in meinem ehemaligen Büro", sagte Laurie. "Es hat einigen Ärger gegeben."
"Schon gehört", sagte Lou. "Ich bedaure, daß man Sie entlassen hat. Ist es endgültig, oder kriegen Sie eine Anhörung?"
"Im Moment sieht es endgültig aus. Aber deswegen rufe ich nicht an. Vor ein paar Minuten sind zwei Männer an meine Wohnungstür gekommen. Es waren Polizisten. Ich habe Angst bekommen und bin weggerannt. Ich glaube, ich sitze ganz schön in der Tinte."
"Uniformierte Polizisten?" fragte Lou.
"Nein", antwortete Laurie. "Sie waren in Zivil."
"Sonderbar", sagte Lou nachdenklich. "Ich kann mir nicht vorstellen, daß zwei meiner Männer zu Ihnen gegangen sind. Wie hießen sie?"
"Ich habe nicht die geringste Ahnung", sagte Laurie.
"Sagen Sie mir nur nicht, Sie hätten nicht nach ihren Namen gefragt", sagte Lou ungläubig. "Das ist ein Witz. Sie hätten sich ihre Namen und Dienstnummern geben lassen sollen und die Polizei anrufen müssen, um es überprüfen zu lassen. Woher wollen Sie überhaupt wissen, ob es wirklich Polizisten waren?"
"Ich habe nicht daran gedacht, mir ihre Namen geben zu lassen", verteidigte Laurie sich. "Ich habe verlangt, ihre Dienstmarke zu sehen."
"Jetzt kommen Sie aber, Laurie", schimpfte Lou. "Sie wohnen schon zu lange in New
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